soerengoesvietnam
soerengoesvietnam
vakantio.de/soerengoesvietnam

Mit dem Kajak durch zwei Welten

Veröffentlicht: 17.05.2018

Nachdem ich bereits in den meisten meiner Fächer meine Abschlussprüfungen in Form von Essays, einer Unterrichtsgestaltung oder Klausuren abgelegt hatte, beschloss ich kurzerhand am vergangenen Wochenende einen Ausflug auf die Insel Cat Ba zu unternehmen.

Mein ehemaliger Mitbewohner Si schwärmte mächtig von diesem Ziel und so fasste ich schon früh den Plan ins Auge irgendwann mal dahin zu kommen.

Nun war es also soweit und nachdem ich die Bustickets gekauft hatte, ging es auch schon los.

Am frühen Donnerstagmorgen startete der Bus in Hanoi und erreichte nach etwa zwei Stunden die Hafenstadt Haiphong. Von dort aus ging es mit dem Schnellboot auf die Insel, von welcher uns ein weiterer Bus zu unseren Unterkünften brachte.

Zu Fuß machte ich mich am ersten Tag auf den Weg die spektakuläre Landschaft zu erkunden. Am Rand der weltbekannten Halong-Bucht mit all ihren aus dem Wasser ragenden Karstfelsen liegt das Tropenparadies Cat Ba. Obwohl sich die Insel sowohl bei einheimischen als auch ausländischen Touristen einer steigender Beliebtheit erfreut, ist sie noch lange nicht so überlaufen, wie es an anderen Destinationen im Urlaubsland Vietnam der Fall ist. Dies könnte auch daran liegen, dass circa zwei Drittel der Fläche als Naturschutzgebiet ausgezeichnet sind. Tropischer Regenwald und einige vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie insbesondere der Leguan, sorgen für eine exotische Atmosphäre unweit der Millionenstadt Hanoi.

Ich hatte mir im Vorfeld nicht sonderlich viel vorgenommen, aber eine Kajaktour inmitten dieser spektakulären Landschaft stand schon auf meiner To-do-Liste.

So lieh ich mir am nächsten Tag ein selbiges und startete meine Tour. Ich paddelte zunächst einmal fröhlich drauf los und genoss es mal wieder Wasser unter dem Kiel zu haben. Nach etwa drei Stunden Paddeln wollte ich allmählich wieder umkehren, doch dies gestaltete sich schwieriger als erwartet, denn so spektakulär diese Landschaft auch ist, sie bietet kaum markante Wegpunkte und gleicht einem Labyrinth. Zwar hatte ich mir mit dem Handy auf Maps den Startpunkt markiert, doch konnte ich diesen nicht abrufen, da der Netzausbau, welcher in Vietnam zum Teil sogar besser ist als in Deutschland, auf dem Meer aber zu wünschen übrig lässt. Da blieb wohl nur noch sich ganz altmodisch mit dem Sonnenstand zu orientieren. Pustekuchen, denn ich befand mich zwischen den Wendekreisen und wie wir alle mal im Geographieunterricht lernten, steht die Sonne um die Mittagszeit dort zuweilen im Zenit. Mit ein wenig Glück und Intuition fand ich dennoch meinen Ausgangspunkt und freute mich darüber, wieder festen Boden unter meinen Füßen zu haben.

Während meines kleinen Abenteuers kam ich an vielen schwimmenden Fischersiedlungen vorbei. In spärlichen Holzhütten auf Pontons gebaut, leben die Fischerfamilien, welche in Vietnam zu den ärmsten Bevölkerungsgruppen gehören. Selbst die schönste Landschaft um ihren Wohnort kaschiert die eklatanten ökologischen und humanitären Probleme nicht. So sind die Menschen nicht nur damit beschäftigt enorm viel Plastikmüll aus ihren Fangnetzen zu sammeln, sondern sehen sich auch mit dem Massentourismus auf unzähligen kleinen Kreuzfahrtschiffen konfrontiert, die die feiernden Touristen mitsamt ihrer Abgase durch die Natur chauffieren. Noch nirgendwo zuvor habe ich einen solchen Kontrast zwischen den „Welten“ erlebt und ich fühlte mich extrem traurig, niedergeschlagen und schämte mich ein wenig für den extrovertierten westlichen Lebensstil der anderen.

Am letzten Tag dann erkundete ich den Nationalpark mitsamt seiner atemberaubenden Ausblicke und besichtigte zwei Höhlen, von denen eine während des Vietnamkrieges gar als Krankenhaus diente. Der „Hospital Cave“, ein bombensicherer Bunker, war wie ein Museum aufgebaut und ich konnte gut nachvollziehen, wie die Kranken und Verletzten im Krieg behandelt wurden.

Alles in allem war Cat Ba einen Ausflug absolut wert, auch wenn er mir, wie kein Ort zuvor, die Probleme eines Schwellenlandes offenbarte.

Antworten

Vietnam
Reiseberichte Vietnam