Veröffentlicht: 07.02.2020
Die Zugfahrt am nächsten Morgen war die schönste meiner ganzen Reise. Sie wird zwar sowieso allgemein empfohlen, doch bei mir kam noch hinzu, dass es die ganze Zeit hell war, was auf alle Fälle ein Herausstellungsmerkmal im Vergleich zu meinen anderen Fahrten war. Die Fahrt verwirrte klimatisch ziemlich: Man fuhr im schönen Oslo los, durchquerte tiefverschneite Berge und kam im regnerischen Bergen an.
Doch der straffe Zeitplan ließ keine Gnade mit mir selber zu. Wenn man mal ehrlich ist: Woran denkt man als erstes bezüglich Bergen? Die bunten Hansekaufmannshäuser am Hafen. Also erstmal dahin und abgehakt. Hat was, mehr sogar als die Fotos vermuten lassen. Vor allem der Geruch nach altem Holz vermischt mit Regen hat es mir angetan. Zur Belohnung gönnte ich mir einen Kakao und ein Stück Rüblitorte. Der Preis von 12€ diente außerdem als Wachmacher.
Im Anschluss lockte mich die Standseilbahn auf den Hausberg, den Fløyen. Zwar hatte die Ticketverkäuferin mich noch vor der fehlenden Aussicht wegen Nebels gewarnt, doch das Schicksal meinte es gut mit mir, sodass wie in einem kitschigen Film eine Lücke im Nebelschleier sich genau dann auftat, als ich auf die Aussichtsplattform trat.
Auf dem Berg sah ein Weg, der im nebeligen Wald verschwand, äußerst einladend aus, zu neuen Abenteuern aufzubrechen, aber das habe ich mir dann doch für einen eventuellen erneuten sommerlichen Besuch aufgehoben. Die restlichen Attraktionen Bergens bestanden für mich aus dem Dom, in dem eine eingeschossene Kanonenkugel steckt, der Festung von Bergen, vielen weiteren kleineren, netten Gebäuden und dem Hafen.
Beim Abendessen war ich erstaunt über zwei Männer, die plötzlich anfingen über eine deutsche Konjugation zu diskutieren. Ein paar Minuten später fing noch ein Mann am Nachbartisch an, mit einer App Deutsch zu lernen, sodass ich schon Angst hatte, mich hätte der Schlag getroffen. Aber anscheinend sind die Norweger einfach motivierte Lerner und Deutsch ist eine anziehende Sprache.
Bis zur Abfahrt meines Zuges waren noch wenige Stunden rumzukriegen, ich hatte schon ziemlich viel angeschaut und es regnete wieder ganz unangenehm. Da fasste ich die geniale Idee, mal das norwegische Kino auszuprobieren. Ich wollte ja sowieso schon immer mal alleine ins Kino gehen. Glücklicherweise lief sogar zur perfekten Zeit „Doolittle“ auf Englisch und so kam ich ins teure Vergnügen, einen unterhaltsamen Film in Kinosesseln, die sich passend zur Handlung bewegen/vibrieren, zu genießen. Nach einem letzten Schlenker durch die Stadt konnte ich schlussendlich ganz entspannt in den Nachtzug zurück nach Oslo steigen. Doch mehr zur Odyssee, die meine Rückfahrt war, im nächsten Beitrag.