Spätzle süßsauer
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Yangon - Unser zweiter Kulturschock?

Veröffentlicht: 10.07.2019

Kurze Routenerläuterung: Wir sind von Laos in die Nordhälfte Thailands gereist und von dort aus geht es nach Myanmar, wo wir ca. 10 Tage bleiben, und dann in den Süden Thailands.

Zuerst war geplant, von Laos aus die Grenze in das ehemalige Burma zu übertreten. Letztendlich mussten wir uns jedoch für die Thai-Myanmar-Route entscheiden, da es laut Informationen im Internet auf diesem Wege sicherer, und es via Laos wohl problematischer sei. Da sich Thailand bekanntlich sehr weit in die Länge zieht und es somit keinen Sinn gemacht hätte, zuerst in Thailands Süden und dann wieder hoch nach Myanmar zu stiefeln, entschieden wir uns dazu, unseren Thailandaufenthalt zu splitten. Das birgt natürlich das Risiko, nur einmal in einer bestimmten Zeit einreisen zu dürfen. Laut unserem Helfer Internet und dem Auswärtigen Amt kann man jedoch über den Land- und Schiffweg zweimal im Jahr einreisen und per Flug immer...
Und außerdem: no risk no fun! Und so verhielt es sich auch mit der Einreise nach Myanmar.

Damals (Zuhause) hatten wir ein E-Visum beantragt und mussten einen Border-Checkpoint angeben, via welchem wir einreisen wollten. Es war ein Land- und kein FlughafencheckIn, den wir uns aussuchten. Nun kam für uns jedoch nur ein Flug von Bangkok aus in Frage. Da Wochenende war, konnten wir keine zeitnahe Antwort der Botschaft von Myanmar erwarten und so mussten wir uns auf die Gewissheit unseres Unterkunftsbesitzers von Luang Prabang (wir buchten den Flug bereits in Laos) verlassen, dass man auch mit einem E-Visum überall in Myanmar einreisen kann. Trotz dieser Ungewissheit buchten wir die relativ preiswerte Anreise über den Wolken. Am Morgen des Flugtags kamen wir pünktlich am Don Mueang, dem Bangkoker Flughafen an - und waren doch die letzen die einchecken konnten. Warum? Äh ja es gab da ein Problemchen uns, wegen unserem Bordercheckpoint fliegen zu lassen. Während wir starke 40 min mit unserem Gepäck in einer Ecke standen und unseren Plan B (gleich zum Nice-Life auf einer der thailändischen Inseln überzugehen) fast fertig durchdacht hatten, ging hinter dem Schalter das große Telefonieren los. Irgendwann - kurz vor knapp - bekamen wir das „Go!“ und mussten einen Papierwisch unterschreiben, auf dem wir garantierten, für alle eventuell anfallenden Kosten im Falle eines Rückflugs oder Mehrkosten bei der Einreise, selbst aufzukommen. Ganz dramatisch rannten wir zum Gate, da man uns sagte wir hätten für das Boarding nur noch 5 min Schlussendlich stellten wir jedoch fest, dass alle noch seelenruhig auf den Sitzgelegenheiten saßen. Auch gut. Das wäre geschafft.
Mit dem Flieger ging es in einer Stunde nach Yangon (Rangun), der „größten und modernsten Stadt Myanmars“, dem ehemaligen Burma. Uns erwartete ein relativ moderner Flughafenkomplex, und, was das allerwichtigste war, eine problemlose Einreise in dieses uns soweit noch unbekannte Land.
In Gesprächen mit der Amerikanerin, die wir in vorherigen Blogbeiträgen erwähnt hatten, sei Myanmar kaum mit einem anderen Südostasiatischen Land vergleichbar. In den Nachrichten, vor allem auch aktuell, hört man oft nichts Gutes bezüglich der politischen Situation und derer einiger Menschen in bestimmten Regionen. Eine Region an der nördlichen Westküste ist momentan komplett abgeschirmt, da das Internet verboten wurde. Laut der Tagesschau würde dort auch die muslimische Minderheit leben, welche von dem dort vorherrschenden buddhistischen Militär „brutal getötet“ wird - ein Völkermord also.

Wir waren total gespannt darauf, was wir dort vorfinden und erleben werden, unsere Erwartungen mussten wir jedoch nach dem relativ gut entwickelten Thailand (vor allem Bangkok) etwas runterschrauben - soweit waren wir informiert. Wie wir Yangon aber letzten Endes wirklich wahrnehmen würden, hätten wir nicht gerechnet.
Bevor wir euch unsere Eindrücke durch Bilder näherbringen wollen, möchten wir noch eine interessante Situation am Flughafen von Yangon mit euch teilen:
Es gab einen Touri-Schalter, den wir sofort ansteuerten, nachdem wir unser Gepäck geschnappt hatten. Die Dame hinter dem Dresen war sehr hilfsbereit und freundlich und wir bekamen die für uns nötigen Infos und noch viele Flyer und Myanmarzeitungen und Karten in die Hand gedrückt. Nur eine wichtige Frage brennte Nadine unter den Nägeln: Was hat es mit dem, in deutschen Medien so dramatisch erleuterten Berichten bezüglich „Abkappelung bestimmter Regionen vom Internet“ auf sich? Und eine weitere Frage: was hatte das mit dem, ebenfalls dort berichteten Völkermord zu tun? Nadine kam nur dazu die erste Frage zu stellen. Die Dame zeigte ihr zwar die betroffene Region ohne Internet aber blockte weitere Fragen, warum dies denn so sei und ob es in der Region Probleme gab komplett ab und murmelte etwas wie „no no“. Ein scheuer fast gar hilfsloser Blick huschte über ihr Gesicht und sie drehte sich zu ihrer Kollegin um und tauschte kurze Sätze auf Burmesisch mit ihr aus. Was sie wohl geredet haben? Da diese Fragen offensichtlich Unbehagen bei den Damen auslösten, versuchte Nadine die angespannte Situation zu retten und erkundigte sich nach den generellen Transportmöglichkeiten in Myanmar. Die Frau war sichtlich erleichtert und zeigte sich gewohnt freundlich. Dennoch verabschiedeten wir uns von ihr mit dem Gefühl, seit der Frage nicht mehr allzu am Infoschalter willkommen zu sein... Komisch. Wurde die Situation hier also anders wahrgenommen? Oder bekamen wir andere Infos als die Burmesen? Konnte ich diese Frage also niemandem aus Myanmar mehr stellen? War es ein Tabu-Thema? Nach dieser Konversation gingen Nadine tausend Fragen durch den Kopf
Doch das Thema sollte noch bei unserem weiteren Myanmar-Aufenthalt aufkommen...

Die beste Art und Weise, euch unsere Wahrnehmung dieser Stadt zu vermitteln, ist durch folgende Bilder:

In einem amerikanisch-burmesischen Restaurant gab es unter anderem diesen traditionellen Tea Leaf Salat. Der war echt lecker -  für uns jedoch auch die einzige genießbare landestypische Spezialität.


Regenzeit: Es fängt einfach irgendwann an zu regnen... (den Regenschirm haben uns die Kellner des oben genannten Restaurants freundlicherweise ausgeliehen).


Eine Burmesind verkauft Gemüse und Obst auf der Straße. Sie hat wie viele Frauen und Kinder jeden Alters eine gelbe Creme im Gesicht. Diese nennt sich Thanaka. Diese Paste ist aus fein geriebener Baumrinde. Sie wird auch salopp als birmanesisches Make-Up bezeichnet und verleiht dem Gesicht ein frisches jugendliches Aussehen, soll gegen die UV-Strahlen schützen und kühlend wirken.


"Nanu, wo ist mein Hof und wo sind meine Chicks?"


Viele Tauben haben sich hier versammelt, da eine Frau sie (verbotenerweise) gefüttert hatte.


Wir fragen uns gerade, ob einige dieser Packungen als Tiernahrung gedacht sind oder nicht...


In jedem der kleinen Lebensmittelläden in Myanmar wird noch alles Gekaufte per Hand aufgeschrieben.


Hura! Ein Pumpernickel! In einem richtigen Supermarkt haben wir diesen Klassiker gefunden. Diese für uns normalen großen Lebensmittelläden sind sehr selten in Myanmar anzutreffen und befinden sich hier, wie auch in den übrigen südostasiatischen Ländern meistens in exklusiven Shoppingmalls.


Mit diesem Bus sind wir ein paar Stationen gefahren. Viele der Mitfahrer haben wohl noch nie Ausländer (besonders aus nicht-asiatischen Ländern) gesehen und uns die Fahrt über sehr interessiert bemustert. So erging es uns auch bei unserem restlichen Aufenthalt in Yangon: Man war irgendwie alleine hier, ohne andere Touristen... ein seltames und besonderes Gefühl zugleich.


Die Häuserfassaden Yangons: Überall wirkt es sehr heruntergekommen.


Unser Snack-to-go: Streetfood hat es auch in Yangon genügend - nur sieht es nicht überall appetittlich aus. Doch dieser frittierte Nudelteig mit etwas Zucker hat uns angelächelt. Sehr einfach gemacht - wie auch der Rest der burmesischen Speisekarte.


Streetfood 2.0: gewürzte Mangostücke


Wir vor der bekannten Shwedagon Pagode. Übrigens tragen in Myanmar auch die meisten Männer noch traditionell Röcke - steht Max doch auch prima, oder?




Hier freut sich wenigstens eine Person über das gemeinsame Bild. (natürlich muss man immer schön fragen!)


Wo will denn die Pflanze mit dem süssen Knirps hin?

Leider war die Stadt so heruntergekommen und trotz gut ausgebauter Straßen, fühlte sich so an, als hätten wir eine Zeitreise unternommen (und das obwohl wir bereits einige Entwicklungsländer erlebt haben). Auch nahmen wir - obwohl die Menschen so herzlich waren - eine kühle Atmosphäre durch die Gebäude und den Schmutz der Stadt wahr.


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