Veröffentlicht: 08.09.2021
Bei leichten Wolken starten wir nach einer recht kalten Nacht in den Tag und gehen eine Rundwanderung auf den benachbarten Berg. Von hier haben wir einen guten Blick auf das große Lavafeld im Tal und das riesige, aktuell fast leere Flussbett. Auf den Hügeln zeigen sich malerisch schöne Farbverläufe von lehmig-rot über schwarz bis leuchtend-hellgrün. Von hier starten viele mehrtägige Wandertouren, die in diesem spannenden Gebiet bestimmt viel Spaß machen, wir haben aber leider weder die Zeit noch das Equipment dafür dabei.
Nach der Wanderung wärmen wir uns im Hot Pool nochmal auf, diesmal allerdings mit 30-40 weiteren Menschen. Wir fahren weiter nach Südosten an die Küste bis kurz vor den großen Gletscher Vatnajökull und schlafen nahe dem Gletscherfluss, etwas abseits der Hauptstraße.
Wir werden geweckt vom warmen Sonnenschein, frühstücken und starten los zu den Glacier Horses, wo wir um 10 Uhr von Sophia und drei Pferden begrüßt werden. Auf den heutigen Tag habe ich den ganzen Urlaub schon gewartet und wir haben perfektes Wetter.
Nach einer kurzen Einführung und Reitübung auf dem Platz reiten wir auch schon los. Ben saß noch nie auf einem Pferd, ich bin als Teenager mal ein Jahr lang geritten. Ich dachte, wir wären vielleicht in einer Gruppe unterwegs, aber wir bekommen eine Privattour nur für uns zwei und reiten gemütlich über schöne Wiesen, durch einen kleinen Fluss, immer mit Blick auf den Gletscher. Es ist wunderschön und natürlich probieren wir auch die besondere Gangart der Islandpferde aus - den Tölt.
Nachmittags wird das Wetter wieder schlechter, trotzdem müssen wir einen weiteren Wasserfall anschauen, an dem man hinten dran vorbeigehen kann. Im Anschluss geht es zum Skógafoss, einem der größten Wasserfälle Islands, der mich beim Foto machen durch die Gischt komplett nass macht. Möglicherweise habe ich nach dieser Reise eine Fossphobie (auch Wasserfallphobie genannt).
Zum Sonnenuntergang machen wir einen Spaziergang rauf zu einem Leuchtturm, wo das Wetter gerade rechtzeitig etwas aufklart und uns einen schönen Blick auf einen schwarzen Sandstrand beschert.
Wir campen im Ort Vík, sind aber vom Campingplatz eher enttäuscht. Für so viele Leute (mind. 40 Autos) sind zwei Spülbecken einfach zu wenig, und diese sparsame Ausstattung zieht sich durch.
In der Früh arbeiten wir am Campingplatz, dann machen wir einen kurzen Ausflug an einen Steinstrand mit schönen Felsformationen, auf die man auch klasse klettern kann.
Ich arbeite auf einem Parkplatz weiter, während Ben sich das Wrack eines abgestürzten Flugzeugs anschaut. Von seiner zweistündigen Wanderung kommt er komplett durchnässt zurück und muss im Auto erstmal wieder trocknen.
Um Ben’s Overlander Träume ausreichend wahr werden zu lassen, fahren wir mal wieder auf einer Schotterpiste durch’s Land mit mehreren Furten. Die letzte davon liegt direkt über einem Wasserfall.
Zum Tagesabschluss schauen wir uns die (von uns benannte) Justin-Bieber-Schlucht an (Fjaðrárgljúfur). Im Nachgang hat Ben mich aufgeklärt, dass Justin Bieber hier wohl ein Musikvideo gedreht hat und seitdem dieser schöne Weg so überlaufen ist, dass die meisten Aussichtspunkte bereits abgesperrt werden mussten.
Wir finden einen schönen Schlafplatz auf einer teilweise alten Straße, die teilweise von einer Gletschersee-Ausbruchflut vor einigen Jahren weggespült wurde.
Ein Tag vor Abfahrt ist endlich super Wetter - Sonne pur. Auf einer kaputten Holzbrücke neben der Hauptstraße fahren wir ein bisschen Skateboard, mehr für die Fotos, aber es hat echt Spaß gemacht.
Wir arbeiten zum ersten Mal draußen an der frischen Luft auf dem Parkplatz im Skaftafell-Nationalpark bis zum späten Nachmittag. Die Sonne knallt mir auf’s Gesicht, sodass ich mich mit Sonnencreme einschmieren muss. Danach machen wir eine kurze Wanderung mit Blick auf eine der Gletscherzungen.
Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Jökúlsarlón, wo sich Eisberge vom Gletscher lösen, in einer Lagune sammeln und langsam auf’s Meer hinaus treiben. Dort werden sie teilweise wieder an den Strand gespült - den Diamond Beach - und liegen wie glänzende Diamanten auf schwarzem Sand. Ein paar Seehunde sind auch da (ich muss mich korrigieren, ich habe zuvor immer Robben geschrieben). Es ist magisch, den Eisskulpturen beim Treiben zuzuschauen, und der perfekte Ausklang für den schönen Tag.
Wir schlafen wieder in einem leeren Flussbett nah am Gletscher, wo es kühl aber trotzdem schön ist. Kurz vor Mitternacht tauchen am Himmel zu unserer Überraschung die Nordlichter in Form von giftgrün leuchtenden, tanzenden Stäbchen und Schlieren auf. Sie sind gut mit dem bloßen Auge sichtbar und schwirren am Himmel umher. Ich habe nicht mehr damit gerechnet, dass wir das noch zu sehen bekommen, aber Island will uns wohl doch einen schönen Abschied bescheren.
Heute ist unser letzter Tag auf Island, das Wetter gibt nochmal Vollgas mit bestem Sonnenschein und knapp 20 Grad. Vormittags machen wir eine letzte steile Wanderung zu einer hochgelegenen Gletscherzunge mit Wasserfällen, die in eine tiefe Schlucht fallen. Auf dem Weg nasche ich viele wilde Blaubeeren und schwarze Krähenbeeren, die hier überall wachsen.
Dann müssen wir längere Fahrt nach Seyðisfjörður antreten, wo wir abends nach drei Wochen Camping auf Island wieder auf die Fähre steigen. Keine zwei Nächte haben wir am selben Ort verbracht, viele Wetterlagen waren dabei, und die Natur ist hier wirklich ganz anders als an anderen Orten der Erde.
Für diese Fahrt mit einer Übernachtung haben wir uns ausnahmsweise die Luxus-Kabine gegönnt, die ein riesiges Panorama-Fenster und viel Platz bietet. Wir genießen noch einen Drink zu Live-Musik oben in der Bar, dann kommt Frank zum Ratschen in unser Zimmer vorbei, bevor wir müde ins geräumige, gemütliche Bett fallen.
Am Nachmittag kommen wir auf den Färöer Inseln an und machen einen kurzen Spaziergang durch die Stadt, nachdem wir uns im Einkaufscenter SIM Karten gekauft haben. Hier können wir unsere mobilen Daten aus den deutschen Handyverträgen nämlich nur gegen sehr hohe Gebühren nutzen. Da wir irgendwie ziemlich geschlaucht sind, machen wir erstmal ein Nickerchen im Bus.
Um 21:00 Uhr entscheiden wir uns recht spontan für die Fähre auf die Insel Suðuroy. Nach zwei Stunden ruhiger Fahrt schlafen wir irgendwo in einer Sackagsse. Es regnet.
So wie die Nacht zu Ende ging beginnt auch der nächste Tag wieder, mit Regen. Nach kurzer Fahrt sind wir im Norden der Insel, sehen aber nichts wegen dichtem Nebel. Immerhin ist es mittlerweile trocken. Wir wandern ein paar Schritte einen Berg hinauf, da klart es plötzlich auf und die Sonne knallt heiß auf uns runter. Wir bekommen einen wunderschöner Blick in eine steile Schlucht, die sich von der Steilküste ins Land geschlagen hat.
Die Insel ist recht einsam, es gibt kaum Menschen hier, aber umso mehr Schafe. Uns ist aufgefallen, dass diese auf den Färöer Inseln viel freundlicher, neugieriger und schöner sind als auf Island. Sie machen Blickkontakt und schnuppern an unserem Auto herum, wir können sie fast streicheln.
Um alles gesehen zu haben machen wir noch einen Abstecher in den Süden der Insel. Am Nachmittag geht es mit der Fähre wieder zurück. Ben ist mutig und fährt diesmal sogar ohne seine Reisekrankheit-Medizin los. Zum Glück geht es gut, denn die See liegt sehr ruhig.
Zurück auf der Hauptinsel gehen wir einkaufen und fahren auf einen süßen Campingplatz, wo wir im warmen Gemeinschaftsraum Burger machen und Wäsche waschen. Auf dem Weg kommen wir an unserer Unterkunft vorbei, in der wir im November 2018 mit Freunden einquartiert waren. Es ist gar nicht so viel anders als damals, nur länger hell und etwas wärmer.