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CHKO Jeseníky

Veröffentlicht: 07.06.2018

Am Morgen des 02. Juni 2018 (Samstag) erreichen wir gegen Neun die Stadt Jeseník. Die Nacht hat doch etwas geschlaucht, der Schlaf auf Bahnhöfen und in diversen Zügen war wenig erholsam. Besonders ärgerlich war ein Security-Mensch auf dem Bahnhof in Pardubice, dessen einzige Aufgabe darin zu bestehen schien, Wartende in der Bahnhofshalle vom schlafen abzuhalten. So verbrachte ich die gut 7 h Aufenthalt dort größtenteils im Halbschlaf. Der Start in den Tag verläuft dementsprechend gemütlich. Da es gleich bei Ankunft etwas nieselt, beschließe ich direkt im Bahnhof Jeseník zu frühstücken. Um einigermaßen auf Touren zu kommen, verlege ich den obligatorischen Elf-Uhr-Kaffee etwas vor. Nach einem Telefonat mit den Großeltern, begeben wir uns zur nächsten Einkaufsmöglichkeit um für die kommenden Wandertage Vorräte anzulegen. Vorm Kaufland angekommen scheint sogar die Sonne etwas und ich nutze das Momentum noch für einen Anruf bei meinen Eltern im Garten. Anschließend wird eingekauft und vor Ort ein kleines Mittagessen eingeworfen, bevor wir uns an den Aufstieg ins örtliche Mittelgebirge machen. Ein Ringel in Freiwaldau (wie Jeseník bis 1945 hieß) spare ich mir, dem ersten Eindruck nach hat der real existierende Sozialismus hier ganz schön gewütet. So begeben wir uns Richtung südwest auf direktem Wege aus der Stadt und sehen uns kurz nach Eins mit dem ersten Anstieg konfrontiert. Nach einer guten halben Stunde ist dieser geschafft. Die nächste reichliche Stunde geht es, entlang gut ausgebauter Waldwege, eher gemächlich bergan. Um Trinkwasser aufzufüllen nehme ich ein Stück Abstieg in kauf und wir machen gegen 15.00 Uhr ein Päuschen am Javořiký potok. Nach kurzem Aufenthalt beginnt es zu nieseln und wir suchen in einer Art Heuschober Unterschlupf. Dort döse ich nach kurzer Zeit ein und die Tagesetappe findet nach knapp 9 km ihr frühes Ende. Am Abend schüttet es dann noch recht heftig und ich bin ganz froh über meine trockene Unterkunft.

Als ich am Sonntagmorgen das erste mal die Guggeln aufmache regnet es und ich drehe mich ohne schlechtes Gewissen wieder rum. Frühstück gibt es erst am späten Vormittag und als wir endlich startklar sind ist es bereits halb Eins. Zu Beginn steht der Aufstieg zum Keprník an, der mit 1423 m der höchste Gipfel in direkter Umgebung ist. Da wir uns gleich beim Start für den falschen Waldweg entschieden haben, müssen wir zwischendurch ein paar 100 m durchs Unterholz. Wir finden den rechten Pfad aber wieder und können gegen 14.00 Uhr und nach etwa 400 überwundenen Höhenmetern am Šumný das erste mal kurz durchschnaufen. Für die nächsten knapp 400 Höhenmeter bis auf den Keprník benötigen wir eine weitere anderthalbe Stunde. Wir genießen trotz stärker werdender Bewölkung die Aussicht auf das umliegende Gebirge ein Weilchen und ich stärke mich mit ein paar Oblatky. Dann geht es gut 45 min. entlang des Bergkamms. Unterhalb des Červená hora gibt es eine kleine Quelle mit einem anno 1400 errichteten Steinhäuschen (eine Art Kapelle). Laut zweier junger Tschechen auch eine ganz gute Unterkunft für die Nacht. So beschließe ich hier bis zum nächsten Morgen zu verweilen, zumal der Niederschlag wieder etwas heftiger wird.

Der Montag (04.06.2018) beginnt recht kühl. Von der wärmenden Sonne, in die sich Rango schon begeben hat als ich aufwache, kommt in der Hütte nichts an. Entsprechend schwer fällt das Verlassen des wärmenden Schlafsacks. Nachdem das dann irgendwann doch geschafft, das Frühstück eingenommen und der Krempel gepackt ist, brechen wir gegen halb Zwölf zur nächsten Bergetappe auf. In etwa 45 min. haben wir den Abstieg zu Červenohorské Sedlo (eine Art Talstation mit mehreren Hotels, Busanbindung und dem ein oder anderen Lift) geschafft und ich gönne mir einen Kaffee in der Sonne. Nach kurzer Pause geht es weiter Richtung Praděd, mit 1491 m der höchste Gipfel in diesem Gebirge. Zeitnah kommt es zu leichtem Niederschlag, der zwischenzeitlich auch mal etwas stärker ausfällt. Ich packe meinen Rucksack unter den dafür vorgesehenen Regenschutz und arbeite mich in den nächsten zwei Stunden bis zur Švýcarná-Hütte vor. Hier ist es wieder Zeit für ein kleines Päuschen unter einem großen Schirm. Der Anblick meines Rucksacks lässt mich wiedermal an der Rechtschaffenheit der Outdoor-Industrie zweifeln. Das Ding ist trotz zugehörigem und korrekt sitzendem Regenschutz klitschnass. Fällt mir nix zu ein... Nach einer halben Stunde ärgern und nebenbei durchschnaufen geht es weiter in Richtung Pradéd. Die letzten 30 Höhenmeter bis auf den Gipfel spare ich mir, ist dort oben doch Sackgasse und der zu erwartende Ausblick wegen tief hängender Wolken wahrscheinlich eh nicht berauschend. Nach gut 18 gelaufenen Kilometern schlage ich schließlich unser Nachtlager kurz vorm Gipfel des Vysoká Hole gegen um Fünf auf gut 1400 Metern Höhe auf. Am Abend kommt sogar die Sonne nocheinmal heraus und wir genießen den Blick in die herrliche Gegend in der wir gelandet sind.

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