Die Schattenseite der Seefahrt!

Hallo liebe Mitmenschen,

Es ist schon wieder drei Wochen her, wo ich mich das letzte Mal bei euch gemeldet habe. Ich habe euch nicht vergessen keine Sorge, umso mehr Freunde ich hier kennenlernen darf, umso weniger Zeit nehme ich mir für die ruhigen Momente.
In den letzten Wochen ist schon wieder viel passiert. Ich musste meinen ersten und besten Freund leider zurück nach Indonesien (Jakarta) verabschieden, zudem hat sich unser Team im Brauhaus gewechselt. Viele Menschen denen ich Lebewohl sagen musste und viele neue tolle Leute die dazu gekommen sind. Wahrscheinlich werde ich die meisten Menschen hier nie wiedersehen. Dennoch sehe ich es sehr positiv und bin dankbar für jede Person die ich kennenlernen durfte. Es ist nicht selbstverständlich sowas in jungen Jahren erleben zu dürfen. Die Erfahrung wird mich mein Lebenslang begleiten.
Ich weiss garnicht wie ich das nächste Thema ansprechen soll, dennoch ist es mir auch wichtig dass ihr wisst, was das Schiffsleben mit sich bringen kann.
Leider mussten uns zwei Menschen aus unserem Team frühzeitig verlassen.
In Gedenken an Johns Schwester die am 28.04. leider von uns gegangen ist. Da ich mit vielen Indonesiern und Philippinischen Kollegen arbeiten darf, weiss ich dass ihre Motivation eine Ganz andere ist als diese bei uns Deutschen. Sie arbeiten auf dem Schiff, um ihre Familie zu ernähren. Meistens sehen sie ihre Kinder nicht aufwachsen, da Sie für 10 Monate am Stück zu See fahren und dann für 1-2 Monate zuhause sind.
Sie finanzieren das Leben ihrer Familien zuhause und an Urlaub ist dabei nicht zu denken. Dementsprechend habe ich mich trotz dieser traurigen Nachricht sehr für John gefreut, dass die Aida den Rückflug bezahlt und John zurück zu seiner Familie konnte.
Zudem hat uns Maxime frühzeitig verlassen müssen. Ihr Opa ist schwergestürzt und wurde in ein künstliches Koma gelegt.
Ich mag mir garnicht ausmalen, wie ich in einem solchen Moment reagieren würde.
Du bist irgendwo auf den Weltmeeren unterwegs und bekommst so eine Nachricht. Das ist die Kehrseitee der Schiffsfahrt. Du bist weit weg von allem und kannst für deine Mitmenschen nicht da sein. Zudem habe ich noch eine weitere traurige Nachricht aus der Heimat erreicht. Obwohl jeder von uns weiss dass das zum Leben dazugehört, zieht es trotzdem einem den Boden unter den Füßen weg.
Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht und bin mir sicher, dass jeder machen sollte, worauf er Lust hat, auch wenn du dann eine längere Zeit von deiner Familie weg sein solltest. Die Enttäuschung etwas nicht gemacht zu haben, ist am Ende größer als aus Angst etwas nicht gemacht zuhaben.

Das Thema ist echt ein schwieriges, dennoch war es mir auch wichtig dieses mit euch zu teilen.