Veröffentlicht: 22.08.2023
Insgesamt bin ich die letzten zwei Tage ca. 590 km gefahren. Das Wetter ist ok, es waren Temperaturen zwischen 15 und 19 Grad, kaum Regen, wenig Wind. Nur die Wolken hängen recht tief. Von Grong im Gebiet Nord Trondelag folgte ich der Küstenstraße Fv17 (Kystriksveien), die eine der 101 schönsten Routen der Welt sein soll. Schöne Aussichten bieten sich tatsächlich, kleine Siedlungen wechseln sich mit herrlichen Gebirgszügen ab, es geht kurvig leicht auf und ab, ca 400m Höhenunterschied sind das Maximum und typisch norwegische Tunnel und Fahrten mit der Fähre gibt es auch. Einige Fährlinien sind seit Mitte August kostenlos, der norwegische Staat setzt hierfür Staatsgelder ein. So bin ich gut voran gekommen. Einige km fahre ich auch Straßen, die nicht geteert sind. Sie erinnern mich an Island, gleichzeitig könnten sie jedoch auch in anderen nördlichen Regionen der Welt, wie in Alaska oder Sibirien sein.
Bei Lona halte ich an einer Brücke und schaue mich um. Da entdecke ich im Fluss Fische. Sie sind recht groß und ein paar Kilometer weiter, während der Mittagsrast, erklären mir Einheimische ältere Herren, dass dies Lachse waren. Toll, hätte ich mal ... Aber wohin dann damit. Das mit dem Fische fangen mache ich lieber auf einer anderen Reise ;o)
In der Stadt Mosjøen erwartet mich ein Zimmer in einem alten norwegischen Stadthaus im Erdgeschoss. So erfahre ich hautnah, wie es sich so wohnt in dieser Art Haus. Die Innenstadt ist generell gut erhalten, viel alte Bausubstanz, innen zwar modernisiert, aber an der Größe und Außenhaut wird nichts geändert.
Nun bin ich schon 5 Wochen unterwegs. Mein Zeitgefühl ist noch etwas entspannter geworden. Der enge Rhythmus des Alltags ist abgefallen und ich sitze meist mit einem entspannten breiten Lächeln auf dem Motorrad. Irgendwie fühlt sich "leben" etwas anders an, es ist jedoch schwer zu beschreiben, wie. Heute zum Beispiel kam es mir vor, als sei ich ein fliegender Drache, der wunderschöne schillernde Schuppen hat und diese nun nach und nach verliert. Trolleffekte?? 😉
Von Mosjøen ziehe ich weiter, suche wieder die Fv17, um an der Küste zu fahren. Das liebe ich sehr. Das Meer, die Buchten und die Seeluft um mich zu haben, finde ich sehr attraktiv. Da machen mir auch Temperaturen unter 20 Grad nichts aus. Ich halte unter anderem wieder an einer alten Anlage des Atlantikwalls, diesmal wurde sie in den nackten Felsen gesprengt. Sogar ein Lazarett-Stollen war in Bau, wurde jedoch nicht fertig gestellt.
Am Fährhafen in Kilboghamn komme ich unwissentlich genau zur Abfahrtszeit der Fähre an und freue mich über mein Glück. Dann verpasse ich vermeintlich den Ausstieg - aber es war nur der Zwischenstopp. Wieder freue ich mich, was für ein Glückstag. Das i-Tüpfelchen setzt dann der Käptn mit der Ansage vom Band, dass wir nun den Nördlichen Polarkreis kreuzen.
Die erste Nacht im Polarkreis steht an, und ich verbringe sie in einer, noch von ihrem Erbauer geführten, kleinen Ferienhaussiedlung in Jektvika.