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Qon'irat - Mo'ynaq

Veröffentlicht: 30.12.2019

Am Montagmorgen (23.12.2019) treibt es mich zum ersten Mal gegen sieben aus der Karre. Der Tee vom Vorabend treibt. Es ist noch eiskalt und der gerade stattfindende Sonnenaufgang über der Altstadt von Chiwa, wird von einem dichten Wolkenschleier verdeckt. Also geht es wieder rein in unseren Moskvich und nochmal für ein paar Stunden in die Horizontale. Gegen halb zehn ist es dann an der Zeit endgültig aufzustehen. Vor unserem Gefährt wartet ein Einheimischer, der uns wohl ganz gern in sein Haus locken möchte. Ich versuche dem Mann klar zu machen, dass wir im Grunde alles haben, was wir für den Start in den Tag benötigen. Er insistiert und kann zumindest Marcus überreden sich das Angebot mal anzuschauen. Kurz nach dem Zähneputzen sitze dann auch ich bei warmem Tee auf dem gepolsterten Küchenboden und frühstücke. Bevor wir einen morgendlichen Spaziergang in der Oasenstadt starten, lässt sich Marcus noch das eigentliche Haus zeigen, dass wohl recht geräumig, aber weitestgehend leer ist. Auch in direkter Nähe zur Weltkulturerbestätte, profitieren eben nicht alle Einheimischen von den Touristenströmen. Unser neuerliches Ringel in Xiva fällt dann eher kurz aus. Auch innerhalb der Stadtmauern pfeift ein eisiger Wind und die Sonne, die sich mittlerweile durch die Wolkendecke gekämpft hat, kann dem nicht genügend wärmende Strahlung entgegensetzen. Das Anlassen von Schrotti verläuft dann problemlos und wir fahren nach Urganch. Hier kaufen wir eine Kleinigkeit ein und gönnen uns zu einem Käffchen etwas Popcorn. Dann geht es weiter gen Nordwest. Ziel ist das (ehemalige) Hafenstädtchen Mo'ynaq. Auf dem Weg dorthin, halten wir das nächste Mal bei Schylpyk, den Resten einer etwa 2000 Jahre alten Festungsanlage. Wir kraxeln auf den Hügel nahe des Amudarya und besichtigen die Reste der verwitterten Lehmmauern. Sowohl die Aussicht in die umliegende Wüstenlandschaft, als auch hinunter zum großen Fließgewässer hat ihren Reiz. Längeres Verweilen drängt sich aber aufgrund des kalten Windes nicht auf. Dann fahren wir weiter nach Nukus und kehren im Einkaufszentrum Mega für einen Maschinenkaffee und etwas Gebäck ein. Wir gönnen uns mittlerweile auch mehrere Anläufe, bis wir "richtigen" Kaffee finden. Das oftmals angebotene und häufig zusätzlich gesüßte 3in1 Pulver, können wir langsam nicht mehr sehen. Süße Plörre. So machen wir uns recht zufrieden, weil dahingehend fündig geworden, an die Weiterfahrt. Es ist mittlerweile wieder dunkel und so organisieren wir noch ein paar Liter Propan in Qon'irat und suchen uns dann ein Plätzchen für die Nacht. Während des Abendbrotes lassen wir Schrotti noch etwas brummen, die Nacht streckt bereits ihre eisigen Finger nach uns aus. Dann zieht sich Marcus in sein Zelt zurück und ich penne direkt im Auto.

Über die Nacht zu Dienstag waren um die -12 °C angesagt und alle Hinweise deuten auch am Morgen noch darauf hin. Ich hatte mir einen Schlafversuch, statt auf der Rückbank, auf dem Beifahrersitz gegönnt. Das hat sich nicht ausgezahlt. Mir schlief über die Nacht immermal der linke Fuß ein und am Morgen dauert es dann auch fast 2 h bis überall das Gefühl wieder Einzug hält. Auch Schrottis Scheiben sind rundherum von Eisblumen verziert und unser Kühlwasser ist trotz beigemengtem Frostschutz teilweise eingefroren. Da habe ich wohl bei der Mischung etwas zu sehr gegeizt. Während des Morgenbrotes (Butterbemme mit Käse und Himbeermarmelade) lassen wir Schrotti dann schonmal warmlaufen. Nach ein paar Minuten bin ich neugierig und schaue nach dem Kühlwasser. Selbiges ist mittlerweile schon etwas wärmer als gedacht und ergießt sich in einer Fontäne, nach dem lösen des Kühlwasserbehälterdeckels, über den Motorraum. Also befülle ich den Behälter erneut. Kurze Zeit später fällt dann unser Ventilator hinter dem Wärmetauscher fürs Kühlwasser aus und die blaue Brühe findet erneut seinen Weg ins Freie. Während Marcus sein Zelt zusammenpackt, suche ich das Problem, werde fündig und kann nach Erneuerung einer der vielen improvisierten Kabelverbindungen, Betriebsbereitschaft vermelden. Zur Kühlung muss es vorläufig etwas Trinkwasser tun. Dann fahren wir die etwa 100 km bis nach Mo'ynaq. In einer kleinen Kneipe trinken wir ein Käffchen (3in1, aber hauptsache heiß) und erkundigen uns nach einer Möglichkeit Kühlwasser zu kaufen sowie am Abend zu saunieren. Dann können wir ein paar Nahrungsmittel organisieren, finden eine Banja, kündigen dort unseren Besuch für den Abend an und fahren anschließend wieder ans andere Ende der Ortschaft. Hier finden wir Frostschutz und fahren wieder zurück nach Norden, bis zum ehemaligen Fischereihafen. Der Ort wirkt recht verschlafen, trotzdem wird offensichtlich viel gebaut. An einer Gedenkstätte für den verschwindenden Aralsee stellen wir Schrotti ab und schlendern etwas über das Gelände. Dort, wo vor einem halben Jahrhundert noch Wasser war, ist jetzt Wüste. Sanddünen und kleine trockene Büsche prägen das triste Bild. Hier und da stehen noch ein paar alte Fischkutter, teils in Reihe aufgestellt, teils wie sie vermutlich vor Jahrzehnten trockengefallen sind. Die Holzplanken verfeuert und auch ansonsten von allem Verwertbaren befreit. Die untergehende Sonne taucht die Szenerie langsam in weiches Abendlicht und eine Kuh kehrt von der Futtersuche zu ihrem Nachtlager zurück. Dann bauen wir unsere Zelte in der Nähe der Schiffwracks auf, parken Rango in Schrotti und machen uns auf den Weg zu unserem Saunatermin. Dort öffnet uns, statt des Mannes vom Nachmittag, eine junge Frau. Sie lässt uns wissen, dass heute kein Saunatag ist. Sehr schade. So kehren wir direkt in die Kneipe vom Nachmittag für Tee, zwei Vorsuppen und etwas Schaschlik ein. Zwei Bier runden das Mahl ab, es ist ja schließlich Heilig Abend. Am Nachbartisch wird derweil dem Wodka gefröhnt. Einer der Männer hatte sich bereits am Nachmittag etwas mit uns unterhalten und lädt uns nun zu einer Übernachtung in sein nahes Heim ein. Wir willigen ein. Bis wir die Kneipe verlassen, ist es aber bereits nach zehn und wir beschließen zu so später Stunde niemandem mehr lästig zu fallen. Wir gehen zu unserem Zeltplatz, wobei ich mein Zelt etwas früher erreiche als gedacht. Die leichten Windböen hatten die Heringe aus dem Sandboden gezogen und meine Unterkunft ein Stück verweht. Ich habe aber Glück, es ist nichts kaputt und auch alle Erdnägel finde ich nach etwas Suchen wieder. Nachdem das Zelt wieder steht und Matratze, Schlafsack und Rango ihren Weg ins Innere gefunden haben, gehe ich nochmal zu Marcus. Er zeltet direkt an den alten Kuttern und hat in einem Rumpf ein Weihnachtsfeuer gezündet. So sitzen wir noch ein Weilchen windgeschützt und vom Feuerchen gewärmt in der ansonsten stillen Nacht.

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