Halbzeit!

Hallo liebe Mitmenschen,

Halbzeit! Mit Anbruch der heutigen Woche habe ich die Hälfte meiner Zeit hier auf dem Schiff schon erreicht und ab jetzt zähle ich nicht mehr vorwärts sonders es geht gefühlt rückwärts. Am Anfang meiner Reise wurde ich schon vorgewarnt, dass es eine Art „Tiefpunkt“ nach zwei Monaten geben soll. Diesen Tiefpunkt kann ich bestätigen, die letzten zwei Tage war ich sehr müde und habe oft an Zuhause denken müssen. Das kann natürlich auch daran liegen, dass ich die letzten Wochen immer raus gehen wollte und somit meinen Schlaf hinten angestellt habe. Kennt ihr den Moment, wo ihr euch denkt eigentlich wollte ich ja noch zum Sport, aber heute bin ich so kaputt, also gehe ich dann lieber Morgen. Mit genauso einem Gedanken ging ich die letzten zwei Tage ins Bett. Gestern Abend habe ich mir dann gesagt, Leon du wusstest doch dass dieser Punkt kommt. „Wir haben uns doch gesagt, dann erst recht“. So habe ich mich gestern Abend zusammen gerissen und bin sehr müde und kaputt noch um 1 Uhr Nachts zum Sport gegangen und ich kann euch sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat. Auch wenn das hier kein Ratgeberblog ist, sondern es sich um Geschichten rund ums Reisen drehen soll, kann ich mir vorstellen, dass jeder von euch solche Momente kennt. „Jetzt erst recht“!
Im letzten Beitrag ging es um meine ersten Tage an Bord. Ich fing an das Dorfleben besser zu verstehen und wurde langsam ein Teil der Gemeinde.
Nach drei Tagen musste ich dann meine Offizierskabine verlassen und zog in mein WG Zimmer ein. Total übermüdet packte ich nach einem langen Arbeitstag meine Koffer zusammen, da ich morgens um 8 Uhr beim Crewperser sein musste um meinen Schlüssel und meine Zimmerkarte abzugeben.
Da stand ich also mit meinem neuem Zimmerschlüssel und neuer Karte am Zimmer 2322 und wusste dass dies mein Zuhause für die nächsten vier Monate sein wird.
Im Vorfeld wusste ich schon wer mein neuer Mitbewohner sein wird. Sein Name ist Fabian, er ist Gastgeber und Tanzlehrer auf dem Schiff und müsste ein paar Jahre jünger sein als ich. Gastgeber kümmern sich um die Gäste an Bord, Moderieren unsere Veranstaltungen, Unterhalten unsere Gäste und sind dafür da gute Laune zu verspüren. Am Anfang war ich mir nicht ganz sicher, ob Fabian auf das männliche Geschlecht steht, da seine Ausdrucksweise sehr darauf hin spielte, dennoch wurde meine Theorie auch schnell widerlegt.
Fabian steht in einer Experimentvollen Phase seines Lebens. Seine Freundin und er führen eine offene Beziehung. Dementsprechend wurde unsere eigentliche zweier WG manchmal zu einer dreier WG umdisponiert. Ihr wisst bestimmt was ich meine.
Da ich den Turteltäubchen gerne die Zweisamkeit schenken wollte, zog ich mich meistens nach der Arbeit noch um 1-2 Uhr Nachts in Fitnessstudio zurück.
Leider hielt die Beziehung aus Deutschland der Sache nicht Stand und seine damalige Freundin schrieb über WhatsApp und beendete das Ganze.
Das ist eine Geschichte von vielen die das Schiff hier schreibt. Hier arbeiten insgesamt 600 Crewmitglieder + ca. 2000 Passagiere. Auf dem engen Raum komme einige Begegnungen und Geschichten zusammen. Hier passt wirklich der Spruch „ Wenn die Wände sprechen könnten“.