Veröffentlicht: 10.04.2021
Reine, Ramberg Beach, Flakstad Beach und Surfen!?
Es ist Donnerstag, der 25. Februar und wir fahren erst am Mittag in Å los. Am heutigen Morgen hat alles etwas länger gedauert, da wir am Vortag all unsere Sachen wie Klamotten und Zelt zum Trocknen in unserer Unterkunft ausgebreitet hatten und dann heute Morgen alles wieder zusammen packen mussten.
Unser "Sightseeing" beginnt mit dem malerischen Fischerdorf Reine, das nur eine Viertelstunde mit dem Auto nördlich von Å, also immer noch relativ weit im Süden der Lofoten, liegt. Reine ist zwischen majestätischen Berggipfeln und direkt am Nordmeer gelegen. Wir halten uns für ca. zwei Stündchen in Reine auf. Klar, im Winter ist hier nichts los und man sieht kaum Menschen im Ort, aber wir laufen trotzdem etwas durch den Ort und genießen vom Hafen aus den Blick auf die hohen, aber teils im Nebel verschwundenen Berge. Es ist ganz still hier, das einzige was man hört, ist das Geschrei der Möwen.
Auch sehen wir in Reine große Mengen des berühmten Stockfisches, der gerade zum Trocknen auf den Holzgestellen (norwegisch: stokk) hängt.
Zuletzt laufen wir noch durch die bekannte Häuserreihe, mit den ausschließlich gelben Häuschen direkt am Wasser. Das Wasser hier ist türkisblau und man könnte fast denken - abgesehen von dem schlechten Wetter natürlich - man sei in der Karibik.
Nach dem schönen Ort Reine fahren wir weiter und da es nur eine größere Straße gibt auf den Lofoten, kommen wir wieder in Ramberg vorbei, wo wir die Nacht vor unserer Wanderung in Fredvang verbracht haben. Dort entdecken wir einen wunderschönen Strand, Ramberg Beach. Das Wasser ist wieder türkisblau und im Hintergrund sind die Berge, die teils immer noch mit Schnee bedeckt sind. Mit dieser herrlichen Aussicht essen wir unser Mittagessen.
Nach der kleinen Stärkung fahren wir weiter an den nächsten Strand, Flakstad Beach, den wir uns eigentlich nur ansehen wollten. Aber als wir dort ankommen, sehen wir Leute im Wasser surfen. In meinem ersten Satz, den ich dazu äußere, erkläre ich die Leute für verrückt, die im Winter in Norwegen oberhalb des Polarkreises im Nordmeer surfen. Keine Stunde später finde ich mich selbst in dickem Neoprenanzug und mit einem Surfboard im Wasser wieder. Der Mann, bei dem wir das Equipment leihen, gibt mir eine kurze Einweisung in das Wellensurfen, da ich das jetzt zum ersten Mal mache. Und siehe da, es klappt viel besser als ich erwartet hatte! Obwohl es mich ein paar mal vom Board haut und ich unter Wasser wie in einer Art Waschmaschine bin und das Board einmal gegen den Kopf bekomme, läuft es ansonsten ganz gut. Ich kann sogar einige Wellen bis ganz nach vorn an den Strand stehen und das Wellenreiten macht riesigen Spaß! Erst recht vor so einer beeindruckenden Kulisse mit hohen, schneebedeckten Bergen! Dank des 8 mm dicken Neoprenanzugs friere ich trotz 3° C Luft- und Wassertemperatur tatsächlich kaum und wir surfen bis es dunkel wird.
Eigentlich hatten wir für den heutigen Tag noch geplant, Nusfjord zu besuchen, ein altes Fischerdorf direkt an einem Fjord gelegen, welches als eines der ältesten und am besten erhaltenen Fischerdörfer gilt. Doch weil wir jetzt am Nachmittag spontan gesurft sind und es jetzt schon dunkel ist, verschieben wir das einfach auf morgen. Am heutigen Spätnachmittag/Abend fahren wir nur noch zu unserer Unterkunft, die ca. 1,5 Stunden weiter im Norden der Lofoten-Inseln liegt.
Nusfjord, Henningsvær und Svolvær
Am Freitagmorgen fahren wir wieder ein Stück zurück in den Süden, um uns Nusfjord anzuschauen, was wir am Nachmittag des Vortages ja nicht mehr geschafft hatten.
Am Ende der Straße liegt direkt am Fjord gelegen dann das Fischerdorf Nusfjord, welches heute ein Freilichtmuseum/Museumsdorf ist. Im Sommer muss man hier sogar Eintritt zahlen. Jetzt, außerhalb der Saison, ist jedoch niemand da und wir können einfach den Ort entlang laufen.
Das Fischerdorf besteht aus gelben und roten Häuschen, die alle auf Stelzen gebaut im Wasser stehen und aus vielen, vielen nistenden Möwen. Sie nisten auf den Dächern der Hafengebäude und sogar auf den Hausbeleuchtungen. Wir laufen auf der anderen Seite des Ortes wieder heraus und bis vorne an die Landspitze vor, auf der ein kleiner Leuchtturm steht. Von dort aus haben wir einen tollen Blick auf den Fjord und auf das offene Meer. Sogar die Sonne scheint heute ab und zu.
Nach dem ausgedehnten Spaziergang fahren wir weiter - wieder in Richtung Norden - nach Henningsvær, einem weiteren, etwas größeren Fischerdorf. Die kleine Straße, die nach Henningsvær führt, ist so schmal, dass man den entgegenkommenden Verkehr nur passieren oder durchlassen kann, wenn eine Haltebucht in der Nähe ist. Hier muss man noch viel vorausschauender fahren als sowieso schon. Henningsvær ist bekannt für das Fußballfeld auf der Insel. In Wirklichkeit und ohne die Drohnenperspektive sieht das Fußballfeld jedoch nicht halb so spektakulär aus wie auf den bekannten Drohnenbildern im Internet. Dennoch ein besonderer Ort mit einer wunderschönen und spektakulären Kulisse.
Auch den Hafen von Henningsvær schauen wir uns an. Er ist wirklich groß im Vergleich zu den bisherigen und dort liegen sehr viele Boote.
Allgemein ist hier im Winter viel mehr los und viel mehr Leben auf den Straßen als beispielsweise in Å, Reine und Nusfjord. Nach einem Stück Kuchen in einem der Cafés, die es hier gibt, fahren wir weiter, denn es ist schon wieder Nachmittag.
Wir wollen zu unserer Unterkunft fahren, die in der Nähe von Narvik liegt, und auf dem Weg dorthin noch durch Svolvær fahren. Svolvær ist die größte Stadt und somit der wichtigste Ort auf den Lofoten. Da Svolvær allerdings schon sehr städtisch und industriell ist, halten wir uns hier nicht lange auf und setzen unseren Weg Richtung Narvik fort. Als wir in der Unterkunft ankommen, ist es schon ziemlich dunkel. Heute Abend gönnen wir uns zum Abendessen einen Wein und spielen ein bisschen.
Narvik
Es ist Samstagmorgen und wir wollen von unserer Unterkunft, die in der Nähe von Narvik ist, nach Narvik hinein fahren. Narvik ist eine große Stadt, die allerdings schon nicht mehr auf den Lofoten, sondern kurz vor ihnen am Festland liegt. Die schwedische Grenze ist übrigens nur noch ca. 40 km von Narvik entfernt, da Norwegen hier oben sehr schmal ist. Da ein paar andere aus unserem "Outdoor Education"-Kurs in der Nähe auf einem Campingplatz sind und dieser auf unserem Weg nach Narvik liegt, entscheiden wir uns dazu, sie zu besuchen. Wir tauschen uns ein bisschen aus und bekommen die vielen, vielen Elchspuren gezeigt, die im tiefen Schnee auf dem Campingplatz verteilt sind. Nach einer Stunde fahren wir aber weiter. In Narvik angekommen - wir haben leider unwissend den Weg über die große, beeindruckende Narvik-Brücke ("Hålogaland Bridge"), die uns umgerechnet ca. 11 oder 12 € kosten wird, genommen - gehen wir zunächst ins Kriegsmuseum. Zu erfahren, welche Rolle Norwegen und insbesondere Narvik im zweiten Weltkrieg - unter anderem für die Deutschen - gespielt hat, und was sich hier an diesem Ort alles abgespielt hat, war sehr interessant. Anschließend laufen wir noch etwas durch die Stadt, wobei unter anderem eine Skipiste auf den Bergen über der Stadt sichtbar wird. Zu unserer nächsten Unterkunft fahren wir auf der E6 Richtung Norden mit viel Aquaplaning, da es heute wieder den ganzen Tag durchgeregnet hat.
Zurück in Tromsø: Icehotel und Polarmuseum
Am heutigen Sonntag fahren wir das letzte Stück von Narvik nach Tromsø zurück, da am nächsten Tag unser Rückflug geht. Auf dem Weg nach Tromsø halten wir an einem Eishotel. Wir schauen es uns von innen an und es ist sehr faszinierend, wie gut die Möbel aus Eis nachgebaut wurden und wie gut man tatsächlich darin übernachten kann. In solchen Eisbauten wie dem Eishotel sind es immer zwischen 0° und -4° C, egal wie warm oder kalt es draußen ist - ein physikalisches Gesetz eben. Auch die Art und Weise, wie man so ein Eisiglu baut, ist beeindruckend: Der Schnee wird in einer ausreichend dicken Schicht auf eine Plane, die die spätere Form des Iglus darstellt, geschippt bzw. mithilfe von Maschinen darauf geworfen und der Schnee komprimiert und verfestigt sich dann ganz von alleine durch sein schweres Eigengewicht, ohne dass man ihn andrücken muss.
Nach dieser Erfahrung im Eishotel fahren wir weiter nach Tromsø. Wir verbringen unseren letzten Nachmittag im Polarmuseum in Tromsø. Dort wird viel über das frühere Leben in der Region berichtet, wie zum Beispiel über die Fangtraditionen in den Polargebieten und die Bedeutung der Robbenjagd, über die ersten norwegischen Polarexpeditionen und die bedeutenden Forscher Fridtjof Nansen und Roald Amundsen und mehr.
Hallo Kristiansand, hallo Frühling!
Es ist Montag, der 01. März, und wir fliegen zurück nach Kristiansand. Unser Flieger von Tromsø nach Oslo geht erst um 14:25 Uhr (14:25 bis 16:25 Uhr), allerdings müssen wir die Mietautos um 10 Uhr schon abgeben. Daher machen wir uns um 9:30 Uhr auf den Weg zum Flughafen und stellen die Autos wieder bei der Vermietung ab. Die Zeit bis zum Flug vertreibe ich mir mit Essen und Musik hören. Unser Flugzeug hat - wie auf dem Hinflug auch schon - Verspätung. Aber wieder haben wir Glück und der Anschlussflug in Oslo wartet. Da Oslo noch ein ganzes Eckchen nördlicher liegt als Kristiansand und die Sonne dort früher untergeht, fliegen wir die Strecke von Oslo nach Kristiansand eigentlich die ganze Zeit in den Sonnenuntergang (Flugzeit: 17:05 bis 17:55 Uhr).
Als wir dann landen, merke ich, dass sich in den zwölf Tagen, in denen wir in Nordnorwegen waren, hier im Süden einiges verändert hat. Hier ist der Frühling ausgebrochen. Es ist bereits deutlich länger hell als noch vor zwei Wochen, es ist nicht mehr so eiskalt, sondern es sind plötzlich 7° C, Krokusse blühen und ich sehe mein Zuhause das erste Mal ganz ohne Eis und Schnee!
Wie es jetzt ohne den Schnee und die Winteraktivitäten hier weitergeht, erfahrt Ihr im nächsten Beitrag!
Bis dahin, Sara