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Mittwoch, 28. März

Veröffentlicht: 28.03.2018

Portomarín - Palas de Rei

Conny erwacht heute morgen mit den Worten: „Ich habe geträumt, ich verpasse den zweiten Wandertag, weil ich im Schwimmbad bin. Das war schlimm!“ Wie sehr uns dieser Satz heute noch begleiten wird, ist ihr jetzt noch nicht klar.

Wir starten in Portomarín heute um 09:30 Uhr, an Kilometerstein 92,231. Wir verlassen Portomarín über eine Brücke und wandern dann hoch über die Stadt in Richtung Westen. Wir verabschieden Portomarín, was gestern noch so wunderschön in der Sonne glänzte, bei grauem Himmel und 8C. Als wir den Berg erklommen haben und noch einmal auf Portomarín herabblicken, schwitzen wir dennoch in unseren Regenjacken. Conny wird schmerzlich klar, dass sie total nass und falsch bekleidet ist. Noch scherzen wir über ihr nasse Kleidung. „Vielleicht doch ein bisschen wie Schwimmbad.“ Der Himmel wird zunehmend dunkler und die Unterhaltungen zunehmend weniger. Viele Kilometer legen wir heute an der Straße zurück. Gegen 12:00 Uhr machen wir Pause in einer Bushaltestelle. Als wir fertig sind, ist es mit dem freundlichen willkommen heißen des Camino endgültig vorbei. Er macht ernst und lässt es stetig auf uns nieder regnen. Conny ist trotz der Schwimmbad Nähe nicht mehr nach Scherzen zu Mute. Sie friert und das ziemlich doll. Wir versuchen uns also Alle zu beeilen. Ich denke, mit all der Hast, die wir nun haben, lehrt mich der Camino dennoch Geduld. Geduld mit meinen Mitreisenden und ihren Bedürfnissen, aber auch Geduld, im Hinblick auf unser Etappenziel. Denn ganz gleich, wie sehr wir uns beeilen, wir müssen den Weg gehen. Jeden Schritt. Es gibt keine Abkürzung, keine Alternativen. Jeder Schritt muss gegangen werden, egal, wie langsam oder schnell.

Gegen 13:00 Uhr betreten wir eine Herberge. Jeden Tag benötigen wir zwei Stempel in unserem Pilgerpass und der zweite fehlt uns heute noch.

In dieser Herberge können wir selber stempeln. Schnell die Stempel machen, keine Bequemlichkeiten und bloß nicht warm werden.

Eine Stunde hält Conny es noch aus. Dann muss sie sich von Mama und mir verabschieden. Sie läuft das letzte Stück, ihr ist einfach zu kalt und der Regen reißt nicht ab.

Wieder lehrt mich der Camino Geduld, denn eigentlich liegt mir und meiner Mentalität nichts ferner, als zurückzubleiben und „hinterher zu hängen“. Aber noch fernen liegt es mir meine Mama die letzten 6 Kilometer alleine wandern zu lassen.

Die letzten anderthalb Stunden wird der Weg deutlich schöner, wir kommen durch kleine Dörfer und sind wieder mehr auf Feld- und Wiesenwegen unterwegs.

Um 15:20 erreichen wir Palas de Rei und den Kilometerstein 68,408. Conny ist schon ca eine halbe Stunde im Wohnmobil. Eine warme Dusche und ein starker Kaffee haben sie wieder mit dem Tag versöhnt. Ich hätte heute auch noch einige Kilometer weiter laufen können, habe allerdings den größten Respekt vor morgen und den Belastungserscheinungen der letzten Tage.

Die Erkenntnis heute ist: jeder geht seinen eigenen Camino. Aber immer braucht es Geduld! 

Der Kreis schließt sich am Abend dann mit der Entdeckung, dass neben unserem Wohnmobil tatsächlich ein Schwimmbad ist. :)

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