Veröffentlicht: 08.03.2018
Am nächsten Morgen stand für uns ein Motorrad bereit. Nein kein Scooter, sondern ein echtes! Eine Honda um genau zu sein. Denn heute wollten wir über den Wolkenpass, welcher den Norden vom Süden Vietnams trennt. Von Hoi An fuhren wir dazu zuerst wieder an den Strand. Entlang des Meeres ging es dann bis nach Da Nang, der nächst größeren Stadt, die wunderschöne Strände hat, aber leider auch schon von riesigen Resorts und Hotels zugepflastert wurde.
Auf dem Weg dort hin kommt man an den Marmorbergen vorbei. Wir entschieden uns nicht den Glasaufzug zur ersten Plattform zu nehmen, sondern lieber zu laufen. Auf dem Weg nach oben über die steilen Stufen tritt man immer wieder auf weiße Marmorsteine, die von den vielen Füßen schon so abgeschliffen wurden, dass sie ziemlich rutschig sind. Durch eine kleine enge Höhle gelangt man zur Spitze des Bergs. Von hier aus hat man einen schönen Blick über das Meer und die anderen Marmorberge, die nach den fünf Elementen Metall, Holz, Wasser, Feuer und Erde benannt sind. Auf der Weiterfahrt begegnen einem seeeehr viele Steinmetze mit riesigen Marmorfiguren und Buddhas.
Im Norden Da Nangs gibt es noch ein „Fischerdorf“, was sich aber direkt an die Stadt anschließt und sich auch nur durch die Fischerboote am Strand von dieser unterscheidet. Dann ließen wir das Meer hinter uns und fuhren etwas weiter ins Landesinnere zum Beginn des Wolkenpasses. Hier lagen wunderschöne Motorradkurven vor uns. Auf der Fahrt nach oben lag links das schöne Gebirge mit tollen Felsformationen, Wasserfällen und Urwald und rechts das Meer mit seinen verschiedenen Blautönen und einsamen Buchten. Früher war der Wolkenpass die einzige Möglichkeit um vom Norden in den Süden zu kommen. Heute gibt es einen Tunnel. Deshalb ist auf dem Pass auch kaum etwas los und man kann unbeschwert fahren. Wie der Name schon sagt ist der Wolkenpass oft von Wolken verhangen, die die schöne Aussicht verdecken. Doch heute hatten wir richtig Glück! Bis ganz nach oben hatten wir super Wetter, auch wenn es ein bisschen diesig war.
Auch militärisch ist der Pass als einzige Nord-Süd-Verbindung natürlich wichtig gewesen. Deshalb gibt es an der Spitze einen von den Amerikanern und Franzosen genutzten Bunker, den man besichtigen kann. Anscheinend auch für Chinesen interessant, denn diese wurden Busseweise hierher angekarrt. Trotzdem ein schöner Blick, der sich einem von hier oben bietet.
Dann fuhren wir weiter in den Norden, die schönen Serpentinen wieder herunter. Unten angekommen gab es zwei Möglichkeiten: entweder den normalen, schnellen Weg entlang des Highways oder rechts abbiegen über kleine Straßen an Seen vorbei durch kleine Dörfer. Wer uns kennt, weiß welchen Weg wir genommen haben: Abenteuer! Und wir haben es nicht bereut... es war zwar wieder einmal etwas holprig, aber das sind wir ja schon gewöhnt. Wir kamen vorbei an saftig grünen Reisfeldern, Fischerbooten, kleinen süßen Kindern, die sich freuten auch mal Touristen zu sehen, vielen bunt verzierten riesigen Gräbern und Friedhöfen und einigen kleinen Dörfern. Hier konnte man wieder einmal einen Einblick in das echte vietnamesische Leben bekommen, das zwar einfach, aber glücklich scheint. Als die Sonne fast unterging waren wir am Strand von Hue, unserer Zielstadt, angekommen. Nun noch eine halbe Stunde durch die Stadt und wir waren bei unserem Hotel angekommen.
Ein weiter Weg der sich definitiv gelohnt hat!
>Unser Gepäck wurde uns praktischer Weise separat nach Hue ins Hotel geliefert, wo sie auch das Motorrad wieder abholten. So kann man ganz unbeschwert fahren :) Diesen Service bietet fast jede Verleihstation an, da viele die Strecke auf dem Wolkenpass zurücklegen wollen.<
In Hue liehen wir uns für den nächsten Tag wieder einen Roller aus, weil gerade keine Fahrräder zur Verfügung standen. Damit fuhren wir zur großen Zitadelle von Hue, die zum UNESCO-Welterbe zählt und nach mehrfacher Zerstörung in den Kriegen nun wieder aufgebaut wird. Dort herrschte noch bis vor kurzem die Nguyen Dynastie. Lange Zeit war die Kaiserstadt sogar die Hauptstadt des Landes. Irgendwann gab der Kaiser die Macht dann an Ho Chi Minh ab. Das gesamte Areal ist von einer großen Mauer mit imposanten Toren umgeben. Im Inneren liegt die so genannte Verbotene Purpurstadt, in die damals nur der Kaiser, die Kaiserin, hohe Mandarine und Bedienstete hinein durften. Zum Weltkulturerbe gehören auch die dort verfassten Schriften und Drucktafeln sowie die im dort gelegenen Theater gespielte traditionelle Hof-Musik.
Nach einem Kaffee fuhren wir weiter zu verschiedenen Mausoleen der einstigen Herrscher. Ebenfalls sehr imposante Pagoden und Bauwerke, jedoch war uns der Eintritt deutlich zu teuer und so fuhren wir nur daran vorbei. Da die Anzeige des Tanks (wie üblich) nicht funktionierte, merkten wir zu spät, dass uns der Sprit aus ging. Glücklicherweise war nur 300m entfernt die nächste Tankstelle und Carsten konnte dort hin schieben. Der Roller sollte uns auch weiterhin kein Glück bringen, aber dazu gleich mehr...
Zurück in der Stadt fuhren wir zur Walking Street um etwas Essen zu gehen. Da es noch vor 18 Uhr war, konnte man mit dem Roller noch durch die Straße fahren. Wir stellten den Roller in der Nähe des Restaurants ab und aßen eine Kleinigkeit. Als wir eine halbe Stunde später wieder herauskamen war dort wo unser Roller stand ein Grill aufgebaut. Wir dachten, die haben den Roller bestimmt nur um die Ecke gestellt und als wir fragten wo er denn sei, lachte einer der Angestellten und lief um die Ecke um ihn zu holen, kam aber leider ohne Roller zurück. Mit einer anderen Angestellten liefen wir zu allen Enden der Walking Street, weil wir ihn dort auf den Parkplätzen vermuteten, aber von unserem Roller gab es keine Spur! Einer der Securities sagte wohl, dass der Roller bei der Polizei sei, aber ganz sicher war er sich nicht. Also liefen wir zur nächsten Polizeistation, die aber für Verkehrsangelegenheiten nicht zuständig war. Circa einen Kilometer weiter war eine andere Station zu der wir geschickt wurden. Also liefen wir dort hin und fanden dort nach längerem hin und her tatsächlich jemanden, der Englisch sprechen konnte und unsere Schilderung aufnahm. Seine erste Vermutung war, dass der Roller geklaut wurde, aber nach ein paar Telefonaten schickte er uns weiter zu einer dritten Adresse. Hier sollte der Roller angeblich stehen. Dort angekommen saß nur ein Mann an einem Tor, der kein Wort Englisch verstand. Mittels Google Translator vermittelten wir ihm was wir wollten und er wies in eine Richtung... dort sollte der Roller irgendwo sein. Als wir ihn nicht fanden, gingen wir nochmal zu ihm zurück und fragten ob er ihn uns zeigen kann. Er holte seinen Roller raus und fuhr mit Carsten los. Tina sollte so lange an einer Ecke an einem Straßenstand warten. Die Fahrt ging zu einer weiteren Polizeistation, wo die Beamten Carsten böse anschauten und Sachen sagten wie: „You!“, während sie auf ihn wiesen und anschließend den Daumen nach unten zeigten👎. Einer schrieb etwas in Vietnamesisch auf einen Zettel und sagte wir sollten damit zu unserem Hotel gehen, wo wir den Roller ausgeliehen hatten. Der Mann mit dem Roller fuhr Carsten zurück zu Tina und wir beide nahmen uns ein Taxi um möglichst schnell herauszufinden was auf dem Zettel stand. Im Hotel angekommen erklärte uns der Rezeptionist, dass der Roller beschlagnahmt wurde und man ihn erst in zwei Tagen wieder gegen eine Strafe von 20$ auslösen könne. Aber diese Zeit hatten wir nicht, da wir am nächsten Tag bereits einen Flug in die Hauptstadt gebucht hatten... Er telefonierte ein bisschen herum und fand heraus, dass diese Parkregelung erst seit zwei Tagen galt. Er selbst wusste das auch noch nicht und meinte an unserer Stelle wäre er ziemlich sauer! Naja, wir wussten nun wenigstens, dass der Roller nicht geklaut wurde. Wir bezahlten also die Strafe, wobei das Hotel so nett war, den Ausfall für das Vermietungsunternehmen zu übernehmen und den Rest mit der Stadtverwaltung zu klären. Ein weiteres Abenteuer, das nochmal gut gegangen war...
Nach all diesem Stress gingen wir früh ins Bett, denn am nächsten morgen mussten wir früh raus, um den Flieger nach Hanoi um 8 Uhr zu kriegen. Ab in die quirlige Hauptstadt!