Veröffentlicht: 26.09.2018

































































































































Nach dem längeren Zwangsaufenthalt in Gori, ist es am Mittwoch (19. September 2018) soweit und wir begeben uns wieder in die Spur. Während der letzten Tage musste ich mich recht regelmäßig mit einem Exhibitionisten auseinandersetzen, ich bin also recht froh den Lagerplatz am Ufer des Großen Liachwi endlich verlassen zu können. Gut 10 km entfernt, befindet sich im Osten das Höhlendorf Uplistsikhe. Die Siedlung thront auf einem Felsplateau nahe des Flusses Kura und wird von verschiedenen Felsstrukturen gebildet, die zwischen der frühen Eisenzeit und dem späten Mittelalter angelegt worden sind. Damit stellt es eine der ältesten bekannten Siedlungsstrukturen in Georgien dar. Auf meiner Karte habe ich mir schon einen Wanderweg dorthin ausgeguckt. Nach knapp 2 km entscheide ich mich dann aber gegen einen Fußmarsch und biege zum Bahnhof Gori ab. Die Sonne hat doch noch ziemlich viel Kraft, der Weg bietet voraussichtlich keinen Schatten und ich bin noch nicht wieder ganz auf der Höhe meiner Leistungsfähigkeit. Am Bahnhof findet sich erstmal kein Kleinbus zum Höhlendorf, aber ein Taxifahrer bietet an, uns für kleinen Zins direkt bis ans Freilichtmuseum zu fahren. So sind wir kurze Zeit später vor Ort. Ich suche für Rango und unser Gepäck ein schattiges Plätzchen und mache mich dann an die Besichtigung der historischen Siedlung. Dabei bin ich bei Weitem nicht der einzige, es herrscht reger Besucherandrang. Nach knapp 2 h gibt es noch ein Käffchen und etwas Kuchen, bevor ich mich mit dem Dicken auf den Weg nach Kvakhvreli mache. Ich erkundige mich vor einem kleinen Market nach Weiterreisemöglichkeiten in Richtung Mzcheta. Wir können entweder zurück nach Gori fahren und von dort mit einer Marschrutka oder am Abend gegen acht von der Bahnstation in Kvakhvreli mit dem Zug weiter nach Osten gelangen. Zug klingt gut. Bis dahin machen wir es uns ein paar Stunden am Ufer der Kura gemütlich. Der Zug kommt pünktlich und kurz vor neun geht es dann für uns vom Bahnhof Mzcheta in die kleine Ortschaft und weiter an das Ufer des Aragwi Flusses, wo laut GoogleMaps mögliche Lagerplätze warten. Schnell habe ich mich bei Dunkelheit für ein Plätzchen entschieden, schlage unser Lager auf und lasse den Tag bei einem kleinen Abendbrot ausklingen.
Nach einem neblig - kühlen Morgen, mache ich mich am Donnerstagvormittag ersteinmal mit der direkten Umgebung des Zeltplatzes vertraut. Es gibt reichlich Brombeerhecken, ein paar Schatten spendende Bäume, einen Zugang zum Fluss (zum baden und Wäsche waschen) und das Zelt ist von den nahen Wegen kaum zu sehen. Das passt also. So können wir gegen Mittag mit gutem Gefühl zu einem größeren Rundgang aufbrechen. Zuerst steht der Gang zur Festung Bebris-Ziche an. Viel mehr als die Festungsmauern, ein altes Theater und einen guten Rundumblick gibt es hier nicht zu entdecken. Also ab in die alte Hauptstadt. Nach einem Abstecher ins Frauenkloster Samtawro geht es in die historische Altstadt. Dort ist es wieder Zeit für ein Käffchen und was Süßes, bevor wir ein Weilchen auf dem Gelände und in direkter Umgebung der Swetizchoweli-Kathedrale herumstreunern. Das Örtchen hat sich hier wirklich sehr schön herausgeputzt. Den nahenden Abend lassen wir vorm Zelt ausklingen.
Am Freitag, den 22.09.2018, entscheide ich mich für einen Ausflug hinauf zum Dschwari-Kloster, Georgiens ältester Kreuzkuppelkirche. Der Kirchenbau ist gut vom Zeltplatz aus zu sehen und wird bei Dunkelheit angestrahlt. Nach einer knappen Stunde haben wir den Aufstieg auf den Sagurami-Bergrücken am anderen Aragwi-Ufer geschafft und ich schaue mir das Kirchlein aus der Nähe an. Innen fällt die Schlichtheit auf, der Bau darf für sich wirken. Dann machen wir uns wieder an den Abstieg in Richtung Mzcheta. Nach einem Käffchen und kleinem Einkauf im Zentrum, geht es zurück zum Zelt. Ich nutze die abendliche Sonne für ein Bad im erstaunlich wenig kalten Fluss. Rango kann ich nicht für einen Waschgang begeistern. Kurze Zeit später ist auch für den Tag Ende im Gelände.
Samstags steht der erste Abstecher in die georgische Hauptstadt an. Von meinem ursprünglichen Plan, ins gut 20 km entfernte Tiflis zu laufen und mir dort für ein paar Nächte ein Hostel zu suchen, sehe ich ab. Wochenende und Rango als Begleitung, lassen die Hostelsuche nahezu aussichtslos erscheinen. So bleibt unser Krempel am Lagerplatz in Mzechta und ich versuche mit Rango per Marschrutka nach T'bilisi zu gelangen. Überraschender Weise können wir gleich beim zweiten Versuch zusteigen und finden uns knapp 30 Minuten später in Tiflis wieder. Der Busbahnhof befindet sich in direkter Nachbarschaft zu einem belebten Markt, den wir auf dem Weg zur Metrostation Didube queren müssen. Tiflis erstreckt sich gut 20 km entlang der Kura und die Altstadt befindet sich noch etwa 10 km südlich von uns entfernt. Eine Fahrt mit der U-Bahn drängt sich also förmlich auf. An der Station Rustaweli geht es wieder an die Oberfläche und entlang der gleichnamigen Avenue weiter in Richtung Süden. Die Straße ist von Hotels, Museen, Einkaufszentren und Wohnhäusern geprägt. Mal mehr mal weniger elegant. Am Liberty Square verlassen wir die Hauptstraße und mäandern entlang kleinerer Straßen und Gassen durch die Altstadt. Viele der zwei- bis dreistöckigen Wohnhäuser haben noch viel Luft nach oben, was den Sanierungsstand angeht, andere scheinen ganz gut in Schuss. Die Hanglage eines Teils der Altstadt überzeugt durch verwinkelte Gassen, kleine Kirchen und schmucke Häuser. Vom Bäderviertel Abanotubani geht es wieder nach Norden. Über die Friedensbrücke gelangen wir ans andere Kuraufer und gehen zur Sameba-Kathedrale hinauf. Nach der Besichtigung des prunkvollen Kirchenbaus machen wir uns mittels U-Bahn und Kleinbus auf den Rückweg nach Mzcheta.
Auch am Sonntag (24. September 2018) geht es mit dem Dicken nach Tiflis. Da Rango wieder etwas krumm läuft und auch unsere längere Pause nicht für Besserung gesorgt hat, will ich einen Tierarzt konsultieren. Diesmal brauchen wir ein paar mehr Anläufe bis uns ein Kleinbus mitnimmt und auch in Tiflis fängt uns ein übermotivierter Beamter beim Wechseln der U-Bahn-Linie ab. So müssen wir ein Stück laufen. Unterwegs kaufe ich eine neue Matratze (so richtig dicht habe ich das von Rango verursachte Loch nicht bekommen). Am frühen Nachmittag sind wir dann bei einem Veterinär im Stadtteil Saburtalo angekommen. Nach kurzer Visite soll ich Rango für die nächsten drei Tage ruhig stellen und mit zwei verschiedenen Tabletten versorgen. Sollte keine Besserung eintreten müssen wir wieder vorstellig werden. Hoffen wir das Beste. Dann geht es mit Metro und Marschrutka zurück zum Zelt.
Am Montag gönne ich mir einen Ruhetag und gammel am und im Zelt rum.
Am Dienstag, den 26.09.2018, muss ich wieder nach T'bilisi, die neue Matratze lässt schon wieder unaufgefordert Luft ab. Ich habe einfach kein Glück mit den Dingern. Da ich das Teil in einem eher kleinen Geschäft (Marke Garagenverkauf) erworben und auch keinen Kassenzettel bekommen hatte, bin ich eher pessimistisch was den Umtausch oder die Reklamation angeht. Als ich den Laden dann wiedergefunden habe, wendet sich nach kurzer Zeit alles zum Guten. Die Bude ist nur eine Zweigstelle eines größeren Geschäfts und ich bekomme aus Kulanz eine neue Matratze mit auf den Heimweg. Sehr schön. Zurück am Zelt werde ich stürmisch vom Dicken in Empfang genommen, es war schon wieder eine Weile her, dass er das letzte Mal alleine bleiben musste.
Für den Mittwoch habe ich den Besuch in einem historischen Schwefelbad in Abanotubani geplant. Am frühen Nachmittag bin ich vor Ort, habe aber gleich nach erblicken der Autos vor den Bädern das Gefühl, dass eine Waschung mit Massage und Pi Pa Po nicht mehr in meiner Preisklasse verfügbar ist. Ich sollte Recht behalten. Nach drei Anläufen in verschiedenen Badeanstalten entscheide ich mich für einen Ausflug hinauf zu den Ruinen der Festung Nariqala. Von den alten Mauern bietet sich mir ein herrlicher Blick über Tiflis. Weiter geht es auf dem Bergkamm an der Mutter Georgiens (Kartlis Deda) und einer Standseilbahn vorbei, bis ich wieder in die Altstadt absteige. Ich schlendere durch kleine Gassen bis zur Metrostation Rustaweli, wo ich vorm McDonalds raste und über das WLAN einige Bilder hochlade. Mit U-Bahn und Marschrutka geht es zurück nach Mzcheta, wo ich mir ein Bad im Aragwi gönne.
Sowohl Donnerstag (28.09.2018), als auch Freitag bringe ich mein Material für die Weiterreise in Schuss, schließlich steht uns der erneute Aufstieg in den großen Kaukasus bevor. Rango läuft wieder rund, einem Ausflug zum Kasbek und anschließend nach Tusheti steht also nichts mehr im Wege.
