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Mangawhai Camping 21-24.10.2016

Veröffentlicht: 01.11.2016

Heute ging es für Lee, Moana und uns nach Mangawhai. Wir standen mit der Einstellung auf, dass wir den Kompost im Garten noch zuende bauen müssen. Lee verzichtete jedoch darauf uns diesen fertig bauen zu lassen und teilte uns mit, dass wir heute kochen und letzte Vorbereitungen tätigen würden. Also duschten wir schnell und halfen unserem Gastgeber in der Küche. Während ich Kartoffeln schälte und in Scheiben schnitt, ging Jasmin mit Lee einkaufen.



Danach bereiteten wir Kartoffelgratin, Nudelsalat und Curry vor. Cornflakes, Milch und Getränke fehlten in unseren Körben auch nicht.

Gegen zwei ging es dann los. Ich fuhr Lee hinterher, da ich keine Ahnung vom Weg hatte, verlor ihn einige Male kurz aus den Augen, weil sich andere Autos zwischen uns drängelten oder weil Lee manchmal echt (zu) schnell fuhr, aber zum Schluss kamen wir ohne Probleme auf dem Campingplatz an.

Der Campingplatz war wunderschön. Es war eine riesige Grünfläche mit einigen Hütten und einem Haupthaus, indem sich die Küche, der Aufenthalsraum und die Toiletten befanden. Nur wenige Meter entfernt war ein See. Wir staunten nicht schlecht, als wir diesen Anblick sahen.



John und Silvy ,Freunde von Lee, die das anstehende Projekt mit vorbereiteten, waren schon da und begrüßten uns herzlich. An diesem Tag geschah nicht mehr viel. Wir aßen gemeinsam, unterhielten uns mit John und Silvy und gingen früh schlafen. Das erste Mal schlafen in unserem Auto. Bequemer als gedacht.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit Silvy und Moana zum Markt. Dies war der Punkt, ab dem mir Silvy unsympathisch wurde. Ich kann es nun mal wirklich nicht ab, wenn mir jede fünf Minuten jemand Verbesserungsvorschläge oder Tipps zu meiner Fahrweise gibt, wenn diese Person nicht mal selber ein eigenes Auto besitzt.

Da Silvy nämlich kein Auto besaß, fuhren wir mit unserem Auto – natürlich mussten wir deshalb erstmal alles wieder umbauen – zum Markt. Nach fünf Minuten Fahrt, wurde mir erklärt, dass ich zu schnell führe und das ich hier aufpassen müsse, weil es sich bei der Straßen um eine Schotterstraße handele.

1. Ich bin nicht blind. Ich erkenne, dass die Straße, auf der ich fahre, nicht geteert ist und
2. war ich wirklich nicht schnell. Ich fuhr gerade mal 40 km/h, da ich selber weiß, dass man auf solchen Straßen nicht zu schnell fahren sollte, auch wenn 100 erlaubt war.

Aber na gut, ein nett gemeinter Rat, dachte ich und drosselte die Geschwindigkeit. Wir kamen auf eine geteerten Straße an, also beschleunigte ich. Erlaubt war 100. Wegen den vielen Kurven und den wenigen geraden Strecken fuhr ich jedoch nicht mal ansatzweise 100. Um die 70, vielleicht mal 80 und in den Kurven eh langsamer. Doch auch das war zu schnell. „Die Straßen sind hier nicht so gut wie in Deutschland.“

(Die Straßen sind in meinen Augen jetzt nicht viel schlechter als die Straßen, die ich aus Deutschland kenne. Beziehungsweise die Straße auf der wir gerade fuhren.)

Glücklicherweise waren wir nach 20 Minuten da und auf dem Markt liefen Jasmin und ich alleine herum.

Auf dem Markt gab es Allerlei. Essen, Klamotten, Bücher, Dekoration. Wir kauften jedoch nichts. Die eineinhalb Stunden, die uns gegeben wurden, waren sogar eigentlich zu lang, sodass wir gute vier Mal über den Markt schlenderten.

Zurück, spülten wir das Geschirr von gestern Abend und räumten die mitgebrachten Teller und Töpfe in die Schränke. Dann gab es auch schon Mittagessen. Reste vom Curry und vom Nudelsalat, von denen wir gestern Abend schon gegessen hatten, und Salate standen bereit auf dem Tisch.

Mittlerweile war Cam dazugestoßen. Jemand weiteres, der hier mithelfen wollte.

Nachmittags riet uns Moana zum Meer zu gehen. Lee erklärte uns den Weg. Zufuß war der Strand etwa 45 Minuten entfernt und wenn wir Glück hatten, könnte man sogar Delfine dort sehen.

Silvy bekam von unserem Plan zum Meer zu gehen mit und fragte, ob sie mitkommen könne. Jasmin erklärte ihr, dass wir aber da zu Fuß hingehen würden, was der Grund für ihre plötzliche Aussage war, dass sie dann doch nicht mitkommen wolle, was wir beide nicht besonders schlimm fanden. Kurz bevor wir los laufen wollten, hielt sie uns jedoch zurück und meinte, einer müsse uns doch den Weg zeigen, denn man könne sich im Wald, den wir durchqueren müssten, schnell verlaufen.

Kurze Anmerkung: Silvie kannte den Weg selber nicht und Jasmin und ich sind auch keine 6 mehr und müssen an der Hand gehalten werden, wenn wir irgendwo hin wollen.

Also liefen wir nun zu dritt zum Strand, auch wenn ich jetzt schon ziemlich genervt war von dieser Frau.

Mittlerweile hatten wir herausgefunden, dass Sprechen zu ihren Leidenschaften zählte. Sie konnte einfach nicht ihren Mund halten und so redete sie die ganze verdammte Zeit. Ihr war es auch egal, dass wir ihr nicht wirklich zuhörten, denn sie redete einfach mit sich selber weiter. Zu dem Ganzen kam noch, dass wir uns verliefen. Der Weg, den wir gelaufen waren, endete irgendwann in den tiefen eines Waldes und so liefen wir querfeldein durch das Gestrüpp. Wir können von großem Glück sprechen, dass Silvy aus Südafrika kommt und somit Fährten lesen kann, jedenfalls erzählte sie uns das. Sie erklärte uns, dass man hier abgerissene Äste sehen könne, die Menschen als Wegweiser benutzt hätten oder dass diese zwei nebeneinander liegenden Baumstämme ein Pfard darstellen sollen. Ach so. Genau. Ein 10 Meter langer Pfard. Interessant zu wissen.

Die Sachlage war klar und deutlich: Wir hatten uns mit dem nervigsten Menschen der Welt verlaufen.

Dennoch schafften wir es nach ungefähr einer Stunde zum Strand, auch wenn wir dafür durch ein abgesperrtes Gebiet laufen mussten, da dort Waldarbeiten getätigt wurden (Rebellen).

Der Strand war atemberaubend schön. Außer zwei Angler war meilenweit niemand zu sehen.



Die schöne Aussicht endlich einfach still genießen zu können war jedoch unmöglich. Erst als sich Silvie dazu entschied, schwimmen zu gehen, hatten wir 10 Minuten Ruhe. Die zehn besten Minuten dieses Tages. Ich war für mich, Jasmin war für sich. Das einzige, was man hören konnte, war der Wind und das Rauschen des Meeres. Ich blieb einen Moment alleine sitzen, während Jasmin Muscheln sammeln ging. Kurz danach stand ich auf und tat es ihr gleich.


Leider konnten wir nicht lange bleiben. Die Sonne würde bald unter gehen und der Weg zurück stand noch vor uns.

Um es kurz zu halten: Der Rückweg war nerviger als der Hinweg. Nur diesmal redete Silvy nicht mehr mit uns, sondern ungelogen eine Stunde mit sich selber. „Am besten wir gehen jetzt hier links, ah nein, da sind die Äste zu dick, wir sollten – da sieht's gut aus.“

Was wir an diesem Tag gelernt haben: Mit Silvy gehen wir nirgendwo mehr hin. Im Endeffekt hätten wir ihr einfach sagen sollen, dass sie uns nervt.

Als wir wieder zurück kamen, wurden wir von einigen Menschen mehr willkommen zurück gehießen. Leider kann ich mich bei besten Willen nicht mehr an alle Namen erinnern. Moana war erleichtert uns endlich wieder zurück zu haben. Sie hatte schon befürchtet, dass wir uns verlaufen hatten und nicht mehr zurück fänden. Mit Lees Handy hatte sie schon Jasmin eine besorgte SMS geschickt, die wir jedoch nicht hatte lesen können, da wir erstes kein Netz gehabt hatten und außerdem war der Akku von Jasmins Handys alle gewesen.

Abends saßen wir alle zusammen am Lagerfeuer. Uns wurden Geschichten erzählt und Sternenbilder erklärt.

Am dritten Tag in Mangawhai wurde es sentimental. Am morgen hatten wir ein Gruppengespräch. Zuerst teilte sich die große Gruppe in zwei kleine Gruppen. Jede Gruppe bestand nun aus etwa sieben, acht Leuten. Sinn dieser Gespräche war, dass jeder den anderen mitteilte , wie er sich fühlte. Ich fing beinah bei jedem, der erzählte, an zu heulen. Während der eine von seinem verstorbenen Vater sprach, sagte der andere, dass er sich nie gut genug fühlte und die nächste sprach von ihrer Ehe, die sie mit allen Mitteln nicht aufgegeben wollte.
Wir waren nicht gezwungen auch was zu sagen, aber wir waren die einzigen die bis zum Ende nichts gesagt hatten und so fühlte ich mich dazu verantwortlich auch was zu sagen. Schließlich hatten man mir auch Gefühle mitgeteilt, dann konnte ich auch Gefühle mitteilen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, zu erzählen, wie stolz ich auf mich war, dass ich hier bin und wie dankbar ich für das Ganze hier war. Doch da ich sowieso schon halb am heulen wegen den vorherigen Erzählungen war, fing ich auch bitterlich an zu weinen, als ich nebenbei sagte, dass ich meine Familie vermissen würde. Jasmin neben mir, stieg mit ein und somit heulten wir sitzend auf der Coach, obwohl das mit Sicherheit nicht das war, was ich mit meiner Erzählung bezwecken wollte.


Nach dem Gruppengespräch setzten Jasmin und ich uns an den See und redete noch eine ganze Weile, wobei Tränen im Überschuss liefen. Aber das war gut, man fühlte sich danach befreiter und mir wurde an diesem Tag erst so richtig bewusst, wie sehr ich doch meine Familie liebte und vermisste.

Den Rest des Tages halfen wir viel mit in der Küche – leider war dies das Gebiet von Silvie, die uns gnadenlos die ganze Kackarbeit (sorry für diese Ausdrucksweise) machen ließ.Sie schien wohl mittlerweile verstanden zu haben, was wir von ihr hielten.

Späten Nachmittag pflanzten wir noch Bäume und machten Mulchringe um diese (wenn es regnen würde, würde sich das Wasser somit in diesem Kreis sammeln und die Pflanze könne besser mit Wasser versorgt werden).

Abends hatten wir keine Lust auf Lagerfeuer, weshalb wir uns alleine draußen hinsetzten und den ganzen Abend nur redeten. Wir mussten John, der sich ein bisschen Sorgen machten, weil wir uns so von den anderen isolierten, jedoch erklären, dass diese „Isolation“ nichts mit den Leuten zu tun hatte, sondern dass wir einfach mal wieder gerne unter uns sein wollten.

Der nächste Morgen war unser letzter Morgen gemeinsam mit Lee, Moana und den anderen. Wir Frühstückten alle gemeinsam und machten dann eine kurze Vorstellungsrunde und ein kurzes „Wie fühle ich mich?“, da neue Gesichter angekommen waren.

Ich nannte meinen Namen und sagte, dass ich dankbar dafür sei, dass sie mich an ihrer Kultur teilhaben ließen, dass ich aber genauso aufgeregt auf die nächsten Tage wäre und ich gespannt sei auf das, was noch kommen möge.

Nach einer warmen Dusche kam dann auch schon der traurige Abschied.

Die Tage in Mangawhai möchte ich mit Sicherheit nicht missen. Weder die gemeinsamen Fürbitten vor den Mahlzeiten, die jedes Mal anders verliefen – mal waren es Lieder, mal Gedichte, mal Sprüche-, die gemeinsamen Gespräche und nicht mal die nervige Wanderung zum Meer möchte ich aus meinem Gedächtnis streichen

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