trijotravel
trijotravel
vakantio.de/trijotravel

Volle Kraft voraus (Tag 26 der Weltreise)

Veröffentlicht: 06.10.2019

30.09.2019


Die Nacht war etwas unruhig, weil ich das Geräusch der Regentropfen immer mit den Spinnen assoziiert habe :O Um 6:00 Uhr klingelte dann endlich der Wecker. Frühstück sollte es um 7:00 Uhr geben und dann sollte es um 7:30 Uhr losgehen. Alles klar! :)

Licht hatten wir immer noch nicht, aber aus einem glücklichen Zufall funktionierte unser Boiler im Bad! Die fette Spinne an der Badezimmerdecke immer im Blick, beschloss ich also, warm zu duschen, bevor es die nächsten Tage kein fließendes Wasser geben würde. Der Boiler log auch nicht. Als ich den Hahn aufdrehte, kam heißes Wasser heraus, dass sofort den Raum eindampfte. Gegenüber auf dem Waschbecken lag Jonas Handy mit der Taschenlampenfunktion eingeschaltet, damit ich etwas sehe und ich musste aufpassen, dass das Handy nicht nass wird, da Waschbecken und Duschkopf direkt gegenüber (ca. 1 m) lagen… Ei ei ei.

Sinnvollerweise fiel der unerträglich heiße Wasserstrahl auch auf den Wasserhahn der Dusche selbst, sodass man ihn nicht zurück drehen konnte, ohne seine Hand zu verbrennen. Und natürlich kann man nicht „Augen zu und durch“ sondern der Hahn lässt sich nur super schwer und mit Kraft überhaupt drehen, sodass ich meine Hand mindestens 10-15 Sekunden dem Wasser hätte aussetzen müssen… In meiner Verzweiflung sah ich nur eine einzige Lösung: Ich schaltete den Boiler aus. Dann musste ich nur noch warten, bis das heiße Wasser leer war und stellte mich gegen Ende in das nun immerhin noch lauwarme Wasser, um fix zu duschen. Duschen: check! :D

Um 6:55 Uhr hatten Jonas und ich dann alles fertig gepackt, waren in Wandermontur, Zähne geputzt und bereit fürs Frühstück. Als wir dann aber nach oben in den Essensraum gingen, waren wir etwas verwirrt. Es war niemand da! :O Wir schauten uns um und es kamen noch zwei Inder aus unserer Gruppe hinzu, die aber überhaupt nicht überrascht schienen. Hmm. Gegen 7:15 Uhr wurde dann Tee serviert aber Frühstück selbst war noch immer nicht in Sicht. Erst als unsere drei Freunde hochkamen, wurden wir aufgeklärt, dass es wohl ein „indisches 7:00 Uhr“ sei, d.h. man rechnet grundsätzlich 40-60min drauf. Oh! Da der Bus nach Dehradun so pünktlich abgefahren war, hatten wir gedacht, das sei nur ein Klischee. Gaurav schien hingegen überrascht, dass unser Bus pünktlich losgefahren sei. Das war wohl also die Ausnahme und nicht die Regel :D

Naja. Um 8:15 Uhr gab es dann Frühstück aber falls man dachte, dass es danach losgehen würde, war man schon wieder weit gefehlt… Es musste erst noch die ganze Ausrüstung (Zelte, Schlafsäcke, Kochutensilien, Lebensmittel) auf Jeeps und ins nächste Dorf gebracht werden, damit die Maultiere diese nach oben tragen. Es regnete natürlich wieder (oder immer noch?) und die meisten Schlafsäcke und Isomatten lagen bereits im Regen. Das machte Mut :p

Gegen 9:30/10:00 Uhr wurde dann die erste Fuhre unserer Gruppe zum Startpunkt der Wanderung gebracht. Wir anderen sollten nur „kurz warten“ aber dann hörten wir, dass das Fahrzeug stecken geblieben war und joah. Ich hatte gerade überlegt, mich noch einmal hinzulegen, da die Nacht ja nicht soo viel Schlaf gebracht hatte, aber als ich gerade ins Bett kroch, ging auf einmal alles ganz schnell. Es hieß hopp hopp und innerhalb von 10 Minuten war der Rest unserer Gruppe in einem zweiten Jeep. Das Design des Fahrzeugs bezüglich Sitzplätze sieht offiziell so aus: 2 vorne. 2-3 auf der Rückbank (wobei der mittlere Sitzplatz keinen Anschnaller hat) und im „Kofferraum“ gibt es zwei seitliche Sitzbänke, auf denen jeweils 1-2 Leute ohne Sicherheitsgurt sitzen könnten. So die Theorie ;-)

Tatsächlich saßen vorne dann nämlich vier Leute, hinten vier plus ein Kind auf dem Schoß des Vaters und im Kofferraum saßen Jonas und ich zusammen mit drei anderen. Ich hatte etwa 10cm Sitzfläche und wurde gut gegen die Rückbank gequetscht aber hey. Immerhin war ich somit sicher! :D Nach den ersten Metern im völlig überladenen Jeep kam das erste Schlamm-/Geröllloch, in dem wir eventuell stecken geblieben wären. Also mussten möglichst viele Mitfahrer aussteigen, kurz zu Fuß weiter gehen und dann nach der Pfütze wieder einsteige. Japp. Amüsiert über die Situation stiegen Jonas und ich wieder ein, ließen uns einquetschen und dann kam der schlimmste Teil!

Wir fuhren eine unbefestigte Straße am Abgrund entlang, die durch den Regen und Erdrutsche geprägt war. Teile der Straße waren bereits abgerutscht aber außer Jonas und mir schien das niemandem Sorgen zu bereiten :O Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie unsicher wir uns gefühlt hatten! Ich betete zu Gott, schloss meine Augen, drückte Jonas Hand und bei jeder Erschütterung machte mein Herz einen Satz. Das war unser Ende? Natürlich kamen uns auch noch Fahrzeuge entgegen und irgendwie passte es wieder aber das Amusement war vorbei. Jonas und mir war flau im Magen und als wir zum wiederholten Male aussteigen musste, weil der Jeep einen Fluss durchquerte, wobei die Räder immer nach rechts und links ausschlugen, sagten wir uns, dass wir da nicht wieder einsteigen würden… Am letzten Fluss, der die „Brücke“ weggerissen hatte und nun von den meisten einfach so durchfahren wurde, kam dann die Erlösung. Wir würden den Rest des Weges laufen müssen, worüber Jonas und ich eher erleichtert als enttäuscht waren ;-)

Zunächst mussten wir aber noch mit unserem Gepäck über eine Konstruktion aus Baumstämmen balancieren und ab dann kam ein bisschen Ruhe rein…

Wir trafen den Rest unserer Gruppe am Startpunkt, der mit „Har Ki Dun – 27 km“ gekennzeichnet war. Hoch motiviert ging es also los. In Gesprächen hatten wir erfahren, dass fast alle aus der Gruppe Trekking-Neulinge waren. Das maximale waren Daytrips, was man nicht vermuten würde, da alle perfekt in Quechua (Decathlon-Marke) Ausrüstung auftraten. Allein Törki gab es in unserer Gruppe drei- oder viermal^^ Wahrscheinlich haben die alle vor der Wanderung dort eine Shopping-Tour absolviert :)

Der Weg ging dann los und Pati (ein 8-10-jähriges Mädchen, das einzige Kind in unserer Gruppe) lief mit einem Bruder/Freund des Vaters los. Jonas und ich folgten dann und wir hängten die anderen ziemlich schnell ab. Der Weg an sich war auf den ersten 100-200m noch mehr oder weniger befestigt aber danach folgten hauptsächlich lose Steine, Matsch und Maultiermist. Dank des Regens war die Konsistenz dieser Masse beeindruckend :p Naja. Auf jeden Fall mussten die anderen gut aufpassen, wo sie hintreten, wohingegen Jonas und ich mit dieser Art des Weges keine Probleme hatten. Ein Lob auf unserer Wanderschuhe und unserer vorherigen Spaziergänge/Wanderungen :D

Nach einer halben Stunde oder so überholten wir Pati und Begleiter und führten somit unsere Gruppe unbeabsichtigt an. Immer wieder kamen die anderen aber noch näher ran oder überholten uns sogar, bis es zum ersten Anstieg kam. Ich hatte mir so viele Gedanken gemacht, dass ich das Schlusslicht bilden würde und hier waren wir – steckten die Inder in die Tasche :D Es war schon sehr anstrengend aber wenn man langsam und gemächlich ohne Pausen geht, geht es. Pausen killen immer nicht nur die Kraft sondern vor allem die Motivation ;-)

So stapften Jonas und ich unbeirrt vor uns her und sahen eigentlich nur noch Ashka und Patis Begleiter (ohne Pati :( ) hinter uns. Es ging dann in den Wald und ohne den Regen wäre es echt super schön gewesen aber naja. Man kann nicht alles haben… Bei Kilometer 4 (der sich anfühlte wie Kilometer 10) hatten wir die anderen endgültig abgehängt und waren für uns allein. Jonas Ziel war es, das Camp vor Dunkelheit zu erreichen, was nicht selbstverständlich war, da wir anstatt um 9:00 Uhr ja erst um 12:30 Uhr losgelaufen waren :O Die Etappe sollte ca. 5 Stunden dauern und um 18 Uhr wird es ja schon dunkel…

Irgendwann als es noch einmal höher ging und ich keine Luft mehr bekam, holte uns auf einmal unser Guide Rischab (oder wie auch immer man ihn schreibt…) ein. „Wow. You are fast. The others are 3km behind you“ Ha! Nicht schlecht! Das war doch nach Jonas Geschmack ;-) Außerdem erfuhren wir, dass es nur noch 1,5 km bis zum Camp waren und davon motiviert, meisterten wir auch den Rest der Etappe.

Als wir im Camp ankamen, das einfach aus einer Wiese besteht, an der ein kleiner Bach Wasser liefern kann, durften wir uns also ein Zelt aussuchen. Yay! Das ist der Vorteil, wenn man als erstes ankommt^^

Obwohl wir echt zügig gewesen waren, ging es uns beiden gut und wir fühlten uns gar nicht sonderlich erschöpft. Der Rothaarsteig letztes Jahr war anstrengender gewesen ;-) Naja. Wir breiteten unsere feuchten Isomatten und Schlafsäcke im Zelt aus in der Hoffnung, sie würden noch ein bisschen trocknen und warteten dann auf die anderen. Ashka und Patis Begleiter waren die nächsten und wir vier konnten schon einmal Tee trinken und joah.

Für mich sehr erleichternd war, dass es ein „Toilettenhaus“ gab. Das war ein kleines Zelt, in dem unten ein Loch ausgehoben wurde. Daneben liegt die aufgeschüttete Erde und eine Schaufel als „Toilettenspülung“. Vor dieser Sache hatte ich nämlich auch Angst gehabt aber mit dem Zelt war es voll in Ordnung!

Das Abendessen war dann auch lecker aber alle waren total fertig (manche waren erst in der Dunkelheit eingetroffen und demoralisiert) und es ging schnell ins Bett/Zelt. Da es ausnahmsweise nicht regnete, waren unsere Schlafsäcke sogar trocken genug, um darin gemütlich zu schlafen. Ein echter Pluspunkt :)

Antworten

Indien
Reiseberichte Indien