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Tag 38 - unzählbar

Veröffentlicht: 11.06.2019

07.06.2019

Wie erwähnt, wollen wir uns heute einen Roller buchen. Als Ziel haben wir uns ein Höhlensystem gesetzt, in dem sich ein Denkmal für die Toten während der Zeit der Roten Khmer und eine Fledermauskolonie befindet. Weil man die Fledermäuse am Abend am besten beobachten soll, entscheiden wir uns, den Roller erst ab 16:00 Uhr zu buchen und ihn dann morgen früh noch etwas zu benutzen. Wir stehen erst um 12:00 Uhr auf, frühstücken auf dem Zimmer und versorgen uns am Nachmittag mit etwas Proviant für unsere Fahrt.

Wir holen unseren Scooter ab und düsen ca. 30 Minuten die Landstraße Richtung Süden. Schon auf der Busfahrt nach Kambodscha ist uns aufgefallen, dass wir Straßentechnisch in Thailand extrem Glück hatten. Schlaglöcher von 30 cm Tiefe sind keine Seltenheit, und genau das bekommen wir mit dem Roller auch zu spüren. In Schlangenlinien um die Löcher herumzufahren und gleichzeitig den sehr willkürlichen Verkehr im Auge zu haben, ist nicht so einfach, wie es vielleicht klingt. Dennoch kommen wir ohne Zwischenfall an der riesigen Kalkfelsenformation an. Man kann schon  die ersten Fledermäuse beobachten, die um die große Felsspalte flattern. Es kommen uns jetzt schon wahnsinnig viele vor (Spoiler: Wenn wir nur wüssten was Abends passiert). Wir parken bei einer einheimischen Familie, die einen Mini-Supermarkt betreibt, weshalb wir uns als "Parkgebühr" eine Flasche Cola kaufen. Wir erklimmen den Berg, auf dem unter anderem auch ein Tempel/Kloster ist und kommen an einer Aussichtsplattform an, von der man einen atemberaubenden Ausblick über die sonst so flache Region hat.



Neben der Gruppen von Menschen, die für Lärm sorgt, hören wir Krach, der dem einer Baustelle ähnelt - Klappern, Scheppern etc.. Nach einigen Metern sehen wir die Quelle(n) der Geräusche. Eine große Meute(?) von Affen veranstaltet ein sprichwörtliches Affentheater, in dem die Primaten auf den Dächern und Netzen hin und her springen. Wir beobachten das Spektakel für eine Weile, haben aber dann doch die Uhr im Blick und ein wenig Angst um unsere Wertsachen.


Nachdem wir das Plateau wieder verlassen, laufen wir an dem offiziellen Eingangsbereich vorbei, was bedeutet, dass wir durch den sehr anstrengenden Aufstieg 3$ p.P an Eintritt gespart haben. Wir marschieren durch das Grün, kommen an einer 5-Meter hohen Buddha-Statue vorbei und gelangen zum Eingang der Höhle (Killing-Cave). 



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INFO:

Die Killing Caves von Phnom Sampeau sind eine Hinrichtungsstätte der Roten Khmer. Die Angehörigen der Roten Khmer töten ihre Opfer auf der Spitze der Höhle am Rand eines "Tageslicht-Lochs" / "Deckenloch" und warfen dann die toten Körper in die Höhle.

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Es steigen uns dichte Nebelschwaden entgegen, die einen eigentümlichen Geruch haben. Sekunden später stellt sich heraus, dass es sich nicht um Nebel handelt, sondern um Rauch, der von Hunderten Räucherstäbchen innerhalb der Höhle verursacht wird. Es ist feucht, dunkel und generell eine beklemmende aber sehr eindrucksvolle Atmosphäre. Etwas tiefer im Höhlengewölbe, direkt hinter einer goldenen Buddhastatue, vor der die Räucherstäbchen platziert sind, steht ein beleuchteter Glaskasten, der die Gebeine von Dutzenden Menschen beinhaltet. Es ist, wie man leicht vermutet, ein schauriger Anblick.


Eine relative große Touristengruppe betritt die Höhle und der Wächter der Höhle schaltet gegen einen kleinen Obolus für Räucherstäbchen die Lichter für einen weiteren Höhlenrundweg an. Dieser ist sehr kurz und relativ unspektakulär, weshalb wir die Höhle danach wieder verlassen uns auf den Weg runter vom Berg machen.




Schon als wir die Straße, welche sich um den Berg schlängelt erreichen erspähen wir ein nicht aufhörendes, schwarzes Band welches aus der der Felsspalte von vorhin herausströmt und sich auf die kambodschanischen Felder bewegt. Wir sind absolut sprachlos, können nicht anders als nur dazu stehen und das Spektakel für ein paar Minuten zu beobachten. Wir haben vorher auf der Karte gesehen, dass auf der Westseite der Höhle eine weiter Spalte sein soll und, dass man dort ein wenig auf den Berg hinauf und dann den Sonnenuntergang beobachten kann. So fahren wir, mit leichter Nervosität, dass wir die Hauptattraktion hinter uns lassen, zu anderen Seite des Berges. In der Sekunde, in der wir ankommen, wissen wir jedoch, dass wir die absolut richtige Entscheidung getroffen haben. Komplett allein (Auf der anderen Seite waren hunderte Touristen) stehen wir vor ein noch größerem Schwarm. Die einzigen Worte, die wir für Minuten sagen sind "wow", "unfassbar", "unglaublich" usw. 




Die Straße etwas runter sehen wir ein TukTuk, aus dem zwei Touristen steigen und hinter einem Zaun verschwinden; das muss der Aufstieg zum Aussichtspunkt sein. Wir folgen den Beiden. erklimmen einen kurzen Hang und verfallen dann wieder in uneingeschränktes Staunen. Ich weiß, dass man vorsichtig mit Superlativen sein soll, aber wir sind und ziemlich sicher, dass der Moment, der sich uns dort bietet, der Atemberaubendste ist, den wir jemals erlebt haben. 




Ich empfehle die Bilder im Querformat anzuschauen, da so der Schwarm besser zu erkennen ist

Der Ausflug der Fledermäuse aus der Höhle dauert übrigens ungefähr eine Stunde und Schätzungen gehen davon aus, dass sich mehrere Millionen Exemplare in der Höhle befinden.

Vollkommen geflasht von diesem Erlebnis, machen wir uns nach einer halben Stunde, in denen wir uns unsere Finger wund fotografiert haben, wieder auf den Heimweg.


- Alex




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