Veröffentlicht: 10.01.2022
Unser Zug in den Süden nach Suratani geht erst am Abend, also haben wir noch Zeit für einen kurzen Tempelbesuch.
Der Big Buddha macht seinem Namen alle Ehre, er ist wirklich gross , ca 30-40m. Das ist aber auch schon alles. Kein Vergleich zu den filigranen und künstlerisch wertvollen Tempeln und Statuen des Wat Phra Koae am Vortag. Dieser Tempel ist eher volkstümlich, billiger, aber trotzdem reichlich frequentiert von Thais. Überall finden kleine Zeremonien statt, werden Gaben an die Mönche in ihren orangefarbigen Gewändern überreicht. Dafür werden die Gebenden mit kleinen Gebeten der Mönche belohnt. Und über Lautsprecher werden Chants abgespielt, die seltsam vertraut nach Indien klingen, was mir ein angenehm heimeliges Gefühl vermittelt.
Wir hätten mit dem öffentlichen Bus zurückfahren können, wollten aber das Express Boat über den Fluss nehmen. Doch dazu mussten wir erst das Pier finden. Der erste Versuch ging schon mal daneben. Die Straße endete vor abgesperrten Gelände der Bank of Thailand. Ein freundlicher alter Mann, der vor seinem Laden sass, in dem er Handyzubehör verkaufte erklärte uns den Weg. Die nächste Stichstrasse war dann die Richtige. Die Straße war gesäumt von Ständen mit allen erdenklichen Blumen und Pflanzen, im weiteren Verlauf wurden in großen mit Wasser gefüllten Bottichen diverse lebende Fische, die sich um das kaum vorhandene Wasser stritten, angeboten. Als wir am Pier angekommen waren, mussten wir leider feststellen, dass von dort kein Boot unsere Anlegestelle anfuhr - umsonst den weiten Weg gelaufen. Und weil wir keine Lust hatten eben diesen weiten Weg zur nächsten Bushaltestelle zurück zu laufen, haben wir uns ein privates Bootstaxi, das von einem offen liegenden alten V-8 Motor angetrieben wurde und einen höllischen Lärm machte, gegönnt.
Nach einer letzten Mahlzeit und einer Stunde Entspannung am Hotelpool, den wir wieder mal ganz für uns alleine hatten, stiegen wir gegen 18.00 ins vorher bestellte TuckTuck und machten uns auf den Weg zum Bahnhof. Dort sollten wir unsere online bestellten Tickets am Gepäckschalter abholen.
Am Bahnhofseingang fragte ich den dort postierten Sicherheitsbeamten wo die Gepäckaufbewahrung sei. So etwas gäbe es hier nicht meinte der.
Oh Schreck, wieder diese miese Organisation und Kommunikation. Ich kramte mein Handy heraus und zeigte ihm die email mit der Buchungsbestätigung und der Anweisung zur Abholung des Tickets. Der Beamte machte mich darauf aufmerksam, dass in der email von einem anderen Bahnhof gesprochen würde. Wir waren zwar an dem Bahnhof, von dem wir vor zwei Jahren nach Suratani abgefahren waren, aber unsere Tickets lagen woanders.
Oh Schreck lass nach. Wir hatten noch 1,5 Stunden Zeit, trotzdem hetzten wir zum nächsten Taxi, vereinbarten 200 Bath und los.
Kaum losgefahren informierte uns der Fahrer, dass er zusätzlich 50 Bath für den Highway benötigte....
Natürlich konnte der Fahrer plötzlich kein english mehr, was eine Diskussion sinnlos machte, genau wie unsere etwas angespannte Lage. Also zahlten wir das Geld noch obendrauf und gelangten schließlich an einen riesigen funkelnagelneuen Bahnhof, der eher an einen Flughafen erinnerte und völlig leer war, nicht ein Reisender war zu sehen.
Zweifel und grosses Unbehagen ergriff uns.
Die Sicherheutsbeamtin am Eingang erklärte uns, dass wir die riesige Halle durchqueren müssten und dann.... mehr hab ich in der Aufregung nicht verstanden.
Erst mal durch die Halle durch.
Der Bahnhof war so neu, der war sicher noch nicht in Betrieb. Und nirgendwo Hinweisschilder oder Personal, geschweige denn ein Gepäckschalter.
Am anderen Ende saßen ein paar Leute in Uniform herum. Die mussten erst mal einen finden, der etwas englisch sprach und der uns erklärte, dass wir noch weiter müssten, über die außerhalb verlaufenden Gleise.....
Ungläubig machten wir uns auf den Weg. Inzwischen war es dunkel geworden, trotzdem konnten wir in der Ferne jenseits der Bahngleise diverse kleine Flachbauten ausmachen, die eher wie Baracken als nach Bahnhof aussahen.
Wir überquerten vorsichtig die Gleise, fragten noch mehrere Personen, von den aber niemand Englisch sprach. Nichts an den Baracken wies auf einen Bahnhof hin. Jemand schickte uns noch weiter die Gleise hinauf und tatsächlich, da war ein Bahnticketschalter und auf der Rückseite der Gepäckraum. Wir wollten es nicht glauben, dass in diesem Nichts tatsächlich ein regulärer Bahnhof war und unsere Erleichterung war unglaublich als der Beamte hinter dem Schalter einen verschlossenen Umschlag öffnete und uns unsere Tickets aushändigte. Es blieb uns sogar noch Zeit etwas zu essen bzw zu trinken.
Ich hielt mich zurück mit dem Essen, weil ich im Zugrestaurant essen wollte, was uns vor zwei Jahren so gut gefallen hatte - eine Zeitreise in längst vergangene Bahngeschichte - hier war sie noch lebendig gewesen.
Nach 1 Stunde warten kam dann endlich unser Zug, wir fanden unsere bereits fertig gemachten Schlafplätze und ließen uns erleichtert und freudig zugleich nieder.
Leider musste ich feststellen, dass es kein Boardrestaurant mehr gab. Ui, jetzt hiess es hungern bis zum nächsten Tag.
Wenigstens konnte ich von einem der fliegenden Händler, die laut rufend durch den Zug liefen, ein paar Nudeln ergattern, Glasnudeln mit Gewürzen und etwas Sosse, das Ganze zusammen in Papier gewickelt und mit einem Gummi zusammengehalten, zu essen mit den mitgelieferten EssStäbchen - und es war sogar geniessbar! Aber eben nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ich fragte einen anderen Touristen, wie er an sein Ticket gekommen war, um festzustellen, dass er die gleiche Buchungsplattform benutzt hatte wie ich. Er hatte sein Ticket allerdings, so wie wir vor 2 Jahren auch, in einem Reisebüro gegenüber des Bahnhofs, an dem wir zuerst gewesen waren, abgeholt.
Er erinnerte sich, dass man bei der Buchung unter 2 Abhollokations hatte auswählen können. Da hatte ich anscheinend die falsche Wahl getroffen, die wohl meiner Unkenntnis der verschiedenen Örtlichkeiten geschuldet sein dürfte.
Die weitere Fahrt und Nacht verlief reibungslos, ich konnte sogar ganz gut schlafen. Das lag zum Teil wohl auch an den breiteren Liegen. Vor 2 Jahren mussten wir uns mit den oberen Betten begnügen, die deutlich schmäler ausfallen.
Am nächsten Morgen warteten wir auf unseren Zielbahnhof Suratani, aber er kam und kam nicht. Auf Nachfrage erfuhren wir von der Schaffnerin, dass der Zug 2 Stunden verspätet war. Uff, das war ein Tiefschlag. Ich hatte bei der Buchung unseres weiterführenden Shuttles zum Hafen in weiser Vorraussicht eine Stunde Verspätung eingeplant, aber zwei war dann doch ein Schock. Wie würden wir jetzt zum Hafen kommen? Könnten wir überhaupt noch eine Fähre erreichen?
Als der Zug endlich angekommen war machte sich wieder mal das momentan geringe Touristenaufkommen bezahlt. Am Ausgang warteten bereits die Agenten des Reisebüros bei dem ich den Transfer und die Fähre gebucht hatte und lasen uns auf. Wir wurden zu einem kleinen Imbiss geleitet, wo noch genug Zeit zu einem schnellen Frühstück blieb.
Schließlich wurden wir aufgefordert einen Bus zu besteigen, der sogleich losfuhr und nach ca 20 Minuten im Irgendwo hielt. Ich denke der muss tanken oder sowas, denn wir sind noch lange nicht am Ziel. Darshi glaubt, wir sind schon da und hat sein Gepäck schon draußen als uns der Fahrer zu einem unscheinbaren Büro zum einchecken schickt.
Dort wird meine ausgedruckte Buchungsbestätigung eingehend geprüft und schließlich erhalten wir unsere Tickets für die Fähre. Wir besteigen umgehend den Bus, den uns der Fahrer geöffnet hat und denken, dass es gleich weiter geht. Aber Pustekuchen, wir sitzen angeschnallt da und nichts passiert. Im Gegenteil, der Fahrer ist plötzlich verschwunden. Wir können es nicht fassen, wir müssen doch zur Fähre, die sicher nicht auf uns warten wird.
Ich geh den Fahrer suchen, finde ihn, er liegt gemütlich auf einer Bank und schickt mich, weil wir uns nicht verstehen wieder ins Büro. Auch dort versteht niemand soviel Englisch, um mir zu erklären warum wir nicht weiterfahren.
Erst ein unbeteiligter Thai klärt mich auf, dass die Fähre nicht wie von uns angenommen um 12.00, sondern erst um 14.00 fährt. Der Bus fährt um 12.00 weiter 🥴.
Immerhin haben wir jetzt einen Zettel, der aussieht wie ein Ticket für die Fähre. Am Hafen stellen sich alle an einem TicketBüro an. Wir auch weil überall irgendwelche Covid Plakate und QRcodes hängen und wir annehmen, dass wir bestimmte Dokumente vorlegen müssen, um die Fähre besteigen zu können. Müssen wir uns registrieren lassen? Unsere Impfzertifikate zeigen?
Nichts dergleichen, alles gut mit unseren Zetteln. Aber erst in der Schlange anstehen um das zu erfahren, niemand erklärt einem irgendwas. Man kriegt nie das volle Bild der Prozedur, man sieht nur bis zur nächsten Ecke.
Die Fähre kommt mit 1,5 Stunden Verspätung, was uns aber egal ist. Wir haben schon soviele Hürden und Schwierigkeiten gemeistert, auch wenn es nicht immer leicht war die Ruhe zu bewahren. Immer ist mir das auch nicht gelungen, muss ich leider zugeben. Aber wir sind am Meer und was soll jetzt noch dazwischen kommen, schließlich warten am Zielhafen Taxis und kein an einen Fahrplan gebundener Bus. Das bisschen Verspätung kann uns jetzt nicht mehr die Laune verderben.
Die Fähre ist ein alter rostige Kahn, der vor allem durch seine schwarzen Abgasrauchfahnen unangehm beindruckt. Ein Tisch unmittelbar unterhalb der Schornsteine ist völlig mit großen, schwarzen Russpartikeln bedeckt. Da setzt sich sicher niemand hin.
Nach 3,5 Stunden und schon in der Dämmerung, erreichen wir Thongsala auf Koh Pangan, wo wir gleich in eins der bereitgestellten Sammeltaxis steigen. Jeder zahlt 200 Bath, unabhängig von der Fahrstrecke. Wir müssen am weitesten und sind daher die letzten die aussteigen.
Wir kennen den Strand und wissen deshalb, das wir zu unserem Guesthaus ca 500 Meter über den schwer zu begehenden Sandstrand laufen müssen, und das mit unserem ganzen Gepäck. Deshalb wagen wir es die Abkürzung durch das Wang Sai Restaurant zu nehmen, was die allerdings nicht gutheißen und vor 2 Jahren sogar ausdrücklich auf großen Schildern verboten.
Nachdem ich dort freundlichst um Erlaubnis gebeten habe, nicht ohne zu erwähnen, dass wir auch zum Essen kommen, wurde uns ausnahmsweise die Genehmigung erteilt, aber nur heute....
Um die Dame noch freundlicher zu stimmen haben wir noch schnell ein Bierchen bestellt und uns dann auf die beschwerlichen letzten 150 Meter durch den Sand gemacht.
Im Dunkeln und völlig ausser Atem und verschwitzt haben wir dann endlich unser Ziel erreicht, Mae Haad Cove auf Koh Pangan .
Dort wurden wir empfangen von einer verschlafenen , aber freundlichen runden Frau die sich riesig freute uns zu sehen. Der Grund für die Freude wurde uns sehr schnell klar. Wie waren weit und breit die einzigen Gäste. Wie lange wir bleiben wollten wurden wir gleich gefragt. Merkwürdig, wir hatten doch online für 4 Tage gebucht, das müssten die doch eigentlich wissen. Schließlich wurden wir zu unseren Bungalows hinter dem Strandrestaurant geführt.
Nach einem kurzen Blick in die Holzhütte war uns beiden klar, dass wir in diesem Verschlag nicht bleiben wollten. Da es aber schon so spät war, blieb uns nichts anderes übrig, als zumindest die erste Nacht hier zu verbringen. Wir haben wirklich keine großen Ansprüche, aber der Zustand dieser Behausung ließ einfach zuviele Wünsche offen.
Die Matratze zwar gross, aber uralt. Die metallenen Federn drückten sich fast durch die Auflage. Kein Ventilator, von Ac ganz zu schweigen, kein warmes Wasser, kein Schloss an der Tür, kein Schrank, ja nicht mal eine Ablage. Der einzige Einrichtungsgegenstand ein alter wackeliger Tisch auf Metallrohrbeinen. Alles irgendwie eckelig und lieblos. Die Hütte ist mehr ein Bretterverschlag als eine Behausung. Die Enttäuschung ist zwar erstmal gross, aber nach all den Schwierigkeiten und Hindernissen, werden auch das überwinden .
Morgen werden wir uns nach etwas anderem umschauen.