Veröffentlicht: 11.01.2023
19.06.22
Wir haben beim Frühstück Dorothy bei einem Vortrag am Nachbartisch folgen müssen, der von Ausflugsinformationen über das Alter Ihrer Tischdecken, deren Herkunft und das Geschäft ihres Schwiegervaters ging, bevor wir uns verdrückt haben.
Bei grauen(vollen) 12 Grad und Nieselregen starten wir entlang der Küste zunächst in den Fischerort Killybegs, in dem aber heute, am Sonntag, kein geschäftiges Treiben, sondern sonntägliche Ruhe herrscht.
Nach 4min ohne Regen, setzt selbiger wieder ein und wir setzen unsere Fahrt über Carrick und Teelin zu den Cliffs of Slieve League.
Die Steilküste erreicht hier mit 601m eine Höhe, die in Europa nur an einer Handvoll anderer Stellen überschritten wird und somit zu den höchsten Klippen Europas zählt.Die Zufahrt per Auto ist u.U. möglich, wenn nicht so viele Besucher da sind. Vom letzten Parkplatz sind es ansonsten zwei ziemlich steile Kilometer auf der stürmischen Straße bis zum Aussichtspunkt.Wir überlegen kurz, was wir machen sollen. Wenn es, wie praktisch alle 10min regnet und man ist dort ne Stunde nass bei 12 Grad im Wind unterwegs, kann es eklig werden.
Wir dürfen mit unserer Nuckelpinne für 5 Euro hochfahren und sind gottfroh über diesen Luxus. Der Wind pfeifft gnadenlos und erneut geht ohne Mütze gar nichts. Sofern man nicht aus Indien kommt und offenbar nach Irland ohne passende Kleidung gereist ist. Die Fotos, die die Truppe neben uns macht, lässt einen selbst in "Herbstklamotten" frieren.
Die Wolken ziehen über den Kamm der Klippen hin und her, die Sonne kommt minutenweise durch die Wolken - es ist schon ein grandioser Anblick.Manches Schaf liegt auf einem Felsvorsprung, sicher um die 100m über dem Meer.
Ich frage mich, wieviel von denen pro Jahr wohl abstürzen. Allein die Kraft des Windes ist so heftig, dass man als Mensch durchgeschüttelt wird.Wir setzen unseren Ausflug fort und fahren Richtung Ardara.
Will man wissen, wie das Leben in Irland vor ca. 150-300 Jahren aussah, ist das kleine Glencolmcille Folk Museum eine super Information.Nach den hohen Klippen, die ein paar Millionen Jahre alt sind, nun ein paar Reetdach-Katen von ein paar hundert Jahren. Die Straße, die wir nehmen, ist sehr einsam, wenn man von immer wieder auf und an der Straße stehenden Schafen absieht.
Auch hier wird noch ordentlich Torf gestochen und in hunderten kleine Haufen zur Abholung bereit gelegt.
Im Glencolmcille Folk Village stehen sieben Katen mit original Inventar. Mit einem Informations-Hefter zum Ausleihen, kann man das Freilichtmuseum selbst angucken.
Als ein polnischer Reisebus ankommt, verziehen wir uns aus der kleinen Anlage und fahren nun über den Glengeash Pass.
Das Wetter wird nicht besser und mehr als 13 Grad wird es heute nicht. Wir folgen der Regionalstraße R230, die Glencolmcille mit dem Ort Ardara verbindet.Zunächst durch recht karge Landschaft mit Mooren, Schafen und Regen führt die Straße dann in Form des Glengesh Pass (oder Donegal Pass) von 275m in ein paar Serpentinen hinunter durch ein Tal nach Ardara, das gerade einmal 27m ü.M. liegt.
Der Blick am Aussichtspunkt ist toll, zumal gerade mal ein paar Sekunden die Sonne durch die Wolken guckt.
https://www.theirishroadtrip.com/glengesh-pass/
Wir lassen Ardara links liegen, wenngleich hier Tweed in allen Ausführungen zu bekommen wäre.Wir wollen versuchen in Fintown eine historische Dampfeisenbahn zu erreichen. Am Wegesrand sehen wir noch eines der typischen Katen mit einem Reetdach und roter Tür. Was vor 40 Jahren noch normal im Landschaftsbild war, ist heute eine Seltenheit.
Vielleicht ließe sich der Tag mit einem Schloss beenden?Nach einer erfolglosen Anfahrt nach Fintown, wo die letzte Fahrt des Tages mit der historischen Fintown Railway gerade zuende gegangen ist, als wir ankommen, fahren wir rund 50km weiter, um am See Lough Eske das gleichnamige Schloss zu sehen.Es entpuppt sich als 5-Sterne-Hotel, das im historischen Hauptteil schöne Räumlichkeiten, aber für ein Abendessen wohl nicht unsere Kragenweite hat.Wir laufen durch das Gelände und finden 550 Euro für eine Garden Suite pro Nacht nicht so passend, da diese in einem Nebengebäude moderner Bauart sind.Den Blick in die Räume im Innern des Schlosses, auch z.B. auf das Setting eines High Tea mit der typischen Etagère mit Sandwiches und süßen Scones ist wie aus einem Werbeprospekt.
Wir fahren also weiter nach Donegal und stellen dort fest, dass die Chance auf einen Tisch in egal welchem Restaurant aussichtslos ist, da heute Vatertag ist. Also entscheiden wir uns für Lidl und ein improvisiertes Abendbrot.
Lidl hatte alles, was das Herz begehrt. Im Gegensatz zu unserem B&B, wo die gestrengen "Herbergseltern" bereits um 19.30h den Aufenthaltsraum abgesperrt haben.
Also wird auf der einzigen Abstellfläche nun unser "Buffet" angerichtet, mein Campingbesteck und -messer dürfen zum Einsatz kommen. Beim Blick auf/an/in den Wasserkocher verzichten wir auf einen Tee 🙈🤢.
Das im Kocher stehende Wasser dürfte der Logik folgend älter sein als der Staub und Dreck auf dem Deckel.Die romantische Vorstellung von Urlaub in Bed & Breakfast Unterkünften birgt eben auch Überraschungen.Morgen geht es weiter nach Norden in ein Hotel.