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Qarshi und Shahrisabz

Veröffentlicht: 04.01.2020

"Excuse me, check out", quäkt es am Freitagmorgen (27.12.2019) wiederholt durch das Navigator Inn in Urganch. Es ist gegen neun und anscheinend Zeit aufzustehen. Um ein Frühstück müssen wir uns augenscheinlich selber kümmern. So starten wir kurze Zeit später mit Butterbrot, Käse und Marmelade in den Tag. Dann drehe ich ein Ringel mit Rango und während sich der Dicke anschließend etwas Huhn schmecken lässt, starten wir Schrotti. Nachdem dann unser Krempel seinen Weg in den Moskvich gefunden hat, machen wir uns wieder auf die Piste. Es steht der lange Rückweg nach Taschkent an. Hier warten unsere Visa für Turkmenistan auf uns und wir wollen nach Möglichkeit Silvester in der Stadt feiern. Bis dahin ist noch etwas Zeit und ein Abstecher nach Qarshi sollte möglich sein. Erstmal gilt es jedoch das weite öde Land, welches sich von hier bis Buchara erstreckt, zu durchqueren. Dafür gönnen wir uns noch ein paar Liter Gas und etwas Motoröl und kurze Zeit später ist rechts und links der Straße wieder nichts als Sand und trockene Büsche zu sehen. Nach zwei Stunden halten wir für ein Tässchen Instantkaffee und ein paar Kekse. Dann geht es weiter bis nach Gazli, wo wir unseren Gastank erneut füllen und bei unseren Reifenmonteuren von der Herfahrt vorbeischauen. Als wir schließlich Buchara erreichen, ist es bereits dunkel. Wir schlendern etwas durch die Neustadt, wobei ich Rango am Schnürchen führen muss. Ich habe wohl seine Leine am Morgen in Urganch verlegt. Blöd. Zum Abendbrot kehren wir in einer kleinen Kneipe ein und gönnen uns etwas Plov. Wieder Welten entfernt von dem Hochgenuss, welcher uns in Ferghana aufgetischt wurde. Dann fahren wir zu einem großen Park im Norden der Stadt, Marcus versteckt sein Zelt im Grünen und ich richte mir wieder die Rückbank für die Nacht ein. Ich bin schon fast eingeschlafen, als ich nochmal Besuch bekomme. Irgendwie ist Schrotti wohl einer Polizeistreife aufgefallen. Nachdem meine Personalien kontrolliert sind, wird mir mit Hilfe telefonischer Übersetzung ein Umzug ans Herz gelegt. Ich soll den Jungs hinterherfahren, man will mir ein besseres Plätzchen aufzeigen. Der Einfachheit halber verzichte ich darauf, den Uniformierten mitzuteilen, dass ich gar keinen Führerschein bei mir habe und mein Fahrer irgendwo in den Büschen zeltet. So fahren wir etwa einen anderthalben Kilometer, bis ich Schrotti abstellen kann. Der Parkplatz ist hell beleuchtet, Videoüberwacht und direkt an einer vielbefahrenen Straße gelegen. Die Jungs haben das mit dem "ruhigen Plätzchen" irgendwie nicht so richtig durchdrungen und pennen wahrscheinlich eher selten in der Karre. Nachdem dann Rango die ersten neugierigen Passanten abgewimmelt hat, finde ich hier über die Nacht trotzdem etwas Schlaf.

Marcus hatte ich am Abend noch über meinen Umzug informiert und so steht der Mann wie verabredet mit Sack und Pack gegen neun, am Samstagvormittag, am Rand des Parks, als ich mit Schrotti vorfahre. Er hat wohl am Morgen unter ein paar Gärtnern für Aufsehen gesorgt, aber ansonsten eine ruhige Nacht verbracht. Nachdem wir eine Kleinigkeit gefrühstückt haben, machen wir uns noch einmal auf den Weg in die historische Altstadt von Buchara. Bei unserem ersten Besuch hatte ich einen Künstler kennengelernt, der auf selbstgemachtem Papier kleine Zeichnungen mit Nescafé anfertigt. Die gefielen mir ganz gut und haben das passende Format um per Brief in die Heimat zu gelangen. Nachdem die Galerie und anschließend eine Poststelle ausfindig gemacht wurde, können wir weiter gen Qarshi fahren. Dort angekommen, schlendern wir etwas die Straßen entlang und erklimmen einen Hügel mit Mahnmal zum 2. Weltkrieg, der einen ganz guten Rundumblick über die Stadt erlaubt. Laut Wikipedia ist die Stadt bereits mehr als 2000 Jahre alt, kann aber nicht mit Zeugnissen längst vergangener Zeiten aufwarten. Im Umland gibt es aber wohl einige Ausgrabungsstätten. Dann machen wir uns auf die lange Suche nach "richtigem" Kaffee, müssen uns aber schlussendlich wieder mit der Instantlösung zufrieden geben. In dem Café komme ich mit dem mutmaßlichen Besitzer ins Gespräch, der sich ganz gut mit der usbekischen Geschichte auszukennen scheint. Er empfiehlt uns einen Abstecher nach Shahrisabz, der Geburtsstadt Amir Temurs. Es ist kein großer Umweg und so machen wir uns noch am Abend auf den Weg. Schrotti wartet mal wieder mit ein paar Problemchen auf. Das Licht will nicht mehr wie es soll. Ich kann aber ein Paar Überbrückungsdrähte installieren und die anstehende Nachtfahrt damit ermöglichen. Nahe der Ortschaft Qatag'on finden wir an einem Feldrand ein annehmbares Plätzchen für die Nacht und richten uns ein.

In der Nacht zu Sonntag, den 29. Dezember 2019, bleiben wir unbehelligt und können bis in den Vormittag ungestört pennen. Während des Frühstücks, beobachten wir einen Einheimischen dabei, wie er Wasser mittels ein paar Sandsäcken zu seinen Feldern umleitet. Wir kommen etwas ins Gespräch und laden den Mann zu einem Tee ein. Ich konnte meinen Benzinkocher am Vortag wieder reparieren. Dann fahren wir nach Shahrisabz und spazieren bei sonnigem Wetter durch den weitläufigen Amur Temir Park. Viel mehr hat die Stadt dann auch nicht zu bieten und so entspannen wir am Nachmittag noch ein gutes Stündchen auf der Terrasse eines Cafés bei Instantkaffee und ein paar Keksen. Schließlich fahren wir am späten Nachmittag noch ein Stück weiter gen Taschkent. Am Abend erreichen wir Samarkand, kaufen eine Kleinigkeit ein und suchen uns am Ufer des Zarafshon ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Während Marcus sein Zelt aufbaut, mache ich mich ums Abendbrot verdient. Unterdessen bekommen wir Besuch von ein paar Uniformierten. Es bleibt unklar, wie die uns hier gefunden haben, auf jeden Fall sollen wir umziehen. Der Platz wäre nicht sicher. Zu viele Wölfe, Schakale und Hooligans!? Die ganze Sache bleibt rätselhaft. Nachdem Marcus sein Zelt wieder abgebaut und wir unser Abendbrot eingenommen haben, ziehen wir also weiter. Als wir schließlich nahe des Karaultepinskoyer Stausees erneut fündig werden, ist es bereits nach Mitternacht. Trotzdem sitzen wir noch ein Weilchen am Feuer, bevor wir uns zur Ruhe legen. Unser Jurtengestänge muss dran glauben und hält uns noch etwa 2 h warm.

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