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Carnaval de Colombia! - Barranquilla

Veröffentlicht: 16.02.2018

10/02 - 12/02

Wenn man sich zur Faschingszeit in Südamerika befindet, ist die Teilnahme am Karneval fast Pflicht. Da wir Rio de Janeiro, wo die größte Karnevalsparade der Welt über die Bühne geht, erst ganz zum Schluss unserer Reise besuchen, entschieden wir uns für den zweitgrößten Karneval in Barranquilla in Kolumbien!


Nach den eher ruhigen Tagen in Palomino waren wir eigentlich bereit für ein bisschen Action und freuten uns schon auf das Karnevalspektakel. Die Anreise ins Hotel in Barranquilla war nicht ganz so einfach wie gedacht, schließlich ist an den paar Tagen, wo Karneval gefeiert wird, in der Stadt und in der Umgebung Ausnahmezustand. Unser Hostel in Palomino organisierte uns freundlicherweise eine Direktverbindung in einem Minivan. Mit Daisy und anderen Travellern wurden wir an einer Tankstelle in Palomino abgeholt und fuhren knapp drei Stunden die Küste entlang in südwestlicher Richtung. Nach einer Weile hielt der Wagen für eine kleine Snack- und Toilettenpause an einem Kiosk und wir kauften uns je eine Käse-Empanada. Luki träufelte sich reichlich selbstgemachte scharfe Sauce auf seine Teigtasche - diese Aktion sollte er später wiedermal bereuen!

Da viele Straßen im Zentrum von Barranquilla wegen der Umzüge gesperrt waren, musste uns der Fahrer ganz weit außerhalb des Stadtkerns aussteigen lassen. Mit einem deutschen Typen, dessen Unterkunft sich auch im Zentrum befand, standen wir also unter einer Autobahnbrücke und versuchten ein Taxi für die weitere Strecke anzuhalten. Da sich dies als unmöglich erwies und der Typ zum Glück Internet am Handy hatte, bestellte er kurzerhand ein Uber und nahm uns mit. Bereits bei der Fahrt zum Hotel stellten wir fest, dass Barranquilla eine wirklich unattraktive Stadt ist.

Im Hotel angekommen, machten wir eine kurze Siesta im Zimmer und überlegten, wie wir den restlichen Tag verbringen sollten. Luki recherchierte im Internet, wurde aber nicht so richtig schlau. Die richtige Hilfe war die Dame an der Rezeption. Sie erklärte uns, dass wir die Hauptparade an diesem Tag bereits versäumt hatten, aber es noch weitere kleinere in der Stadt verteilt gibt, und zeigte uns auf Google Maps den Weg dorthin.


Der Deutsche hatte uns während der Uberfahrt erzählt, dass während der gesamten Karnevalszeit die Menschen mit Schaum und Mehl bewaffnet sind und gerne andere Leute damit bewerfen. In weiser Vorausicht zogen wir also bereits getragene Kleidungsstücke an und marschierten los. Nach etwa 15 Minuten kamen wir bei der kleineren Parade an, die bereits in vollem Gange war. Wir gingen die Absperrgitter entlang und suchten uns einen Platz, von dem aus wir die Tänzer und Tänzerinnen gut sehen konnten - am Weg kauften wir uns natürlich noch Dosenbier. Vor uns stand dann aber ein älterer Herr, der uns mit frechem Grinser ein Stamperl Schnaps anbot - ich lehnte ab, aber Luki gönnte sich einen! Sehr nett, diese Kolumbianer! :)






Nachdem wir uns einige Zeit die Tanzgruppen, die unaufhörlich die Straße entlang kamen, angesehen hatten, beschlossen wir weiterzugehen. Kurz nachdem wir in die Querstraße abgebogen waren, bekam ich eine Ladung Schaum ab - ich glaube, ich hörte noch die Worte "Aaaaaah, GRINGOS!", bevor die jungen Typen meinen Kopf und mein Gesicht mit Schaum dekorierten. Luki kam natürlich ohne einen Tropfen davon...


Wir gingen zum Ende der Hauptstraße, wo am Abend die sogenannte "Baila La Calle" - zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns noch nichts drunter vorstellen - stattfand. Als wir ankamen, war schon sehr viel los. Der Eintritt war frei, aber man musste dennoch durch eine Sicherheitskontrolle, bei der Männer und Frauen in getrennten Schlangen anstehen mussten und kontrolliert wurden. Ich wurde kurz unruhig, denn ich wollte Luki in der Menge auf keinen Fall verlieren, aber es ist alles ohne Schwierigkeiten verlaufen.


Drinnen schlenderten wir die Straße auf und ab und machten uns ein Bild von der Veranstaltung. Das abgesperrte Areal bestand aus einer breiten Straße, an deren beiden Seiten willkürlich kleine Verkaufsbuden und -stände aneinandergereiht standen. Einige spielten extrem laute Musik, weshalb man eigentlich überall dauerbeschallt wurde. Die Besucher tanzten zu Salsa- und Reggaetonmusik und amüsierten sich sichtlich. Wir hatten unsere Probleme, in Stimmung zu kommen. Beim Herumgehen versuchten wir auch etwas Essbares zu finden. Das Angebot war aber leider alles andere als ansprechend, weshalb wir auf feste Nahrung verzichteten und uns stattdessen wieder zwei Dosen Bier öffneten. Luki fühlte sich dann immer unwohler und klagte über Kraftlosigkeit. Ich hätte zwar schon gerne etwas Party gemacht, aber da es ihm nicht gut ging, beschlossen wir, zurück ins Hotel zu gehen.

Über Nacht besserte sich der Zustand von Luki leider nicht. Auf Grund von Übelkeit und Schmerzen im Magen konnte er nicht richtig schlafen und auch das Frühstück rührte er nicht an. An diesem Punkt machte ich mir erstmals Sorgen, dass er krank wird und somit Karneval für uns gestorben ist. Im Zimmer gab er dann eines seiner berühmten Klomuschelkonzerte - sein zweites auf dieser Reise. Zum Glück ging es ihm danach aber wieder ein wenig besser, aber zur Sicherheit blieben wir den restlichen Vormittag im Hotel, damit er ein wenig schlafen konnte.


Mittags machten wir uns auf den Weg zur großen Umzugsparade, die sich auf der abgesperrten Hauptstraße "Via 40" durch Barranquilla befand. Luki war zwar noch etwas wackelig auf den Beinen und ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, in der Hitze herumzustehen, aber er drängte darauf, die Parade zu besuchen. Der Consierge unseres Hotels checkte uns ein Taxi, das uns so nah wie möglich an die Via 40 heranfahren sollte. Der Taxifahrer musste ein paar Versuche machen, bis er uns an einer geeigneten Stelle aussteigen ließ. Dort wurden wir erstmal von einem Haufen Ticketverkäufern angequatscht und jeder hielt uns Karten ins Gesicht. Wir waren uns nicht sicher, ob es sich dabei um echte handelte oder ob wir beim Kauf über den Tisch gezogen werden. Also gingen wir noch ein Stück weiter Richtung Veranstaltung. Da sich das Aussehen der Tickets nicht änderte und auch der Preis sehr moderat war, riskierten wir es und kauften bei einem Typen zwei Stück. Er erklärte uns dann noch, wie wir zur Tribüne mit unseren Sitzplätzen kommen würden. Der Eingang war gar nicht so leicht zu finden, aber ein paar Minuten später suchten wir schon einen geeigneten Sitzplatz. Um 13 Uhr sollte die Parade starten und wir nahmen kurz vorher in der vorletzten Reihe Platz.



Um 15.40 Uhr kamen dann die ersten Umzugswagen - nach südamerikanischem Zeitempfinden nur ein kleines bisschen verspätet. Bis dahin quälten wir uns auf der schmalen Tribüne, die zwar überdacht aber recht unbequem war. Die Ränge füllten sich immer mehr und mit der Zeit wurde es auch eng. Die Parade an sich fanden wir absolut unspannend und dementsprechend enttäuschend. Nach eineinhalb Stunden, in denen wir hofften, dass es vielleicht doch noch aufregend werden würde, gaben wir auf und machten uns auf den Heimweg.



Luki entschloss sich endlich zumindest etwas Obst zu sich zu nehmen. Bei einem Straßenhändler kaufte er sich eine aufgeschnittene Mango. Der Verkäufer träufelte ungefragt routinemäßig Limettensaft und etwas, das wie Zucker aussah, auf die Mangostücke. Gleich beim ersten Bissen bemerkten wir, dass das weiße Zeug Salz war! Eine sehr eigenartige Kombination. Ich konnte es nicht essen, Luki zwang sich dazu noch ein paar Stücke zu konsumieren - das Salz schien für seinen ausgelaugten Körper gerade recht zu kommen. Unterwegs hielten wir noch in einem kleinen Restaurant, damit ich was essen konnte. Während meines Abendessens konnten wir noch einen Streit zwischen einem jungen Mann und einem offensichtlich Obdachlosen beobachten - der Obdachlose ging mit einer Holzlatte auf den Mann los, der wiederum versuchte, sich mit einem Metallrohr zu verteidigen.

Den Rest des Tages verbrachten wir im Hotelzimmer und ließen unsere Erlebnisse Revue passieren. An Alkohol war in Lukis Zustand leider immer noch nicht zu denken.


Fazit:

Bereits vor der Reise war klar, dass wir in Barranquilla dem Karneval beiwohnen wollten. Wir haben die restlichen Destinationen in Kolumbien rund um den Stopp in Barranquilla geplant und ich hatte mich sehr darauf gefreut. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und die gesundheitlichen Beschwerden von Luki standen einer ausgiebigen Feierei im Wege. Die wichtigste Zutat für einen spaßigen Karneval - Alkohol - fehlte also an allen Ecken und Enden.

Barranquilla ist eine nicht besonders schöne Stadt mit sehr vielen armen Menschen. Der Karneval ist weit unspektakulärer als gedacht und von der großen Parade waren wir ziemlich enttäuscht. Ich bin aber davon überzeugt, dass es mitunter daran lag, dass wir ein falsches Bild im Kopf hatten - wir gingen von riesigen Umzugswägen aus, auf denen schöne Männer und Frauen Tanzshows ablieferten. Vielleicht haben wir unsere Begeisterung für Karneval aber auch einfach überschätzt - so oder so, wir sind wieder eine Erfahrung reicher!


Hasta pronto!

E&L


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