Veröffentlicht: 06.10.2019
01.10.2019
Also eigentlich mag ich zelten nicht, vor allem nicht wild zelten ohne Toilette, Dusche etc. Aber irgendwie habe ich trotzdem super gut geschlafen und fühlte mich am Morgen erholt und frisch! :) Jonas hatte gefroren aber mir war echt warm gewesen.
Nach dem Frühstück hieß es Zusammenpacken und los zur zweiten Etappe. Wie schon am Vortag führten Jonas und ich eher unabsichtlich die Gruppe an, da die anderen müde waren oder Pause machten. Noch schneller als am Vortag setzten wir uns vom Rest der Gruppe ab und liefen mit anderen Gruppen, die schon vor uns losgegangen waren.
Der Weg heute ging zu 80% (oft steil) bergauf. Wir würden 650 Höhenmeter überwinden. Es regnete sogar nicht :O (Was war denn hier los??) Die Anstiege waren echt anstrengend aber Jonas und ich hatte nie das Gefühl, dass wir uns übernehmen würden. Wir wussten, wir sind (zu) schnell unterwegs aber es war ein Tempo, das wir gut halten konnten. Und wie gesagt, Pausen hätten uns eher fertig gemacht als das Schneckentempo mit viel Atmen und Vorangehen :)
An einem Punkt gab es eine Gabelung und da kein Guide vor uns war, folgen wir einem Pärchen Einheimischer. Oben auf dem Hügel gab es dann eine kleine Stärkung und eine der Dorfbewohnerinnen kam zu uns und zeigte auf die gekochten Eier, die wir aßen. Wir gaben ihr eins und sie nahm es lächelnd an. Hier oben teilt man gerne ;-)
Der Weg, der von da an ein Trampelpfad durch hüfthohe Sträucher war, erschien uns etwas unüblich aber erst hinterher fanden wir heraus, dass wir an der Gabelung den anderen Weg hätten nehmen sollen. Dafür war unser Weg bestimmt hübscher, da der Straßenbelag aus eingeweichter Maultierkacke diesmal wegfiel :D
Am Ende des Trampelpfads kam ein letzter Anstieg. Dass es der letzte sein würde, wussten wir da noch gar nicht, da wir kein Gefühl dafür hatten, wie weit wir schon gelaufen waren. Leider fing es dann auch wie gewohnt an zu regnen und es bildete sich dichter Nebel. Man konnte vielleicht 5m weiter nach vorne gucken aber zur Seite sah man einfach nur Nebel. Vielleicht wäre der Ausblick schön gewesen aber es gab ihn für uns leider nicht :D
Nach diesem Anstieg ging es mehr oder weniger geradeaus und wir plauderten munter mit ein paar Indern, als plötzlich ein Guide einer anderen Gruppe hinter uns hergelaufen kam und erklärte, dass wir unser Camp verpasst hätten. Wir waren zu weit gelaufen! :O ^^
Etwas demotiviert, da der Regen auch noch heftiger wurde und die Regenjacke nichts mehr abhielt, kehrten Jonas und ich um und fanden dann mit weniger Nebel auch unser Camp :) - wobei uns erst gesagt wurde, wir seien falsch. Das lag aber daran, dass wir einfach so schnell gewesen waren, dass unsere Ausrüstung und unsere Maultiere noch gar nicht oben waren. Ups!
Um uns aufzuwärmen durften wir in dem Gemeinschaftszelt der anderen Gruppe warten, Tee trinken und nach 2 Stunden dann endlich unser Zelt beziehen. Wieder waren die Schlafsäcke nass und da auch unsere Kleidung nass war, war die Stimmung auf dem Tiefpunkt :(
Gegen 16 Uhr gab es dann Snacks – frittierte Toasts mit Kartoffeln und Zwiebeln gefüllt. Auf Zwiebeln stehen die Inder ja total, sehr zu meinem Leidwesen… Da ich aber schrecklich hungrig war, aß ich zumindest ein halbes und Jonas erfreute sich an 5 Stück. Danach gingen wir zurück ins Zelt aber nach ein paar Minuten ging es mir so gar nicht gut. Ich legte mich hin aber stöhnte vor Unwohlsein, setzte mich hin, fühlte mich einfach nur scheiße. Für ca. eine Stunde ging das so, bis Jonas vorschlug, ein paar Schritte zu gehen. Und dann, ja dann kam der Anfang vom Ende :p Was folgte waren die schlimmsten Stunden ever :‘-(
Jonas und ich mussten uns beide mehrmals übergeben, hatten Durchfall und waren komplett fertig mit der Welt. Rischab holte einen anderen Guide, der eine Medizintasche hatte und sie gaben mir etwas gegen Übelkeit aber es half nichts. Selbst Wasser oder Tee konnten wir nicht bei uns behalten. Es wurde langsam dunkel und es hörte einfach nicht auf. Es ging uns sooo schlecht und es war kalt und nass und einfach unerträglich anstrengend. Irgendwann holte uns jemand aus unserem Zelt raus und wir kamen ins Küchenzelt, wo sie den Gasgrill einschalteten, damit wir uns daran wärmen können. Der Koch lag bereits im Schlafsack und versuchte zu schlafen und beide Guides (Rischab und der „Doktor“) sowie einer von Patis Begleitern als Übersetzer (die Guides sprachen kaum bis gar kein Englisch) waren sonst noch im Zelt. Es wurde viel geredet, was helfen würde und was wir tun sollten und so.
Der Doktor begleitet Jonas alle paar Minuten nach draußen während die anderen versuchten, mich zu überzeugen, mich hinzulegen. Ich sagte, dass mir im Liegen schlecht wird und dass ich lieber hocke/sitze aber sie bestanden darauf. Ich legte mich hin und zack. Innerhalb von 10 Sekunden hievte ich mich hoch und würgte den Schluck Tee hoch, den ich bekommen hatte. Jaaa… Keine hübsche Angelegenheit ;-)
Die Nacht war dann unendlich lang und gruselig. Ich konnte irgendwann liegen, wurde in einen Schlafsack gepackt, mit nach Maultier riechenden Decken bedeckt und der Koch rückte näher an mich ran, da ich heftigen Schüttelfrost hatte.
Jonas bekam einen „Spucknapf“, den er wiederholt benötigte und an Schlaf war nicht wirklich zu denken.
Leider waren wir auf 3.250m, mehrere Kilometer entfernt vom nächsten Dorf und selbst dort gäbe es keine ärztliche Versorgung. Die nächste Straße war fast 20km entfernt… Wir mussten da also durch und irgendwie klappte es auch, wenn auch mehr schlecht als recht. Als die Sonne aufging, war ich heilfroh, dass zumindest die Nacht überstanden war...