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Freitag, 30. März

Veröffentlicht: 30.03.2018

Melide - Pregontoño

Wir wachen auf bei strömenden Regen. Wobei aufwachen auch nicht so richtig wahr ist, da wir heute Nacht Alle so gut wie kein Auge zugetan haben.

Ich persönlich habe heute Nacht vielleicht zwei Stunden geschlafen. Warum? Emotionen! Und auch die anderen Beiden haben nicht viel mehr Schlaf bekommen heute Nacht.

Dennoch gibt verschwendet keiner von uns einen Gedanken daran, nicht in die Wanderschuhe zu steigen! Denn das tuen wir. Schuhe, Regenjacken, Regenhosen, Regenponchos, Handschuhe, Stirnbänder... Der Regen und die Kälte sind nicht schön zureden!

Da draußen hat es heute morgen 2C und es regnet, wie aus Gießkannen.

Trotz des wenigen Schlafs brechen wir heute erst um 10:00 Uhr in Richtung Westen auf.

Wir verlassen Melide indem wir dessen kleine Kirche passieren und bekommen hier heute unseren ersten Stempel. Wine Stunde ist seit unserem Aufbruch vergaben und meine Handschuhe sind gänzlich durchnässt. Meine Finger frieren und ich bin müde vom Schlafmangel. „Rock bottom, baby!“, lass ich verlauten. „Schlimmer wird‘s nicht!“ „Sag das nicht“, sagt Conny, „ man weiß nie!“ Wie recht sie haben würde!

Der Regen bricht heute nicht ab, weshalb wir nur wenige Fotos und Pausen entlang des Weges machen. „Die Menschen gehen schneller, wenn es regnet“, denke ich.

Um 12:00 Uhr passieren wir eine kleine Kneipe. Mama ist kalt, wir sind durchnässt. „Einkehren!“, ruft sie. Wir trinken Kaffee und essen Müsliriegel. Aber auch hier ist es schlecht geheizt und uns wird vom Stillsitzen kalt. Also wieder los, rein in die Regencapes und weiter gehen. Wir sind albern heute, lachen über alles, was der Andere sagt. „Lache, wenn‘s nicht zum Weinen reicht“, denke ich. Der Schlafentzug macht sich bemerkbar. Auch dieser Gedanke wird mir noch sauer aufstoßen.

Um 13:50 haben wir 9 Kilometer und damit die Hälfte des heutigen Weges geschafft.

„Hier gibt es warmes Essen“, sagt Conny auf einmal sehnsüchtig. Bevor wir darüber nachdenken können, sitzen wir auch schon an einem Holztisch und bekommen die Karte gereicht. Mama und Conny bestellen etwas warmes zu essen und einen Tee. Ich kämpfe heute nicht körperlich, sondern mental mit dem Camino und bestelle neben weißem Tee, nur Joghurt. Der Joghurt ist wirklich lecker und der Tee wärmt mich fast ganz wieder auf, dennoch sitze ich weinend über meiner Mahlzeit. Ich entschuldige mich bei den anderen Beiden. „Ich muss weiter“, sage ich. Die Beiden verstehen, ohne Fragen. Ich bin unendlich dankbar. Heute nutzt es nichts, auch wenn ich mir etwas Anderes vorgenommen hatte, ich stecke mir die Kopfhörer ins Ohr und lasse die Musik aus dem Handy ertönen.

Eine Stunde brauche ich heute für mich. Ich weine die meiste Zeit. Das muss wohl heute so sein. Ich passiere die Stadt Arzua und bin mir kurz nicht ganz sicher, ob ich mich auf den paar Kilometern alleine jetzt nicht doch auch noch verlaufen habe. Hab ich nicht. Kurz hinter der Stadt wird der Camino wieder deutlich ländlicher und grüner. Überhaupt ist die Szenerie heute sehr abwechslungsreich und die Etappe dadurch sehr kurzweilig!

Um 15:20 Uhr zwanzig beschließe ich, genug mit der Eigenbrötelei und warte auf die anderen Beiden. Mit all dem Regen, all der Kälte und all der Albernheit am Rande der Positivität, sagt Conny heute gleich zwei Dinge, die mich heute nicht los lassen. Ziemlich früh am Tag guckt sie mir in die Augen und sagt: „Es ist ja so: keiner zwingt Dich hier zu sein! Du machst das aus freien Stücken!“ Ich schäme mich ein wenig, weil ich weiß, dass ich es war, die, die diesen Urlaub vorgeschlagen und ins Rollen gebracht hat. Auf der anderen Seite sind wir uns alle drei ziemlich schnell einig, keine von uns würde jetzt, nachdem wir angefangen haben, aufgeben und den Weg nach Santiago nicht zu Ende gehen. Von meiner Mama weiß ich, dass sie genauso verbohrt ist, wie ich, von meiner Schwester überrascht mich dieser Ehrgeiz. Schon wieder bin ich stolz! Und dann sagt sie etwas, was diesem Tag letztendlich den Rahmen verleiht: „Wenn wir das hier schaffen, können wir alles schaffen!“

Mehr brauche ich nicht, um den Tag positiv ausklingen zu lassen...!

Um 15:50 erreichen wir das Wohnmobil und frischer Kaffeeduft kriecht in unsere Nasen! Danke Papi 💕

Antworten (1)

Bernd
Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.