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Ab in den Süden...äh Norden!

Veröffentlicht: 25.07.2020

Am 21. Juni stand meine (Annas) erste Geschäftsreise in China an. Früh morgens flogen wir von Wuxi nach Shenyang und wurden dort von einem Kollegen abgeholt. Ziel war unser Werk in Liaoyang, doch bevor wir dorthin gebracht wurden, hatten wir noch Zeit, uns die Altstadt von Shenyang anzuschauen. Die Altstadt ist überhaupt nicht mit der Altstadt in Suzhou und Umgebung zu vergleichen, sondern erinnert eher an eine kleine Version der verbotenen Stadt in Peking.

Nach einem Mittagessen ging es dann weiter nach Liaoyang. Liaoyang hat ungefähr gleich viele Einwohner wie Frankfurt, hat aber eher einen dörflichen Flair im Vergleich zu Frankfurt und vor allem Suzhou. In Liaoyang gibt es eine größere Parkanlage, an der sich am Wochenende die Familien mit Hängematten und Grill häuslich einrichten.

Abends trafen wir uns mit den restlichen Kollegen zum Barbecue. Da die Provinz Liaoning, zu der auch Liaoyang gehört, an Nordkorea grenzt, hat die Küche dort auch einige koreanische Einflüsse, wie z.B. die kalte Nudelsuppe.

Zurück im Hotel habe ich dann wieder eine Lektion zum Thema reisen in China gelernt: besser erst mal das Wasser (warm und kalt) vor dem duschen gut laufen lassen und nicht direkt drunter stellen! Nachdem ich nämlich das Wasser angestellt hatte, rumpelte es verdächtig in der Leitung. Der Verdacht wurde dann durch eine rot-braune Brühe, die anstatt klarem Wasser aus der Dusche kam, bestätigt. Also erstmal wieder raus aus der Dusche und 5 Minuten Leitungen spülen...

Am nächsten Morgen stand dann Arbeiten auf dem Plan. Auf dem Weg zur Arbeit und auf der Arbeit selbst sind mir direkt zwei Dinge aufgefallen:
1. Die Menschen sind super freundlich. Man fühlt sich gleich willkommen und wie ein Teil der Familie. Alles wurde für uns durchorganisiert: vom Abholen zur Arbeit morgens, über leckeres Mittagessen nach unseren Wünschen bis hin zum Abendprogramm. Vor 9 Uhr Abends war ich nie im Hotel.
2. Die Gebäude sind viel stabiler gebaut als in Suzhou und Umgebung. In Suzhou hat man manchmal das Gefühl, dass die Gebäude schon 30 Jahre alt sind, dabei sind sie gerade mal maximal 10 Jahre alt. In Nordchina hingegen sind die Gebäude dann auch wirklich so alt. Das liegt vielleicht auch daran, dass im Winter -25 Grad keine Seltenheit sind. Mir wurde gesagt, dass es selbst mit Heizung in der Fertigung im Winter nur bis zu 5 - 10 Grad „warm“.
Montag Abend wurde ich wieder zum Barbecue eingeladen, dieses Mal mit Live-Musik. Anschließend sind wir noch zu einem Platz gefahren, auf dem sich abends die Menschen treffen zum Tanzen, spielen und spazieren gehen.

Der Dienstag lief ähnlich ab: arbeiten, essen gehen (dieses Mal beim Japaner) und Sightseeing.
Mittwoch Nachmittag ging es dann für mich weiter nach Dalian. Anscheinend hatten meine Kollegen Angst, dass ich auf dem Weg verhungern könnte. Das Fresspaket war jedenfalls so groß, dass Simon extra noch Platz in seinem Koffer einplanen musste, da es in meinen Koffer nicht mehr rein passte.

In Dalian angekommen, habe ich mir zuerst mal die russische Straße angeschaut. Dalian war eine zeitlang Russisch und die Einflüsse sind auch heute noch zu erkennen.

Abends wollte ich mir den Musik-Springbrunnen anschauen, der direkt am Yachthafen liegt. Allerdings musste ich feststellen, dass der Springbrunnen aufgrund von Corona abgestellt wurde. Aber der Ausblick auf den Yachthafen und das Meer war trotzdem schön!

Gegen Mitternacht kam dann Simon mit dem Flieger nach. Am nächsten Tag sind wir dann den längsten Holzweg der Welt entlang gelaufen, der an der Küste verläuft. Gestartet sind wir unsere Wanderung am Xinghai-Square, dem größten Platz der Welt. Hier gibt es, neben einer Kopie von Schloss Neuschwanstein (nur größer) auch einen Rummelplatz mit wilder Maus, Kettenkarussell und co. Auf unserem Weg waren zwischendurch immer wieder kleine Strände, die übersäht mit Zelten waren, gegen Mittag wurden dann auch die Grills ausgepackt. Am Ende unserer „Holzwegwanderung“ hatten wir dann Ausblick auf eine Kopie einer amerikanischen Westküstenstadt der 60er Jahre, sowie einer Kopie des Bremerhavener Leuchtturms.

Zum Abendessen haben wir uns dann auf nach Venedig gemacht.

Am nächsten Tag ging es wieder früh raus, da wir mit dem Zug weiter nach Dandong wollten. Dandong ist hauptsächlich bekannt für seine Nähe zur nordkoreanischen Grenze. Dort angekommen, haben wir uns erst mal was zum Mittagessen gesucht und uns dann zur chinesischen Mauer bringen lassen. Der Mauerabschnitt an sich ist dort nicht sehr groß, ist aber, im Gegensatz zur Mauer in Peking, sehr gut erreichbar. Die erste Hälfte des Rundweges geht auf der Mauer entlang. Von dort oben hat man einen sehr guten Ausblick auf Nordkorea. Die zweite Hälfte geht dann unten am Grenzfluss entlang, der an dieser Stelle ca. genauso breit wie die Brenz in Heidenheim ist. Der Kontrast zwischen den beiden Ländern könnte nicht größer sein: auf der chinesischen Seite die Stadt Dandong, eine normale chinesische Stadt mit Häusern dicht an dicht und auf der nordkoreanischen Seite nichts als Natur und zwischendurch ein paar Bauerndörfer. Während wir und andere Touristen die chinesische Mauer und die Aussicht genießen, schuften auf der anderen Seite die Bauern mit den einfachsten Mitteln auf ihren Feldern. Nur getrennt durch einen Fluss und einen Zaun.

Beide Länder sind in Dandong durch eine Brücke verbunden, die natürlich auf beiden Seiten bewacht ist. Daneben befindet sich die Broken Bridge: die Brücke hört nach 2/3 einfach auf. Diese Brücke wurde auf der nordkoreanischen Seite von den Amerikanern zerstört und dann von Nordkorea abgebaut. Hier sieht man auch wieder den krassen Unterschied zwischen den beiden Welten.

Abends haben wir uns wieder Fahrräder ausgeliehen und sind die koreanische Straße auf der Suche nach etwas zu essen entlang gefahren. Fündig wurden wir dann in einem typischen lokalen Barbecue Restaurant.

Samstags haben wir uns dann wieder auf den Rückweg nach Dalian gemacht. Von dort aus sind wir dann direkt weiter nach Lüshun gefahren. Lüshun ist eine Art Badeort, hat aber auch etwas an Kultur und Geschichte zu bieten: zuerst haben wir uns ein ehemaliges japanisches Gefängnis angeschaut. Danach ging es dann weiter zu einem Museum, in dem verschiedene Kunst-, Religions-, und Alltagsgegenstände aus verschiedenen Dynastien ausgestellt wurden. 

Anschließend flogen wir dann Sonntag wieder zurück nach Hause. Alles in allem war es zwar eine anstrengende, aber sehr interessant und abwechslungsreiche Woche mit (mal wieder) vielen neuen Eindrücken!

Antworten (1)

Ulrike
Super!!

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