Veröffentlicht: 07.02.2022
Das Schnorcheln vor Koh Ma am Vortag war also gerade nochmal gut gegangen, und hatte mir Lust auf mehr gemacht. Ich war sehr beeindruckt von der dortigen Unterwasserwelt und so beschloss ich am Folgetag, es gleich nochmal zu versuchen. Ich hatte jetzt einen besseren Eindruck von allem und wusste auf was ich achten musste. Ich wollte am Vormittag raus, weil da das Wasser ausreichend hoch steht. Um aber den weiten Weg bis Koh Ma nicht schwimmen zu müssen, fragte ich So, den Resortbetreuer aus Myanmar, ob ich das Kanu ausleihen könnte, mit dem er täglich hinauspaddelt, um Squids zu fangen. Er überließ es mir freudig und lief schnell in den Schuppen, um mir das Paddel zu bringen, dessen eine Seite allerdings nur noch zur Hälfte bestand, was aber kein Problem darstellte.
Ich hatte ein altes shirt angezogen, um mich besser gegen die Sonne zu schützen, genauso wie meine Kappe. Auf die Wasserschuhe würde ich sowieso nicht mehr verzichten und Schnorchel und Kamera verstaute ich in dem Plastikkanu, das ich mit großer Freude ins Wasser schob und mich nach Koh Ma aufmachte.
Ich liebe das Paddeln, mich auf dem Wasser zu bewegen und das sanfte auf und ab der Wellen zu spüren, das Ufer vom Meer her zu betrachten und langsam an mir vorüber ziehen zu lassen. Ich steuerte das Gebiet an, wo ich gestern auf die fabelhafte Unterwasserwelt gestoßen war. Ich hoffte heute bessere Lichtverhältnisse vorzufinden, da die Sonne jetzt ziemlich hoch am Himmel stand und nicht von Wolken verdeckt wurde. Dort angekommen ließ ich mich ins Wasser gleiten, setzte Taucherbrille und Schnorchel auf und tauchte in die neue Fabelwelt ein. Wieder war ich überwältigt von dem Formenreichtum, diesmal sogar noch mehr, weil alles auf Grund der stärkeren Sonneneinstrahlung viel mehr leuchtete. Das Kanu, mit dem ich so wunderbar easy hergepaddelt war, stellte sich jetzt allerdings als Behinderung heraus. Ich musste es permanent festhalten, damit es nicht fortgetrieben wurde. Als ich dies einmal nicht tat, wurde das leichte Boot ruckzuck von der Strömung erfasst und weg war es. Ich hatte große Mühe, es wieder einzufangen - so schnell hatte ich die Strömung nicht eingeschätzt. Erst später kam ich auf die Idee, das Kanu an einer der provisorischen Bojen festzumachen. Bis dahin allerdings war ich in meinen Bewegungen doch sehr eingeschränkt. Ausserdem hatte ich somit nur eine Hand frei, um die Kamera zu halten, was sich leider in sehr stark verwackelten bzw bewegten Videos niederschlug. Was ich aber unter Wasser zu sehen bekam, entschädigte mich für alle Probleme. Ich war in einen riesigen Fischschwarm geraten! Wo ich auch hinschaut, überall Fische, silbrig - grau schimmernde, etwa 25 - 35 cm große Fische mit einem knallgelben Streifen an der Seite. Es war einfach atemberaubend schön. Je nachdem wie sie von der Sonne angestrahlt wurden, glänzte und glitzerte es nur so um mich herum. Die vielen einzelnen Fischleiber formten einen eigenen Körper, der sich stromförmig langsam im Wasser bewegte. Kam ich den Fischen zu nahe, stoben sie auseinander oder beschleunigten einfach ihren Fluss, nur um ihn in sicherer Entfernung wieder zu verlangsamen und sich wieder in perfekter Harmonie wiederzufinden. Ich konnte mein Glück kaum fassen, denn der Fischschwarm liess sich nicht aus der Ruhe bringen, verschwand nicht, sondern blieb immer im selben Gebiet. Ich konnte mich kaum satt sehen an diesem herrlichen Schauspiel, trotzdem musste ich irgendwann wieder ins Kanu klettern und zurück paddeln - es war tatsächlich wie im Rausch gewesen, fantastisch.
Am nächsten Tag konnte ich So, den Resortbetreuer, überreden mit mir gemeinsam raus zu paddeln. Während ich unter Wasser auf Erkundungstour ging, würde er nach Squid angeln. Wir schoben gemeinsam das Kanu ins Wasser, aber das Paddel wollte er unter keinen Umständen abgeben, das war unter seiner Würde, er war der Chef im Boot, bzw ich war der feine Herr, von dem er sich nicht bedienen lassen wollte.
Ich dirigierte ihn etwa an die Position, wo ich am Tag zuvor auf den großen Fischschwarm gestossen war. Während ich ins Wasser stieg, blieb er im Kanu, ergriff seine Angel und liess den Köder in die Tiefe gleiten. Wahrscheinlich wusste er, dass er hier und jetzt keine Squid würde fangen können, aber er ließ sich nichts anmerken und spielte einfach mit.
Zu meiner größten Verwunderung war ich wieder inmitten des Fischschwarms gelandet, der sich anscheinend nicht von der Stelle gerührt hatte. Zu den Silbergrauen von gestern hatten sich heute eine Gruppe sehr ähnlicher Fische gesellt. Auch sie hatten seitlich einen gelben Streifen über die gesamte Länge. Dieser war aber flankiert von 2 blauen Streifen darüber und darunter. Trotzdem waren die mit einem Streifen deutlich in der Überzahl. Ausserdem schwammen mir immer wieder junge Thunfische in grosser Zahl vor die Kamera. Leider war das Wasser heute etwas trübe, was die Sicht und die Videos natürlich beeinträchtigen, nicht aber das Erlebnis. Das war trotz allem fantastisch.
Ich liess So von dem enormen Fischreichtum an dieser Stelle wissen, aber das interessierte ihn nicht. Für diese Fische benötigte er ein Netz und das hatte er nicht dabei. Er ging nur auf Squid, den er dann in Chaloklam verkaufen würde - für 3 - 5 Euro pro Kilo, je nach Größe der Tiere.
Nach gut einer Stunde tat mir So ein wenig leid, der unbeschaeftigt im Kanu auf mich wartete. Deshalb kletterte ich wieder ins Boot, damit er uns wieder an Land paddeln konnte, was mir diesmal doch etwas peinlich war, zumal er jede Bezahlung vehement ablehnte.