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"In Ravenna wurde Rom begraben"

Veröffentlicht: 02.04.2024

In Ravenna wurde Rom begraben, so der Titel eines Historienromans von László Passuth aus dem Jahr 1971. Das ungarische Buch handelt vom Leben des Theoderich, König der Ostgoten. Die Lektüre begleitete mich seit eineinhalb Wochen und auch auf dieser Reise.


Seit einiger Zeit faszinierte mich die Stadt, welche in der Spätantike eine der letzten Hauptstädten des Römischen Reiches war. Während der Zeit des oströmischen Kaisers Justizians wurde die Stadt um 550 n. Chr. zu einem wichtigen Außenpostens von Byzanz (Ostrom). Mosaike und Basiliken in Ravenna zeugen von der absoluten Frühzeit des Christentums und dem Ende der römischen Ordnung.


Der Morgen begann mit einem touristischen Abschiedsgruß von Florenz = 6 Euro Citytax pro Person pro Nacht. Der Hotelrezeprionist, der das Geld eintrieb, entschuldigte sich mehrfach. Es war Karsamstag und der Weg nach Ravenna führte erneut über Bologna. Dort warteten bereits Legionen von jungen Menschen mit Gepäck auf den Zug nach Rimini (über Ravenna). Regionalzüge sind für Menschen mit Reisegepäck nicht wirklich geeignet. 


Der Bahnhofsvorplatz präsentierte sich schmucklos, der Himmel war wolkenverhangen. Den Ausflug ins Altertum hatte ich mir anders vorgestellt. Auch der erste Kirchenbesuch änderte daran nicht viel. Die ausgestellten Mosaikfragmente muteten geradezu infantil an: Krieger mit Knollnasen und Tiere wie aus dem Malbuch eines Vierjährigen.


All dies änderte sich mit dem richtigen Sammelbillet, samt Stadtplan. Dies führte zu Mausoleen, Kirchen und Taufkappellen mit fantastischen Mosaiken, deren Farben leuchteten und deren Bildreichtum den Atem raubte. Im Bischofspalast gab es außerdem einen geschnitzten Elfenbeithron aus dem 6 Jh. zu sehen und einen gewaltigen Stein, der mehr als 130 Jahre lang das Osterdatums anzeigte.


Weitere Sehenswürdigkeiten: das Grabmal des Theoderich, eines der wenigen Baudenkmäler der Völkerwanderungszeit, das Grab des Nationaldichters Dante Alighieri und eine Kirche mit Goldfischteich unter dem Altarraum.


Auf dem Rückweg mit der Bahn nach Bologna verglich ich meine Eindrücke mit den Abbildungen im Ravenna-Roman. Nun musste ich nur noch Zeit und Muße finden, den 400-Seiten-Schmöker zu beenden.


Zum Abendessen gab es Calzone, dazu ein Bier und einen Limoncello, der wider Erwarten nicht aufs Haus ging, hmm.


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