Elternzeit in USA und Kanada
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vakantio.de/usakanada

Eindrücke aus dem Paradies

Veröffentlicht: 27.06.2022

Unser Flug von Seattle nach Hawaii erreichte um 21 Uhr Ortszeit den Flughafen Kailua Kona auf der größten der Hawaiianischen Inseln, dem Big Island. Es war stockfinstere Nacht und wir waren überrascht, dass der Flughafen über keinerlei abgeschlossene Gebäude verfügte, wenn man mal von den Toiletten und gastronomischen Einrichtungen absah. Da das Wetter auf dieser Seite der Insel immer gleich mild ist, ist das wohl nicht nötig.
Nachdem wir unseren Mietwagen abgeholt hatten, ging es den Berg hinauf zu unserer ersten Unterkunft, wo wir die nächsten drei Nächte verbringen würden. Begrüßt wurden wir von einem wohltemperierten Pfeifkonzert. Das waren keine nachtaktiven Vögel, die sich hier die Kehle aus dem Leib sangen, sondern Coqui Frösche. Sie sind sandfarben, werden bis zu 4 cm lang und wurden einst auf die Insel eingeschleppt, wo sie sich nun prächtig vermehren.

Den Tag 1 auf Big Island verbrachten wir mit Einkäufen und der Erkundung des Hauptortes Kona. Wir schlenderten durch Galerien und genossen kleine Häppchen und kühle Getränke direkt am Meer. Auf Hawaii haben sich viele Künstler niedergelassen, die sich inspirieren lassen von der vielfältigen Natur und das entspannte Leben auf der Insel genießen.

Ein täglicher Höhepunkt ist der so genannte "Sundowner". Wie der Name schon vermuten lässt, schaut man sich hier gemeinsam den Sonnenuntergang an und nutzt die Stunde danach für ein paar Drinks. Unseren ersten Sonnenuntergang betrachteten wir an einem kleinen Strand, Maurice hat ihn komplett verschlafen. Anschließend kamen wir mit den Locals ins Gespräch. Unter anderem mit einem in die Jahre gekommenen US-Soldat, der auf Hawaii seine Reservistenzeit mit Surfen verbringt. Er erzählte uns, dass er demnächst nach Deutschland reisen wird, da er vom amerikanischen Militär aufgrund des Ukraine-Konfliktes wieder in den aktiven Dienst gerufen wurde.

An Tag 2 ging es rauf in den Dschungel, wo wir zwischen Ingwerstauden und Riesenfarnen eine kleine Wanderung machten. Auch hier hörte man vor allem den Gesang eines eingeschleppten Japanbrillenvogel, der ursprünglich in - tata - Japan beheimatet ist und zur Schädlingsbekämpfung herangezogen wurde. Abends bestaunten wir aus der Ferne die nach einer polynesischen Völkerschau anmutenden Darbietungen der einheimschen Animateure im Resorthotel am Pier, die mit viel Tanz und Gesang die Gebräuche der polynesischen Ureinwohner darstellten und erklärten.

Unsere zweite Unterkunft an Tag 3 befand sich an einem etwas skurillen Ort namens "HOVE". Die Buchstaben stehen für Hawaii Ocean View Estates. Dahinter verbergen sich schachbrettartige Landparzellen auf einem erkalteten Lavastrom, der von einem Ausbruch von vor 100 Jahren stammt. Findige Investoren und das Militär erschlossen das Land und gaben den Straßen wohlklingende Namen, wie "Paradise Avenue". Für wenige hunderte Dollar konnte man sich einen Platz im Paradies ergattern. Nur, dass es eher wie eine Mondlandschaft anmutet. Nichtsdestotrotz hat sich hier eine Community angesiedelt, die sehr eng vernetzt ist. Aber auch eine abgeschlossene "Gemeinschaft", von der niemand was genaues weiß, außer dass die Leute sehr verschlossen und komisch sind. Es wird gemunkelt, dass hier ehemalige Geheimdienstmitarbeiter im Zeugenschutzprogramm leben.
Unsere Unterkunft jedenfalls war ein kleines Gästehaus auf dem Hof von Rikki und Matthew, die beide aus Minnesota stammen und sich mit ihrer Gärtnerei auf Hawaii einen Lebenstraum verwirklichten. Das Gästehaus hatte Matthew ursprünglich für seine Tochter gebaut, doch die wollte lieber zurück aufs Festland. Nun kommen Gäste wie wir in den Genuss dieser tollen Aussicht und der Außendusche. Die Tochter ist mittlerweile zurück gekehrt, doch ihr Haus wird weiterhin an Gäste vermietet.

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft im HOVE kamen wir noch an einem geschichtsträchtigen Strand vorbei, der ein Eldorado für Schnorchler ist. Der Two Step Beach bietet, wie der Name schon sagt, die Möglichkeit, mit nur zwei Steinstufen in mannigfaltige Schnorchelwelten einzutauchen. Hier gab es auch einige mit Meerwasser gefüllte Steintümpel, in denen Maurice planschen konnte. Nach ausreichend nassem Vergnügen zogen wir weiter ins nebenan gelegene Freilichtmuseum. In früheren Zeiten gab es an dieser Stelle eine Art Kloster, wo sich Kriegsflüchtige hin retten konnten. Es war auch viel Magie, bzw. Mana im Spiel, weswegen der Frieden innerhalb des sicheren Hafens von niemandem gestört wurde.

Tag 4 auf der Insel ging in Richtung südlichster Punkt der Insel und somit auch südlichster Punkt der USA. Dort wehte ein starker Wind und die Wellen tanzten einen beeindruckenden Tanz. Anschließend fuhren wir weiter in Richtung Black Sand Beach, wo die Meeresschildkröten an Land gehen und sich ausruhen. Maurice war begeistert vom schwarzen Sand und stopfte sich das Mündchen damit voll. Zum Schwimmen war es hier zu kalt, also machten wir ein paar Schnappschüsse von den Schildkröten und zogen weiter. 

Tags darauf war auch schon mein Geburtstag und es sollte der kälteste und am meisten verregnete Tag unseres Inselaufenthaltes werden (haha). Ich ließ mir davon nicht die Stimmung verderben, vor allem weil der Tag 5 schon damit begann, dass mir unsere Gastgeberin Rikki einen selbst gebackenen Schokoladenkuchen und eine Flasche süßen Sekt vorbei brachte, total lieb! Wir hatten für den frühen Nachmittag eine Führung durch die nahe gelegenen Lavahöhlen gebucht. Unser Führer war ein lustiger Geselle namens Brian und mit uns namen zwei weitere Paare an der Führung teil. Zunächst informierte uns Brian über die verschiedenen Lavaströme auf der Insel und über die vielfältigen Klimazonen: Von den 14 existierenden Klimazonen gibt es 12 auf Big Island. Einzig der Permafrost und die Wüste gibt es nicht, aber auf die verzichten sie gerne. Wir können das bestätigen, da wir während unseres Aufenthaltes einmal komplett um und quer durch die Insel gefahren sind. Ganz im Norden werden es gerade mal 18 Grad und man fühlt sich eher wie in Irland oder England, als auf Hawaii. Im Osten hingegen ist es tropisch warm und feucht und die Pflanzen sind entsprechend gigantisch.

Mit Maurice vorne in der Trage ging es für mich durch die Lavahöhle und einmal auch eine kleine Leiter hinauf und wieder hinab. Man wächst als Mutter manchmal schon über sich hinaus :D. Nach der Höhlentour fuhren wir zu einem kleinen Paradiesgarten, der bei unsere Ankunft eigentlich schon schließen sollte, aber wir durften noch eine halbe Stunde rein, worüber ich mich sehr gefreut habe. Dort würde ich gerne mal einen ganzen Tag verbringen, so wie es die putzigen Mangusten zu tun pflegen. Für jede Weltreligion gibt es dort wunderschön bepflanzte und gestaltete Bereiche, darüber hinaus Rückzugsorte und alles mit grandioser Aussicht auf das Meer. Den Abend ließen wir dann an einem kleinen Gemeindestrand ausklingen, wo man sich nach Belieben am Gemüsegarten bedienen konnte. Die Brandung war dort relativ stark, aber mit Schwimmbrille konnte man super in die Wellen schwimmen und tolle Fische beobachten. Auch kleine Tümpel mit Meerwasser zum Planschen für Maurice gab es. So waren alle glücklich und zufrieden und zu Hause gab es dann den restlichen Schokoladenkuchen mit Sekt bei Sternenlicht (verborgen hinter Wolken).

Der dritte Teil mit Tag 6 unserer Reise führte uns in den Osten der Insel und in den Volcano National Park. Tagsüber wanderten wir noch durch die Schwefelfelder und nachts ging es mit einer Horde Touristen im Schein des Vollmondes zum Lavakrater. Dort muss man nachts hin gehen, weil man die Lava nur nachts schön weit leuchten sieht, sodass sich der Ausflug lohnt. Das war alles sehr beeindruckend, wobei ich ja den "Strand" in der Nähe unserer Unterkunft viel beeindruckender fand: Eine Landschaft aus erkalteter Lava ergießt sich in die peitschenden Wellen und man fühlt sich im schwindenden Licht der untergegangenen Sonne wie in eine andere Welt versetzt.

Den nächsten Tag 7 verbrachten wir dann wieder mit der Erdkundung einer Stadt: Die östlich gelegene Stadt Hilo lockte mit ihrem Bauernmarkt und wir ließen es uns nicht nehmen, eine frische Kokosnuss zu schlürfen und anschließend ihr zartes Fleisch zu verzehren. Bei den Rainbow Falls schauten wir dann auch noch fix vorbei und mehr gibt es über den Tag nicht zu sagen. 

Tag 8 kam dann noch mal mit einem Highlight, denn auf unserer Route zurück nach Kona über den Norden der Insel lag der Tropical Botanic Garden und der war wirklich zauberhaft. Ich denke, die Bilder sprechen hier für sich. Abends genoss ich dann noch den Pool unseres Hotels in Kona und Matthias kaufte sich in der Galerie sein heiß ersehntes, Lava-inspiriertes Kunstwerk.

Der kleine Ausflug nach Hawaii hat sich für uns in jedem Fall gelohnt. Das Lebensgefühl ist hier wirklich besonders, alle sind gut drauf und es fällt leicht, einen Gang zurück zu schalten. Maurice hat unsere Aufenthalte am Strand geliebt, ich glaube, dass aus ihm mal eine ziemliche Wasserratte wird. Würde ich nach Hawaii auswandern, würde ich vermutlich auch einen Gnadenhof für Tiere eröffnen oder einen Garten für gestresste Seelen. Matthias hingegen würde die großen Vulkane der Inseln erklimmen.

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