2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
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12.10.: Huamachuco - 3.200 m -

Veröffentlicht: 13.10.2017

12.10.

ich wache früh auf und habe schon antwort von alex aus köln. meine frage war, ob er mir einen schnellen postversender nach peru nennen könne. zur erinnerung: alex hat mit seiner vespa die nord- und südamerikanische westküste abgefahren und kennt sich aus. darüber hinaus bietet er an, dass er das zündschloss von seinem lieferanten hierher schicken lassen kann. der kenne sich aus, was schnellste postwege anginge. ich will noch erst die antworten der werkstätten aus lima abwarten und dann entscheiden.

ich hole noch meine wäsche ab - hätte ich in den ganzen trubel gestern fast vergessen - und mache zwei bilder einer fast noch schlafenden stadt.

ein ungewöhnliches bild: menschenleere straßen
noch wenige autos unterwegs

danach frühstücke ich in einem meiner stammrestaurants und entdecke ein gemälde an der wand, das das thema "hängefleisch" aufgreift, das mir aber auch unabhängig davon gut gefällt.

das ist heute auf dem land noch gelebter alltag

um kurz nach 10:00 uhr sitze ich auf der vepse. wird sie anspringen? oder hat sich übernacht die zündung wieder selbstständig gemacht und die batterie ist leer? ich drehe den zündschlüssel - ein merkwürdiges gefühl, dabei keinen richtigen widerstand zu spüren - und sie springt nach dem dritten mal an.

das navi führt mich an der werkstatt meiner jungs in der evitamiento sur vorbei - ich gebe ein lautes hupkonzert von mir und werde tatsächlich bemerkt. ein schnelles winken, bevor das nächste schlagloch kommt, und ich lasse die stadt in schönster morgensonne hinter mir.

meine befürchtung, dass die vepse unterwegs ohne vorwarnung ausgeht oder andere dinge macht, die mir gefährlich werden können, bewahrheitet sich nicht.

je weiter ich südlich komme je mehr wolken ziehen auf. die landschaft zeigt neben verstaubten straßenbäumen frisches frühlingsgrün. der frühling ist hier nicht so dominant wie bei uns in deutschland, weil viele bäume ihr laub behalten haben. umso schöner ist es dann, dieses frische grün zu sehen.

es geht jetzt wieder steig bergauf, und es wird wieder kühler. in der ferne sehe ich schon die fünf- und sechstausender mit ihren respekteinflößenden zacken. und ich merke, wie ich mich ihnen langsam nähere. das ist ein anderes format, als das, was ich hier gerade erlebe.

... und ich bin schon auf 3.000 höhenmetern.

und wieder, wie zu beginn meiner südamerika-reise überkommt mich ein mulmiges gefühl. da will ich hin? oder besser gesagt: da muss ich hin?

unterwegs gibt es nur eine kurze unregelmäßigkeit, die sich aber schnell beheben lässt: die vepse verliert am berg plötzlich die leistung, erholt sich wieder und fällt dann erneut zurück. ist es die düse, die gewechselt werden will? ich fahre auf die nächste tankstelle, überprüfe die derzeitige höhe und komme zu dem ergebnis, dass es mit der düse bei 2.700 m nichts zu tun haben kann. dann stelle ich aber fest, dass sich ein kühlwasserschlauch unter den gaszug gelegt und ihn bei höheren umdrehungen einfach blockiert hat.

eine weitere unregelmäßigkeit verdient diesen begriff eigentlich nicht, zeigt aber, dass das vorkommnis nicht mehr den ganzen respekt verdient. an einer parkbucht mit einem tollen blick halte ich an, nutze siegessicher den seitenständer, gucke in die berge und höre hintermir das aufschlagen von metall und kunststoff auf stein. eine windboe war stärker. der steinigsandige untergrund gibt nach und da liegt sie nun. beim ersten mal war ich noch sehr erschrocken. jetzt nehme ich allen ballast von ihr ab, versuche es selbst, sie wieder in die senkrechte zu bringen, schaffe es aber nicht. es ist sehr wenig verkehr, aber ich bin nicht weiter beunruhigt, ein auto wird kommen und die vepse liegt da wie auf einem präsentierteller. schon die neugierde wird den autofahrer zum halten bringen. der helm, der sich durch den fall auch selbstständig gemacht hat und am straßenrand liegt, lässt die sache noch ernster aussehen. und tatsächlich, ich höre ein auto. ich winke und es hält. es ist ein taxi mit zwei älteren damen im fond, die mich mit schreckensweiten augen anschauen. haben sie angst vor einem überfall oder befürchten sie verletzte am straßenrand? ich spreche kurz mit dem fahrer, schaue dann durch die hintere scheibe in den innenraum, grüße freundlich und beruhigend. sie winken zurück.

uno dos tres - und die vepse steht wieder. ich bedanke mich, winke nochmals den damen im fond und bin wenig später auch wieder startklar.

rote erde ist hier farbbestimmend. sie setzt sich fort in der farbe der lehmhäuser, die sich wieder zurück verwandeln, wo sie hergekommen sind, die aber auch wieder neu entstehen. überall liegen die neuen lehmsteine zum trocknen. auch ziegel werden hier zum trocknen ausgelegt, um sie später zu brennen.

kleine bergdörfer -
die "autopista" 3N entwickelt sich zu einer einspurigen straße mit buckeln im abstand von ca. 100 bis 200 m, mit schlaglöchern und nur kurzen schotterabschnitten.
eine mühsame fahrerei.

diese helle stelle am hang wurde von den frauen mit einer hacke in diesen zustand gebracht. keine landmaschinen, sondern mensch und tier schaffen hier ertragreiches land.

ruhe und nur natürliche geräusche, wie das mähen der zahlreichen schafe, das krähen der hähne, oder das IA en der esel. eine scheinbare idylle. aber nur für den reisenden wie mich.
echte knochenarbeit, die hier geleistet wird. es sind keine lauten maschinen, wie motor- oder kreissägen zu hören -  alles "mit der hand am arm".
und abends? feierabend in den spärlich beleuchteten lehmhäusern. ob es hier oben internet gibt? ich habe keinen empfang...
bei dem verkehrsschild oben links sind die drei buckel abgeschnitten, aber überall und gerne präsent.

ich liege gut in der zeit. für 170 km veranschlagt googlemaps 4 1/2 stunden. entsprechend gering ist die durchschnittsgeschwindigkeit.
gegen 16:30 uhr - um 10:00 uhr bin ich losgefahren - erreiche ich huamachuco.
ich lasse mich einfach in die kleine stadt führen und werde wenig später bei der plaza fündig. ein sehr schönes hotel mit einem innenhof, von dem die zimmer abzweigen.

ich habe glück, auch hier wie in cajamarca ist absolute ruhe. keine straßengeräusche oder bellende hunde.

eine große mit vielen rasenstücken und beeten geschmückte plaza begrüßt mich. ein gartenkünstler hat aus hecken figuren geschnitten, die mit dem leben der menschen hier zu tun haben. ein glockentor gilt als blickfang, eine moderne kirche ist das pendant. von der plaza zweigt eine fußgängerstraße ab, die sogar für rolli-fahrer auffahrtrampen von den kreuzenden straßen vorsieht.

der stadt scheint es gut zu gehen, dass sie so einen großen wert auf eine schöne plaza legt

die glocken habe ich nicht gehört

hier ist die hölle los. die schuluniformierten kinder spielen in ihren schicken uniformen fußball, die über kurz oder lang morgen nicht mehr in der schule getragen werden können. die bälle rollen in die offenen türen der geschäfte oder zwischen die beine der passanten.

ich bin etwas verwundert. es ist 19:00 uhr und dunkel, aber die kids toben sich aus.
unterwegs kamen  mir heute regelrechte demonstrationszüge in blauen pullovern, weissen polos und grauen hosen entgegen. die mädels mit blaukarierten karoröcken und blauem pullover. schon ein gegensatz zu den arbeitenden menschen, die in ihrer arbeitskluft auf den straßen und auf dem feldern zu sehen sind. nur die frauen tragen ihre großen hüte und bunten röcke mit den unterschiedlich farbenden ponchos. so zu sehen auch bei der feldarbeit.

nach dem abendessen und einem rundgang, sehe ich, dass die kirche geöffnet ist und ein gottesdienst stattfindet. ich geselle mich dazu und genieße wieder diese feierlichkeit.

so schön es hier ist - ich fahre morgen weiter. mein visum gilt 3 monate. dann muss ich die brasilianische grenze überschritten haben. zuviel zeit habe ich schon "verloren".

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