2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

15.10.: Distrito las Pambas - 2.975 m -

Veröffentlicht: 17.10.2017

15.10.

am abend vorher gab es noch reis mit hühnchenschnitzel, kross gebraten und vorher einen salat. doppelte portion. genau nach meinem wunsch. der lehmfußboden, der glattgezogen war, war so gewachst und  poliert, dass sich fast das ereignis im bano der inka in cajamarca wiederholt hätte. ja - es gäbe auch frühstück - ab halb 7. perfekt.

die nacht in meiner gesunden schlafkammer war ruhig. als ich noch geschrieben habe, fand draussen auf der plaza ein gottesdienst im freien statt. die kirche steht direkt daneben, war aber geschlossen, konnte aber läuten. läuten ist fast zuviel gesagt, es war eine sehr rasche abfolge von glockentönen, die nicht unbedingt schön waren.

es muss sich bei dem gottesdienst auf der plaza um eine freikirchliche veranstaltung gehandelt haben. der redner begann mit einem sehr schrägen gesang, die gemeinde sang mit. leider weiss ich nicht, ob er großen zuspruch hatte. dann begann sein vortrag, der sich so steigerte, dass sich seine stimme überschlug. ob das von natur aus so gegeben war, oder er es als stilmittel eingesetzt hat, weiss ich nicht. ich vermute letzters. dann häuften sich zum ende seines bestimmt anderthalbstündigen vortrages die rufe halleluja, die von der gemeinde wiederholt wurden. für meine begriffe sehr übertrieben, sehr bigott, aber auch sehr indoktrinatorisch. von der art und weise hatte es einen starken bezug zum dritten reich.

an das thema kirche in peru müsste mal ein soziologe ran und seine promotion darüber schreiben. sie spielt hier eine große rolle, wobei ich nicht weiss, ob da die freikirchen überwiegen. aber sie gibt wohl trost - aus meiner verwöhnten deutschen sicht - für das harte und entbehrungsreiche leben. auf der anderen seite kennt es der campesino nicht anders. welche rolle also nimmt diese kirche hier ein? auf autos und lkw - vom bierwagen bis zum containerschlepper - gibt es entweder einen langgezogenen sichtschutz aus folie, der mit botschaften bedruckt ist wie: lies die bibel oder gott ist bei dir, gott hilft dir, gott liebt dich etc. auf den transportern, die große hecktüren haben ist auf einem gemälde jesus mit heiligenschein und im hintergrund untergehender sonne  abgebildet, schaut auf den nachfolgenden verkehr und verkündet sein wort. schon irgendwie grotesk, wenn auf bier- oder müllwagen die sakralen botschaften verbreitet werden.

heute morgen wird hygiene sehr klein geschrieben. zähneputzen geht gerade noch, alles andere wird aufgespart. die intimsphäre spielt hier auf dem land keine rolle. es gibt keine tür. weder zum vorraum, noch zur dusche. ich habe den eindruck, dass das dorf diese toilette mit benutzt. klopapier steht nicht zur verfügung, sondern damit muss sich jeder selbst versorgen.

das frühstück, das ich bekomme ist sehr lecker. eine tortilla mit tomaten, zwiebeln und paprika. dazu einen kaffe con leche. die leche hat den nachteil, dass sie ein paar sekunden zu lange stand und beim servieren schon eine haut hat. es gibt fast nichts schlimmeres als haut auf der milch.

die vepse steht in der toreinfahrt, die etwas abschüssig ist. also muss ich fast alle aufbauten abnehmen und sie mit körperkraft zurückschieben. dann kommt nur eine kleine stufe und ich bin am ende meiner kräfte. ich ruckel hin und her, doch dann kommt ein aufmerksamer mitdreissiger vorbei und hilft mir aus der einfahrt. die plaza ist schon recht bevölkert. die dreirädrigen motorräder stehen schon bereit, um die dorfbewohner auf das feld zu bringen. große säcke mit dem ernteertrag werden aufgeladen - es gibt viel zu tun. frauen in ihrer tracht sitzen in der morgensonne auf dem bürgersteig und verkaufen obst, süsigkeiten etc.
die jugend sitzt auf den bänken, testet den internetempfang, an kirchgang und "glockengeläut" ist nicht zu denken.
das aufpacken meiner vepse gleicht einer kleinen sensation, die nicht offenkundig verfolgt wird, aber aus den augenwinkeln.

ich als gringo, stehe immer unter beobachtung. natürlich auf dem dorf besonders. aber auch in der stadt und in den restaurants, wenn ich bestelle oder bezahlen will. gespräche sterben ab, die hälse wenden sich, während ich versuche der bedienung zu erklären, dass ich organgensaft haben will, oder viel salat.

bevor ich starte fahre ich noch beim commissario vorbei, um mich nach strecke und ihrem zustand zu erkundigen. vor einer halben stunde stand die tür zum büro weit offen. alles unterlagen im zugriff, din A4 formatige bücher, die mich an klassenbücher erinnern, der monitor ist angeschaltet und ich frage mich noch, wie die polizei den kontakt zur aussenwelt halten kann. funk? bei den bergen?
ich frage einen passanten nach dem polizisten. er sei beim frühstücken nebenan.

als ich jetzt wiederkomme gibt es hier gleich drei polizisten. einer sitzt am rechner, die anderen stehen einfach nur rum. ich werde nett begrüßt und ich erkläre mein ansinnen.
bevor ich aber loslegen kann, werde ich gefragt wo ich übernachtet habe. ich zeige auf das haus. hoffentlich hat meine wirtin alles ordnungsgemäß eingetragen. dann läuft eine junge frau über die plaza, über die es auch kommentare gibt. eher fachlich ausgerichtet, wo sie herkäme, wo sie hinginge, was sie vorhabe. das alles klingt mir hier sehr nach kontrolle. ich schaue diskret zur seite. ein kleines dorf mit großem kontrollpotenzial.
wenn ich nicht ausreden darf, weil einer meint meine gedanken zu kennen, werde ich energisch, wenn das aber noch in einer fremden sprache geschieht und ich meine worte mühsam setzen muss, um das satzende zuerreichen - und dann erfolgt die unterbrechung, dann ändere ich die tonlage und damit weiss der andere, dass ich noch nicht fertig bin. so auch hier und es klappt. ich bekomme die tröstliche antwort, dass es später mit der straßenqualität besser würde. jetzt aber erst nur mal tierra und später asfaldado. dann will ich noch wissen, wie ich hier von der plaza mit möglichst wenig steigung wegkomme, es gibt wohl mehrere möglichkeiten, die jede für sich von den stehenden polizisten deklamiert werden. das ende ist, dass ich nichts verstehe, das signalisiere und ich mit polizei-pick up aus dem dorf begleitet werde.

der pickup fährt langsam vor mir her - leider ohne blaulicht - und stößt schwarze wolken aus seinem auspuff. ich sehe schon die respektable, bestimmt 30 m lange steigung auf uns zukommen, aber diese ändert am fahrverhalten des polizisten nichts. er dieselt vor mir die steile straße hoch und ich bleibe auf einem drittel der straße stehen.
es
ist noch früh, ich bin ausgeruht, ich drehe um, fahre den ganzen weg zur plaza wieder zurück und nun mit schmackes die abschüssige straße hinunter und mit vollgas das steile stück wieder hoch. zum glück kommen keine kinder auf die straße gerannt. oben wartet der polizist schon ungeduldig, als ich mit speed bei seiner fahrertür zum stehen komme. er nennt mir noch die nachfolgenden orte, verabschiedung und los gehts.

heute lässt es sich im vergleich zu gestern besser fahren. plano ist das wort, das ich noch im kopf habe. und es ist tatsächlich so. ich kann schneller fahren und wieder mehr von der landschaft profitieren. die spitzkehren, vor denen ich immer wieder erneut respekt habe, einerseits, weil sie der vepse zu schaffen machen können, andererseits weil ich verbotenerweise die linke spur benutze, um überhaupt hochzukommen. ich fahre durch die dörfer, die mir mein navi anzeigt und die mir auch die polizisten genannt haben. wie weit werde ich es wohl heute schaffen? ich bin ja früh weggekommen, aber welche überraschungen warten noch auf mich?
die wegstrecke bleibt nicht auf einer höhe, sondern schafft sich die berge rauf und wieder runter ins tal. das geht schon seit tagen so. besonders spannend wird es dann im tal. gibt es eine brücke über den recht schnell dahin fließenden wildbach? und wenn es eine gibt, ist sie für mich einigermaßen befahrbar oder gibt es breite fugen zwischen dem auflagematerial, die die überquerung mit dem 12 zollrädern zu einem riskanten unternehmen machen? oder muss ich ungeschützt durch ihn hindurch? in der regel klappt es immer -  heute aber muss ich mich mit der vepse durch eine mit großen steinen versehene strömung durchkämpfen. jetzt vom gas zu gehen, wäre quatsch. mit schmackes durch! dass die darunter liegenden steine aber glitischig sind und die vepse aus der spur bringen, mich zum halten zwingen oder gar die vepse zum fallen bringen, das muss ich in kauf nehmen. . aber lieber die vepse in der gewalt haben, als von hier abgeworfen zu werden. da stehe ich nun. die stiefel in der strömung und ein vor und zurück ist ziemlich schwierig, zumal ich noch durch den rucksack, den ich immer auf der brust trage, gehandicapt bin. meine versuche, wieder freizukommen werden von flüchen begleitet, aber vom geräusch des wassers übertönt. ich werfe den rucksack auf eine trockene stelle und versuche die vepse aus der umklammerung der steine zu  befreien. endlich klappt es, ich gebe gas und nehme den rest mit schwung, um wieder auf beton zu kommen. die schotterwege sind bei weitem nicht mehr so schlimm wie die tage vorher.  dafür werden die wege - straße kann man das nicht mehr bezeichnen -  jetzt schmaler, ich habe eine lange abfahrt vor mir und mehr tuchfühlung mit dem berg.  jetzt ist die felswand nur noch wenige zentimenter von mir entfernt. sie hat auch hier die eigenschaft, steine und geröll abzuwerfen. das macht das fahren unsicher, zum einen, weil ich wegrutschen könnte, zum anderen, dass gerade in dem moment eine ladung geröll vor mir oder auf mich herunterprasselt. ich weiss nicht mehr ab wann, aber die ankündigung ders polizisten wird wahr. der asphalt löst den schotter ab!


rechts von mir befindet sich nichts. keine leitplanke und kein steinwall, der einen fahrfehler korrigieren könnte. ich kann tief, sehr, sehr tief in eine schlucht hinunter blicken und sehe den wildbach nur als kleines, silbernes band dahinfließen.

die engen kurven tragen das ihrige dazu bei, dass ich froh bin, dass es endlich wieder bergauf geht.

ich überfahre eine schmale brücke, und dann geht es nach oben. Ich habe glück, denn hier sind die hier im zickzack angelegten serpentinen mit zusätzlichen betonplatten ausgelegt, um den steilen anstieg in den innenkurven zu reduzieren. Die vepse dankt es, vor jeder kurve mache ich ein hupkonzert, weil ich nicht von meinem verrückt gewordenen pickupfahrer weggedrängt werden möchte. Wenn ich auf dieser straße in einem reisebus säße und einen fensterplatz auf der rechten seite hätte - es wäre schon eine herausforderung an mein nervenkostüm. ich habe einen bombastischen blick, aber ich lasse mich nicht verführen. Die straße wäre bei uns gesperrt. Sie sackt an manchen stellen nach rechts ab,zwar gibt es gelbe fähnchen, die auf diese gefahrenstelle hinweisen – was aber, wenn es dunkel ist? Die lkws fahren tag und nacht.

wieder schotterstraße oder besser schotterweg mit geröll und sehr schmal. bis las pambas ist es nicht mehr weit.
ich sitze hier und kann sogar mails und whatsapp-nachrichten empfangen und beantworten. als ich aufstehe geht - übertrieben gesagt - eine steinlawine ab. sehr bröseliges material hier oben...


Es ist wieder eine mandarinenpause fällig mit einem tollen blick. Endlich kann ich mal wieder fotografieren. Und was mich besonders freut, aber auch überrascht, dass auf dieser straße kein verkehr ist. Nur ein pickup und später ein kleinerer laster kommen mir entgegen.

die kriegsentscheider dieser welt sollten einmal im jahr ihre polsterbüros verlassen und an stellen wie diesen innehalten. das machtgehabe würde ihnen schwerer fallen.

ich sitze hier lang und genieße die absolute ruhe. ab und zu ein vogel, von ferne die esel und schafe, ansonsten ist hier nichts. dann kommt von der gegenüberliegenden seite trommel- und flöten musik  und am himmel ist ein flugzeug richtung lima unterwegs. ruhe ist ein wertvolles und knappes gut. meistens währt sie nicht lange.

Als schönes finale gibt es dann noch ein wettrennen mit zwei hunden, die über seine beeindruckende kondition verfügen. Sie rasen hinter mir her und haben genug luft, um zu bellen. Ich nehme sie nicht ernst, weil ich weiss, dass sie normalerweise nach wenigen metern die lust verlieren, aber die hier, die bleiben dran. das bellen hört auf und ich denke, sie bleiben zurück, aber nein. in meinem rückspiegel, der die koffer im blick hat, sehe ich beide mit angelegten ohren hinter mir her sprinten. Und gerade jetzt muss ich vom gas, weil wieder eine kurve mit split kommt. Ich habe feste bergstiefel an und bin bereit zu zutreten. Ich werde langsamer, sie sind auf meiner höhe. Die kurve ist geschafft - ich gewinne wieder an fahrt. Dann geben sie auf.

las pambas, das nicht den namen dorf tragen darf, sondern die amtliche bezeichnung distrito hat und demnach vielleicht über knapp 1.000 einwohner verfügt, liegt malerisch am hang. von weitem fällt es durch grün-weiss getünchte treppen auf, die den hang nach oben führen.

als ich in das "dorf" reinfahre sehe ich die trommler. der lautstärke nach zu urteilen rechnete ich mit einem fanfarenzug. es sind zwei peruaner mit je einer art flöte und einer großen trommel.

ein fanfarenzug? nur zwei trommler mit je einer flöte

ich werde gleich gefragt, ob ich ein bier mit trinken wolle. im grunde sehr gerne nach dieser fahrt, aber ich muss erst einen schlafplatz haben. ich nutze gleich die gelegenheit zu fragen, ob es hier in der nähe ein hostel oder ein hotel gäbe - den mienen folgt anschließend die antwort no hay.

ich fahre auf die plaza mayor in der erwartung menschen zu treffen. hier ist niemand! sehr ungewöhnlich für eine plaza. ich fahre ein stück aus dem dorf raus, es geht steil nach oben und da sitzt eine bäuerin mit iihrem kleinen hund und schaut sich schweigend die landschaft an.

ich drehe wieder um und sehe entfernt ein paar menschen sitzen. ich fahre auf sie zu, werde nett begrüßt verbunden mit der bitte, mich doch zu ihnen zu setzen. ich erzähle meine geschichte und frage dann nach einem "cuarto" - einem zimmer. die drei schauen sich gegenseitig an, eine idee flackert auf, erklärungsversuche  wie ich zu diesem möglichen cuarto komme schlagen bei mir fehl, und die jüngste von den dreien macht sich auf den weg und bedeutet mir, hier zu warten.
kurze zeit später ruft sie von unten herauf, sie hätte etwas und ich solle kommen.
sie steht vor einem lebensmittelladen, der als solcher erst erkennbar wird, wenn man davor steht und die mit schwarze farbe und schönschrift aufgemalten worte liest. bier, brot, obst etc. es handelt sich um ein für die gegend typisches lehmhaus mit kleinem anbau und einem hinter dem haus am hang liegenden grundstück. der hausherr kommt gleich auf mich zu und zeigt mir mein zimmer. dazu geht es auf das grundstück nach oben. dort gibt es hühner und gänse, weiter oben stehen zwei türen in einer restlehmwand ohne dach, links davon gibt es noch das dach und die wände und diie türe ist geschlossen. da gehen wir hin.  er zeigt mir meine schlafstelle. es ist duster und bis ich mich an die dunkelheit gewöhnt habe, habe ich schon längst zugesagt. die matratze liegt irgendwo auf dem boden, das bettgestell scheint aber noch in ordnung. licht gibt es keines. egal! hauptsache irgendwo schlafen und nicht mehr weiterfahren müssen. die sonne steht schon recht tief.
der handel ist abgemacht. 12 soles für die nacht. ich kann hier auch etwas zu essen bekommen - ein restaurant oder ähnlich gibt es hier nicht. heute abend um 21:00 uhr soll es musik auf der plaza geben. ich bedanke mich bei der senora, die mir die schlafstelle vermittelt hat. meine senora ist wieder ins haus gegangen, um für mich etwas zu essen zu machen, der senor und ich stehen noch draussen in der abendsonne reden und schweigen.

der senor  sitzt auf der bank, neben sich bambushalme, die er schält, halbiert und daraus bastkörbe macht.
meine schlafstelle befindet sich hinter dem vorhang, die ersatzreifen haben meine gasteltern vorsorglich mit einer decke geschützt.

er hat noch zwei söhne. der eine ist in lima und der andere ist noch zu hause. das essen ist fertig und ich werde reingerufen. ein etwa 30m2 großer raum, der unterteilt ist. rechts befindet sich die küche. an der decke hängen abgezogene meerschweinchen und im verkaufsraum, wo ich mich an den tisch setzen soll, wird das essen serviert. es gibt kein fenster, licht kommt nur die durch die offene tür. die lehmsteine sind mit kalenderblättern tapeziert. der lehmboden ist festgetreten und dient auch dazu, reste aus den tassen darauf auszukippen. es gibt nudeln, reis, kartoffeln und ein stück huhn. dazu noch einen tee, der frisch gepflückte blätter aufgegossen ist. der senor sitzt wieder draussen auf seiner bank. ab und zu kommen bauern vorbei, die ihn neurigierig fragen, ob er jetzt motorrad führe... er erzählt die geschichte von dem gringo. die senora werkelt in der küche. sie hat vorbereitungen  für den nächsten tag zu treffen. da hat sie viele freunde eingeladen. es gibt meerschweinchen.

während ich esse treffen die beiden eine entscheidung. nach dem essen stehe ich draussen, genieße den blick ins tal und rauche, während die beiden geschäftig im anbau tätig werden. ich habe schon den verdacht, dass sie für die vepse platz schaffen wollen, aber dann kommt der senor auf mich zu und bietet mir den soeben ausgefegten und aufgeräumten raum als schlafplatz an. hier gäbe es auch licht. ich sehe den festgestampften lehmboden, eine feuerstelle, plastikplanen  an der stirnwand, aber kein bettgestell. ich habe schlafsack und isomatte und bin flexibel. ich sage zu und packe die sachen von der vepse in den kleinen raum. in der zwischenzeit bauen die beiden mein bett. die matratze vom oberen grundstück wird geholt und alte kartons werden auseinandergefaltet, damit es von unten nicht so kalt wird. dann finden sie noch eine decke zum drunterlegen, und fertig ist die schlafstatt. eine tür gibt es nicht, dafür aber einen dicken vorhang.

es ist dunkel, ich habe meine sachen unter dach und fach und frage den senor, ob wir zusammen ein bier trinken wollen. wir gehen in die küche. er nimmt eine literflasche aus dem bierkasten, entstaubt sie sorgfältig und steltt sie auf den tisch. der fernseher älteren baujahrs bringt eine kochsendung.. dies sei der einzige kanal. das bild schwimmt, aber man kann  noch genug erkennen.
ich erzähle von meiner reise, von meinen kids, er von seinem sohn und dann schweigen wir und gucken uns an, wer die bessere mahlzeit zubereitet. die senora ist nur zu hören, aber nicht zu sehen. eine einsame energiesparlampe hängt an der decke.
ich frage nach den banos. ich erwarte einen fingerzeig in den garten oder hinter das haus. nein. der senor steht auf, und wir verlassen das haus. wir gehen bestimmt 20 meter die straße hinunter bis wir auf ein häuschen treffen, in dem zwei klos und eine dusche untergebracht sind. er zieht sich diskret zu seinem haus zurück. das klo für die mujeres hat eine tür. für die hombres hat es keine tür, der duschraum ist mit einer vierteltür zu schießen, die die nacktheit des duschenden grade mal so eben verdeckt. ein waschbecken gibt es nicht.

ich beschließe, auf die musik zu verzichten und früh zu schlafen. ich verabschiede mich von beiden und mein nächtliches abenteuer beginnt. die lampe ist nur von der küche aus zu schalten, also finde ich den schlafsack auch im dunkeln. der boden neigt sich richtung tal. ich strecke mich aus und schon kurz vor dem einschlafen höre ich ein zaghaftes gackern, dann flügelschlagen, ein mehrfaches gackern, dann wieder ruhe. nur noch geraschel, das von mäusen oder von ratten kommen kann. über die raumaufteilung habe ich mir bisher keine gedanken gemacht. wo sind denn die hühner? müssen sie die nacht draussen verbringen, weil ich ihren platz eingenommen habe?  sie müssen ganz in meiner nähe sein, aber wo? sind sie vielleicht doch in diesem raum untergebracht und stolzieren gleich auf meinem schlafsack herum?  ich höre geschabe, das nur von den schnäbeln kommen kann, die ein holzbrett bearbeiten. die fantasie kennt keine grenzen. dann beginnt die musik auf der plaza, die sich über eine lange zeit hinzieht. an schlafen ist nicht mehr zu denken. scheinbar doch - denn ein klägliches gemaunze hat mich geweckt. auch das kann ich nicht lokalisieren. es ist stockeduster, es ist nichts zu erkennen. katzenaugen sehe ich auch keine. es scheint aber, dass sie gar nicht weit von mir sitzt. der smartie-aku ist leer, also habe ich auch keine taschenlampe. irgendwie bekomme ich die nacht rum.

Antworten

Peru
Reiseberichte Peru
#distrito#las#pambas#peru