Veröffentlicht: 02.01.2020
Die Nacht auf Mittwoch, den 25. Dezember 2019, war wieder eisig. So dauert es dann auch am Vormittag bis halb elf, als ich wieder aufgetaut und aus dem Zelt gekrabbelt bin. Kurze Zeit später gibt es auf dem Parkplatz für die Aralseegedenkstätte an Schrottis Heck Frühstück, bevor wir uns auf den Rückweg nach Süden machen. Unterwegs halten wir an einem kleinen Mausoleum und genießen die Mittagssonne in der Wüste. Dann fahren wir weiter und halten das nächste Mal in Nukus vorm Mega Einkaufszentrum. Es ist bereits Nachmittag und höchste Zeit für ein Käffchen. Als wir wieder auf der Piste sind, dämmert es gerade. So schauen wir der Sonne dabei zu, wie sie den Himmel und die darunter liegende Wüste in sattes Rot färbt und langsam hinterm Horizont verschwindet. In Urganch soll die Reise für heute wieder enden. Wir wollen versuchen für jede kostenpflichtige Übernachtung einen Registrierschein zu erhalten (vereinfacht die Ausreise sowie das Geldumtauschen) und müssen dafür aller 72 h irgendwo einchecken. Das Navigator Inn erscheint dafür erneut als die günstigste Variante. Vor Ort drehe ich eine Runde mit Rango, bevor der Abend nach kleinem Training, einer Dusche und spätem Abendbrot sein Ende findet.
Am Donnerstag frühstücken wir gegen neun im Hostel und Marcus übernimmt den Morgenspaziergang mit Rango, während ich meinen Krempel zusammenpacke. Dann fahren wir gen Norden. Über Bustan gelangen wir an den Rand der Kysylkum, einer Sandwüste. Hier besichtigen wir die Reste der alten Lehmfestungen Ayaz-Kale, die am Rand eines kleinen Plateaus platziert sind. Am Fuße befindet sich eine kleine Ansammlung von Yurten, ansonsten gibt es rundherum nicht viel. Ein großer Kanal, leitet vom über 50 km entfernten Amu Darya Wasser her, welches aber, in der direkten Umgebung, zur Zeit nicht mehr genutzt wird. Es gab hier wohl mal eine Oase, die den Standort der Festungen erklärt. Die Einheimischen schützten sich vor 2000 Jahren vor Überfällen von Nomaden. Nachdem wir über das Gelände spaziert sind und etwas vor den Jurten geschaukelt haben, fahren wir wieder südwärts. Wir wollen zu den Resten des Koi Krylgan Kala. Ein ehemals runder Tempel, von dem nur noch Teile der Grundmauern erkennbar sind. Bis wir selbigen finden, halten wir fälschlicherweise an einer anderen Ansammlung alter Lehmmauern. An beiden Örtlichkeiten besichtigen wir was eben zu besichtigen ist (erschöpft sich im Grunde in verwitterten Lehmziegeln) und fahren dann nach To'rtku'l. Unterwegs passieren wir wieder viele geflutete Felder und einige Pumpstationen, die Wasser aus großen in kleinere Kanäle umpumpen. Es wird ein wenig nachvollziehbarer, warum die Wassermassen des Oxus (antiker Name des Amudarja) mittlerweile den Aralsee gar nicht mehr erreichen. Eine schnelle Lösung des Problems scheint undenkbar, zu viele Familien in den Dörfern sind abhängig von ihrer kleinen Landwirtschaft. Der eh schon sehr armen Bevölkerung hier in der Gegend ihre Lebens- und Wirtschaftsgrundlage zu nehmen, kann die Lösung nicht sein. Die durstige Baumwollpflanze ist aber sicher nicht die beste Wahl für die Wüstenregion, zumal wohl etwa 40% des entnommenen Wassers einfach auf dem Weg durch die Kanäle versickert und verdunstet. Vielleicht setzt sich in den nächsten Jahrzehnten das Konzept der Aquaponik im großen Stil durch. Die Bedingungen vor Ort scheinen wie gemacht dafür und große Gewächshäuser sind hier und da schon entstanden oder in Bau. Die Hoffnung stirbt zuletzt. In To'rtku'l angekommen, suchen wir ein Weilchen nach einem Geldautomaten und einem Käffchen. Geld ist in der ehemaligen Hauptstadt der autonomen Republik Karakalpakstan nicht zu bekommen, alle Automaten außer Dienst. Nach einem Nescafè fahren wir mangels Alternativen wieder nach Urganch, können Geld abheben (wir waren bis auf etwa 5€ abgebrannt), eine Kleinigkeit einkaufen und checken nocheinmal für eine Nacht im bereits vertrauten Hostel ein.