Veröffentlicht: 19.11.2018
Myeik, das früher einmal Mergui hieß, ist eines der beiden Tore zum Mergui-Archipel, welches aus 800 bis 2000 (ja nachdem, ob man Sandbank mit Palme als Insel wertet) Inseln besteht. Der zweite Zugangspunkt ist die Stadt Kawthaung ganz im Süden. Zwischen diesen beiden Städten erstreckt sich die größtenteils unberührte Inselwelt. Da Myanmar beabsichtigt, dieses Paradies dem Massentourismus vorzuenthalten, muss man ordentlich Cash in de Täsch haben, wenn man das Archipel bereisen möchte. Neben dem normalen Visum für Myanmar, welches 50$ kostet, benötigt man noch ein Visum extra für die Inseln für 250$. Davon abgesehen gibt es auch nur eine Hand voll (und damit meine ich wirklich unter 5) Resorts, die sich dem Bio-Tourismus verschrieben haben. Das finde ich, gerade in einem so vermüllten Land wie Myanmar, ja erstmal total klasse, allerdings wollen wir uns die Preise dort nicht leisten. Wir könnten, aber dann wäre wir bereits nach 3 Wochen wieder zu Hause und nicht erst nach 4 Monaten.
Aber wie immer im Leben, gibt es Alternativen. Gestern Abend haben wir uns kurz mit einem deutschen Auswanderer getroffen, der Trips in das Archipel organisiert. Dabei handelt es sich um mehrtägige Bootstouren, bei denen auf den Inseln wild gecampt wird. Das ist zwar nicht so offiziell, aber bezahlbar. Da wir aber morgen bereits nach Yangon fliegen (ja, den Luxus gönnen wir uns, da ich gerne auf die 20-stündige Busfahrt verzichte) gibt er uns den Tipp, ein Boot zu chartern und die nahegelegene Insel zu besuchen.Das machen wir dann auch.
Erst geht es mit dem Longtail-Boot zu der nächstgelegenen Insel, auf der ein riesiger Buddha liegt.
Danach fahren wir 1,5 Stunden zu einer anderen Insel. Sie gehört zu den größeren Inseln und ist bewohnt. 3000 Menschen leben dort in Bambushütten. Unser Bootsfahrer bringt sich selbst Englisch bei und kann uns daher ein bisschen was erzählen. Wir lernen heute so viel! Er zeigt uns Mango-, Cashnew-, Durian- und Jackfrucht-Bäume, Bananen- und Ananaspflanzen und die Palme, an der die berüchtigte Betelnuss wächst.
Die Betelnuss ist Myanmars Volksdroge. Auf der Insel sehen wir, wie die Früchte, die einer Mandarine ähnlich sind, getrocknet und geschält werden und übrig bleibt die Betelnuss. Sie wird ganz grob gehackt und mit gelöschtem Kalk und Tabak oder verschiedensten Gewürzen in ein Blatt gewickelt. Dieses Päckchen kauen die Menschen hier. Es soll berauschend, schmerzlindernd und aufputschend wirken. Der negative Nebeneffekt ist allerdings, dass sich Zähne und Zahnfleisch sehr unschön verfärben und das dauerhaft. Die Menschen hier können also meist mit keinem sehr schönen Lächeln aufwarten. Außerdem regt das Kauen den Speichelfluss an und Myanmar ist übersäht von dunkelroten Rotzflecken. Sogar Kinder kauen die Nuss teilweise schon. Da kann man sich ausmalen, wie das Gebiss mit 30 Jahren aussehen muss.
Während einer kleinen Pause, weil durch den Dschungel laufen irgendwann anstrengend wird, gönnt sich auch unser persönlicher Guide ein Nüsschen. Er macht es aber nur sehr selten und hat daher noch ein Elmex-Lächeln. Ich beobachtete total interessiert, wie das Päckchen gebaut wird. Er rät mir aber davon ab, eine zu probieren, weil ich dann zu beduselt werde. Na gut. Für sein Päckchen legt er übrigens nur 100 Kyat auf den Tisch, was umgerechnet 5 Cent sind. Ich denke jetzt ist klar, warum DAS die Volksdroge ist und die schlechten Zähne in Kauf genommen werden.
In erster Linie leben die Menschen auf der Insel vom Fischfang, aber zusätzlich produzieren sie Kautschuk, das zu weißen Matten gewalzt wird, die nach dem Trocknungsprozess gelb sind. Myanmar ist einer der größten Kautschuk-Expoteure.
So spannend die kleine Wanderung durch die Dörfer und den Wald auch ist: Ich bin auf einer Insel und will baaaden! Der Strand, an dem wir mit dem Boot gelandet sind, war leider voll mit Müll und jeder Menge Glasscherben. Das ist echt SO SCHADE, dass die sich ihre paradiesische Landschaft so versauen. Unser Guide fährt mit uns noch ein Stückchen um die Insel herum und wir gehen an einem Strand an Land, an dem niemand wohnt. Folglich ist er auch deutlich sauberer. Und endlich kann ich schwimmen gehen! Hach das ist so schön :) Er kümmert sich ein bisschen um sein Boot oder haut sich in den Schatten und Max und ich planschen 1000 Mal besser, als wir gedacht haben! Wir haben damit gerechnet, zur Insel gefahren und ein paar Stunden später wieder zurück zu fahren, aber unser Guide war super nett, konnte uns total viel Neues zeigen und hat sich komplett nach unseren Wünschen gerichtet. Fotos hat er auch noch für uns geschossen und ein kleines Shooting zusammen mit den großen Weißen gab es für ihn dann auch noch xD Süß und seltsam zugleich, wenn die einen immer fotografieren wollen.
Zurück an Land machen wir uns auf den Weg zur größten Pagode der Stadt, der Thein Daw Gyi Pagode, um von dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Hier treffen wir dann auch zum ersten Mal, seit wir in Myanmar sind, andere Europäer. Es sind aber nur 4, also zu verkraften xD Es tummeln sich deutlich mehr Mönche an der Pagode, um ebenfalls vor dem Sonnenuntergang zu posieren. Man hat auch wirklich einen traumhaften Blick über Stadt, Hafen, Meer und die ersten vorgelagerten Inseln und kann zusehen, wie die Sonne hinter den Inseln versinkt und die goldene Pagode noch mehr zum leuchten bringt.