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Lagodekhi

Veröffentlicht: 26.07.2019

Während ich am Dienstagmorgen (23.07.2019) meinen Krempel am Qvareli-See zusammenpacke, bekomme ich Besuch von ein paar Hotelangestellten. Man nähert sich in einer Art Golfwagen und schaut nach dem Rechten. Das Ganze geht recht entspannt vonstatten und so können wir kurze Zeit später unbehelligt unsere Reise fortsetzen. Wir gehen am Seeufer zum Lake-Resort und steigen von dort, einem kleinen Weg folgend, zur Landstraße ab. Diese führt uns entlang ausgedehnter Weinfelder weiter nach Osten. Die Region Kakhet'i ist bekannt für ihre edlen Tropfen. Bis zwölf haben wir ziemlich genau 10 km abgerissen, als wir den kleinen Ort Zinobiani erreichen. Hier will ich mir erstmal ein Heißgetränk suchen und ein Weilchen pausieren. Ich quatsche aber noch erfolglos einen Busfahrer an, als sich die Gelegenheit dazu bietet. Das haben wohl zwei Estinnen bemerkt, die mir daraufhin die Mitfahrt in ihrem Mietwagen anbieten. Wie sich herausstellt, wollen die Beiden, genau wie ich, nach Lagodekhi. So kann ich kurz nach eins direkt am Nationalparkeingang aussteigen und mir ein Plätzchen auf dem hier befindlichen Zeltplatz suchen. Nachdem unser Lager eingerichtet ist, gönne ich mir ein Käffchen und ein Stück Kuchen am nahen Waldcafé und entspanne etwas. Dann drehe ich mit dem Dicken noch ein kleines Ringel in dem Ort, kaufe etwas Nahrung und schaue mich in den vielen Klamottengeschäften nach einer neuen Hose um. Ich habe Glück und finde direkt beim ersten Anlauf ein passendes Exemplar. Dann geht es zurück zum Zeltplatz, ich bade im nahen Gebirgsbach, wasche Wäsche und lümmle ansonsten etwas rum. Am Abend ziehen ein paar Gewitter auf und es regnet etwas. Trotzdem fliegt Rango in der Nacht wegen Ruhestörung aus dem Zelt. Der Dicke hechelt mir einfach zu laut. Scheint ihm ganz recht zu sein.

Den Mittwochvormittag verbringe ich mit Bilder hochladen und der Arbeit an einem Reisebericht. Nachdem ich, nach einem Käffchen am Waldcafé, ein paar Kleinigkeiten einkaufen war, stehen am Nachmittag Näharbeiten an. Ich brauche einen neuen Waschlappen und verarbeite dazu Reste meiner alten Wanderhose. Nebenbei höre ich ein paar Podcasts. Bevor ich mich am Abend ins Zelt zurückziehe, lege ich mich noch ein Weilchen neben Rango ins Gras und glotze in den Sternenhimmel. Als ich eine Sternschnuppe vorbeiziehen sehe, fällt mir vor lauter Schreck gleich garnichts ein, was ich mir wünschen könnte. Unbeschwert, frei und wunschlos glücklich. Schon verrückt. Dann geht es ab in die Federn.

Am Donnerstag, den 25. Juli 2019, gibt es gegen acht Frühstück und eine Stunde später starte ich mit dem Dicken zu einem Ausflug in Richtung des Black Grouse Wasserfalls. Es ist bereits am Vormittag recht warm und ich bin froh, dass uns der Wanderweg größtenteils durch den naturbelassenen (Ur-)Wald führt. Es geht entlang des Shromis Khevi nach Norden. Das Tal wird zunehmend schmaler und präsentiert sich zwischenzeitlich als Klamm. Gegen halb elf sind wir nach einem recht steilen Schlussspurt am Ziel. Wir sind allein und ich nutze die Gelegenheit für ein Bad im kühlen Nass, direkt unterhalb des Wasserfalls. Dann sitze ich noch etwas in der Sonne und genieße die herrliche Natur um mich herum. Auf dem Rückweg begegnen wir dann den ersten anderen Wanderern, die sich auf dem Weg zum Wasserfall befinden. Gegen halb eins sind wir zurück am Zelt, wo ich Rango im Schatten abstelle. Wegen Stromausfalls gibt es im Waldcafé leider kein Käffchen für mich, also gehe ich ein Stück das Dorf hinunter und verbinde den Ausflug gleich mit einem kleinen Einkauf. Den restlichen Tag verbringe ich mit lesen, Russisch lernen, einigen Podcasts und der Arbeit an meinem Reiseblog. Mit einbrechender Dunkelheit ziehe ich mich dann ins Zelt zurück.

Für den Freitag habe ich nochmal einen Ruhetag geplant. Es sind noch ein paar Gigabyte mobiles Internet übrig, die verbraten werden wollen. Ich lade also ein paar Bilder hoch, ein paar Podcasts herunter und vervollständige einen Reisebericht. Ansonsten gehe ich regelmäßig im Fluss baden und entspanne im Schatten. Am Abend ist es dann wiedermal Zeit für ein Lagerfeuer, mir ist das Benzin ausgegangen und ich war zu faul ins Dorf zu gehen. Es gesellen sich drei Russen zu mir, die am nächsten Tag in die Berge aufbrechen wollen. Ganz entpannte Gesellen.

Am Samstagmorgen verschlafe ich widererwartend etwas und stehe erst kurz vor elf auf. Ich verlängere meinen Aufenthalt spontan um einen Tag und mache mich gegen Mittag nach Lagodekhi auf, um kleinere Besorgungen zu erledigen. Auch ein Frisörbesuch fällt bei der Gelegenheit mit ab. Zurück am Zeltplatz treffe ich auf ein paar Einheimische, die den Geburtstag von einem Georgi feiern. Ich werde zum Essen und Trinken eingeladen. Später kommt noch eine größere Gruppe Studenten (etwa 40) aus Tiflis auf dem Zeltplatz an. So komme ich erst weit nach Mitternacht ins Bett. Da ich auch reichlich Essensreste geschenkt bekommen habe, deutet nichts auf einen Start am nächsten Tag hin. Kurz vorm zu Bett gehen muss ich erstmal Rango, meinen Schlafsack und ein paar Pfirsische wieder einsammeln. Einer der Studenten war betrunken, und hat wohl das Zelt verwechselt. Der Hund, der beim Öffnen raussprang hat ihn komischer Weise nicht irritiert.

So verbringe ich auch den Sonntag (28.07.2019) nochmal im Lagodekhi-Nationalpark. Am Nachmittag kommt noch Dominik aus Köln auf dem Zeltplatz an. Der junge Mann ist Lehramtsstudent und wandert für 5 Wochen allein durch Georgien. Ein nachvollziehbares Vorhaben. Ich bin über den Abend also wieder in guter Gesellschaft und der Tag klingt erneut am Feuer aus. Diesmal nicht ganz so spät, einem Aufbruch nach Aserbaidschan am Montag scheint erstmal nichts weiter im Wege zu stehen. Schau mer mal...

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