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Donnerstag, 29. März

Veröffentlicht: 30.03.2018

Palas de Rei - Melide

Unser Wohnmobil steht in Palas de Rei neben einem Fußballfeld und so werden wir am Mittwochabend, ohne noch einmal heraus in den Regen zu müssen Zeuge eines spanischen Herren Fußballspiels.

Am Donnerstagmorgen erwachen wir zu grauem, aber trockenem Himmel. Dennoch haben wir gestern gelernt und uns ein paar Regencapes zugelegt. Also startet wir heute morgen um 9:45 in den leuchtendsten Farben aus Palas de Rei auf dem Camino Richtung Westen.

Heute müssen wir insgesamt nur 17 km als Tagesetappe zurück legen und gehen es deshalb eher ruhig an. Wie nehmen uns Zeit, besichtigen die kleinen Kapellen und bewundern die kleinen Dörfer und Marktplätze. Gegen 11:00 passieren wir ein romantisches Dörfchen und seine mit Moos bewachsenen Mauern. „Alles so unglaublich grün hier“ , sage ich und mein Blick fällt auf eine grüne Tür. „Sogar die Türen.“ „I see a green door and I want it painted black“, zitiert Conny an der Stelle Mick Jagger. Normalerweise wäre ich jetzt völlig aus dem Häuschen und unsagbar stolz auf meine kleine Schwester. Heute entlockt mir ihr Zitat gerade mal ein Lächeln. Wir sind müde, alle drei.

Schon in den letzten Wochen vor der Reise hatte ich vermutet, dass der dritte Tag besonders schwierig werden würde. Ich behielt recht.

Mit immer wiederkehrenden Schauern hielt uns das Wetter bis zum Mittag in Atem. Um 12:00 Uhr und nach den ersten 8 Kilometern ist das Wetter dann doch gnädig und gönnt uns eine Pause. Bei kleinen Sonnenstrahlblitzern lassen wir uns inmitten eines Eukalyptuswaldes nieder und essen unsere Brotdosen leer. Dennoch wird uns schnell kalt. Wir sind nass und beschließen heute mal in einem Café Halt zu machen und einen warmen Kaffe zu trinken. Das machen wir um 12:55 Uhr auf Höhe des 58,5 Kilometersteins. Für drei Kaffee und drei Gebäckstücke zahlen wir 5,80€ und werden wirklich sehr freundlich bedient. Wir sitzen unter einer grünen Markise und unterhalten uns über die vorbei gehenden Pilger. Währenddessen öffnet Petrus alle Himmelstore und es schüttet aus allen Kübeln. Als der Schauer durchgezogen ist, schultern wir frohen Mutes unsere Rucksäcke. Als wir jedoch an dem kleinen Café vorbei gucken können, ist es schnell vorbei mit der Euphorie. Am Horizont ziehen fürchterlich dunkle Wolken auf. Und auch deren Erguss lässt nicht lange auf sich warten. Jetzt sind wir trotz der neuerworbenen Regenponchos durchnässt und kalt. Um 14:15 Uhr passieren wir den Kilometerstein 55,5 km bis Santiago in Melide‘s kleinem Gewerbegebiet. Den ganzen Tag leide ich heute schon unter Schmerzen in meinem linken Knöchelgelenk und kämpfe jetzt richtig mit meinem Gelenk.

War es gestern noch Conny, die verlauten lies: „Heute ist für mich nicht der Weg das Ziel. Heute will ich nur ankommen!“ So bin heute ich es, die ankommen muss, bevor die Schmerzen ihren Tribut fordern. Um 14:30 Uhr erreichen wir die Innenstadt vom Melide, wo der Camino Primitivo aus dem Norden von der Küste kommend und der Camino Francés, auf dem wir pilgern aufeinander treffen.

Um 14:51 Uhr erreichen wir dann Kilometerstein 53,052 und damit auch unser Wohnmobil. Geschafft für heute. Es gibt Kaffee und zum Abendbrot Pizza und Schweinefleisch vom Grill.

Und mehr als essen kann ich heute auch nicht. Ich bin erschlagen und muss ins Bett.

Gute Nacht!

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