Veröffentlicht: 24.02.2022
Der Blick aus dem Fenster meines Hotels ist ungewohnt. es regnet in Strömen. Und so lass ich es heute Morgen langsam angehen. Es gibt ein kleines Frühstück hier. Ein Bagel mit Erdnussbutter und Jelly ist typisch amerikanisch. Der Kaffee dazu ist hier besonders gut. Oft bekommt man ja nur gefärbtes Wasser. Lustigerweise gibt es hier nur zwei kleine Tische. Deswegen entscheiden sich viele ihr Frühstück aufs Zimmer zu nehmen. Ich habe Glück, als ich komme wird gerade einer der beiden Tische frei.
Relativ spät fahre ich los, und bewege mich Richtung Organ Pipe Cactus National Monument auf der 85. Nach ein paar Minuten erblickt man dann das pflanzliche Wahrzeichen dieser Gegend - Orgelpfeifenkakteen. Anfangs noch spärlich. Aber dann immer mehr. Der Anblick dieser auf diese Region beschränkten Gattung ist natürlich unglaublich einzigartig. In Europa wachsen ja Kakteen eher selten und wenn dann sehr klein. Hier ist alles so überwältigend.
Der Regen hört manchmal auf und nimmt manchmal wieder Fahrt auf. Es ist schon bizarr wenn in so einer Wüstenlandschaft heftige Regengüsse einsetzen. Zahlreiche Schilder weisen auf Flash Floods. Und dass man bestimmte Straßen nicht fahren soll.
Bei Monument angekommen habe ich Glück. Ich erwische 10 Minuten in denen kein Wolkenguss runterkommt. Bei den ersten Tropfen mache ich mich zum Auto zurück und erreiche dieses ziemlich durchnässt. Ich fahre die 85 kurz zurück und biege dann rechts in die 86 ein. Von hier sind es noch 200 km zum Saguaro Nationalpark bei Tucson.
Das Erscheinungsbild der Kakteen ändert sich ständig. Manchmal wachsen nur einzelne auf der weiten Landschaft, manchmal stehen sie zu hunderten eng beieinander auf hügeligem Gebiet. Bei einem halt sehe ich, dass jemand einen Kaktus zur Gotteserinnerung dekoriert hat. Und das mitten im Niemandsland. Warum gerade dieser, ich habe keine Ahnung.
Nach circa 2 Stunden komme ich dann am Nationalpark an. Und hier soll sich mein Eindruck noch mal steigern. Den wo vorher eher sporadisch eine große Anzahl der Pflanzen wuchsen, ist die Erde hier übersät mit Kakteen. Unglaublich. Ich mache einen kurzen Spaziergang und begebe mich auf eine Anhöhe und sehe im Horizont eine Bergkette und davor soweit das Auge reicht stachelige grüne Säulen. Zuvor wird man vor Klapperschlangen gewarnt. Also besser man bleibt auf dem Pfad auch wenn sie eigentlich noch Winterschlaf halten sollten.
Nach 90 Minuten fahre ich dann Richtung Tucson. Von dort geht es auf die interstate 10 Richtung Willcox wo mein nächstes Quartier ist. Oft sind die Autobahnen ja nicht so interessant, aber diese führt durch unglaubliche Panoramen der Landschaft von Arizona. Manchmal fährt man durch ein kleines Gebirge hindurch und danach öffnet sich die Landschaft von links nach rechts in einem Maße wie man es bei uns niemals sehen würde.
Mein roadtrip Buch empfiehlt den Besuch einer völlig abgedrehten Autobahnraststätte. The Thing! Und schon Kilometer davor weisen zahlreiche Werbetafeln auf diesen Ort hin. Auf einem riesigen Arial auf dem die Tankstelle ganz klein erscheint steht ein Verkaufshaus mit einer überdimensionalen Schrift. Dort gibt es neben einem Fastfood-Restaurant und einem riesigen Verkaufsraum eine Ausstellung. Thema dieser ist, dass es außerirdische gibt und die schon sehr lange. So lange dass sie auf den Dinosauriern geritten sind. Die Ausstellung kostet fünf Dollar und ist liebevoll gestaltet. Am Ende dieser ist dann The Thing zu sehen - eine Mumie von der keiner weiß wo sie herkommt. Wer kommt denn auf die Idee für so eine bizarre Sache? Ich erstehe ein T-Shirt und fahre dann die letzten 30 Minuten bis Willcox.
Mein Motel ist sehr gut in Schuss, ebenso das Zimmer und im Ort ist ein Popeyes, ein Südstaatenfastfoodrestaurant. Da ich dort noch nie war nutze ich die Gelegenheit und stelle fest, dass die wohl ein Methadonprogramm fahren. Jedenfalls habe ich noch nie so viel obskure und durchgeknallte Typen auf einem Haufen gesehen, die Gleichzeitig bestellt haben. Das Essen brauche ich übrigens auch kein zweites Mal.