Sara S.
Sara S.
vakantio.de/sara-spangenberg

Trip nach Nordnorwegen Teil 1: Tromsø, Gryllefjord (Senja) und Harstad

Veröffentlicht: 08.04.2021

Der Hinflug und Polarlichter aus dem Flugzeug!?

Es ist Donnerstag, der 18. Februar und wir haben vor knapp zwei Wochen für heute einen Flug nach Tromsø gebucht, da wir glücklicherweise ein "Loch" in unserem Stundenplan für diese Woche entdeckt haben. Wir dachten uns, dass wenn wir versuchen wollen, die Polarlichter zu sehen, das jetzt die Gelegenheit dafür wäre. Mit Maike und noch vier anderen aus meinem "Outdoor Education"-Kurs gehe ich auf diesen Trip. Vom Morgen bis zum Nachmittag sind wir jedoch erst noch in der Uni, da wir an diesem Tag noch Vorlesungen haben. Als wir von den Vorlesungen zurückkommen, haben wir noch eine Stunde Zeit bis wir zum Bus laufen, der uns dann zum Flughafen in Kristiansand bringt. Gepackt hatte ich schon am Abend zuvor. Das Packen hatte sich etwas schwierig gestaltet, denn wir hatten mit Len ausgemacht, dass wir ein paar Tage länger in Nordnorwegen bleiben dürfen, wenn wir den Forest-/Fieldtrip, der dann vorgesehen war, dort oben machen. Das bedeutet: Zelt, Schlafmatte, Schlafsack, Campingkocher, Wollwäsche und alles was dazu gehört musste mit! Damit war mein großer Backpacker-Rucksack dann auch schon fast voll. Normale Klamotten wie beispielsweise eine Jeans, Fehlanzeige! Nach einer halben Stunde mit dem Bus, kommen wir früh genug an dem kleinen Flughafen in Kristiansand an. Unser Flug geht um 18:20 Uhr und wir haben eine Zwischenlandung in Oslo. Von 18:20 Uhr bis 19:05 Uhr fliegen wir nach Oslo, um 19:50 Uhr geht es dann weiter von Oslo nach Tromsø. Kurz vor der Landung hören wir den Pilot sagen, dass es eine wunderschöne klare Nacht sei und man die Polarlichter vor dem Flugzeug aufblitzen sehen kann. Aufgeregt schaue ich aus dem Fenster, sehe jedoch nur ein paar Wolken-/Nebelschleier - noch unwissend, dass das bereits schwache Nordlichter waren. Um 21:45 Uhr landen wir in Tromsø. Mit einem Bus fahren wir nun vom Flughafen in die Innenstadt, denn für die ersten zwei Nächte haben wir ein Hostel in der Innenstadt Tromsøs gebucht. Wir machen noch schnell einen Einkauf im Supermarkt, bevor die Läden um 23 Uhr schließen und fallen dann müde in unserem Hostelzimmer ins Bett. Das Hostel ist ziemlich heruntergekommen und ruft somit das klassische Feeling hervor, welches ein Hostel nun einmal so hervorruft. Das tut unserem Schlaf jedoch keinen Abbruch.

Tromsø: City-Sightseeing, Sonnenuntergang, Tromsø bei Nacht und Polarlichter

Den Freitag verbringen wir komplett in Tromsø, da wir die Stadt kennenlernen wollen. Bis zum Nachmittag sind wir in der Innenstadt unterwegs, schauen uns die große Bibliothek mit Blick auf den Hafen und den Fjord, den Hafen selbst, Kirchen und anderes an.

Tromsø - Hafen

Am Nachmittag dann laufen wir über die Brücke, die auf die andere Seite des Fjords und somit in Tromsøs restliche Stadtteile führt. Dort machen wir zunächst Bilder von der Eismeerkathedrale - einer modernen, dreieckigen und zum Großteil verglasten Kirche - , welche direkt hinter der Brücke steht.

Tromsø - Brücke und Eismeerkathedrale

Dann wandern wir mithilfe von Spikes den Berg Storsteinen hoch, von dem man einen traumhaften Ausblick auf Tromsø hat. Es ist ziemlich steil und der Schnee ist sehr tief, aber nach einer anstrengenden Stunde kommen wir oben an, wo sich auch die Seilbahnstation Fjellheisen und ein Café befinden.

Storsteinen - die Wanderung

Wir sind kaum oben angekommen und plötzlich geht ein starker - aber Gott sei dank nur wenige Minuten andauernder - Schneesturm los.

Storsteinen - Sonnenuntergang

Wie auch immer, die Aussicht auf Tromsø, den Fjord und die umliegenden Berge ist atemberaubend und wir genießen den schönen Sonnenuntergang.

Storsteinen - Sonnenuntergang


Storsteinen - Sonnenuntergang

Nach dem Sonnenuntergang beschließen wir, uns in das Café bei der Gondelstation zu setzen, um eine heiße Schokolade zu trinken und uns aufzuwärmen, bevor wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder raus wollen, um auf Polarlichter-Jagd zu gehen. Wir sitzen gemütlich im warmen Café als um 18 Uhr plötzlich ein Mann an unseren Tisch kommt und uns bescheid gibt, dass draußen bereits Polarlichter am Himmel zu sehen sind. Sofort schnappen wir uns unsere Jacken und Rucksäcke und stürmen aus dem Café heraus. Und tatsächlich, da ziehen grau-grüne Schleier sachte am Himmel entlang! Wir verbringen ein paar Stunden oben auf dem Storsteinen, schauen stundenlang in den Himmel und können kaum glauben was für ein Glück wir haben, die Nordlichter bereits an unserem zweiten Abend zu Gesicht zu bekommen.

Polarlichter
Polarlichter
Nachdem die Polarlichter schwächer werden und nach ausgedehnten Fotosessions mit ein paar mehr oder weniger gut gelungenen Bildern, nehmen wir die Seilbahn runter in die Stadt. Wir laufen zurück zum Hostel und auf dem Weg dorthin begleiten uns immer noch ein paar schwache Polarlichter. Im Hostel angekommen, gibt es erst einmal Abendessen und wir füllen unsere Thermoskannen noch einmal mit frischem Tee auf. Es ist schon nach 22 Uhr, aber wir ziehen noch einmal los zu einem See namens Pressvannet. Er ist relativ dunkel zwischen vielen Bäumen und etwas weiter entfernt von der Innenstadt gelegen. Wir legen uns mit unseren Matten in den Schnee und genießen das Schauspiel am Himmel. Die Nordlichter sind nun viel stärker als zuvor und deutlich grün gefärbt. Sogar Lila mischt sich jetzt ins Grün und sie beginnen regelrecht am Himmel zu tanzen! Unglaublich schön! Wieder schauen wir ca. zwei Stunden lang in den Himmel und ich höre mich dabei immer wieder den Satz "This is not real.", sagen.  Kurz nach Mitternacht sind wir dann alle ziemlich durchgefroren und als die Lichter auch allmählich wieder abschwächen laufen wir zurück ins Hostel. Eine tolle Nacht war das!

Polarlichter
Polarlichter

Zwischenstopps auf dem Weg zu den Lofoten: Huskyfarm, Insel Senja (Gryllefjord) und Harstad

Am Samstagmorgen fahren wir mit dem Bus zurück zum Flughafen, um die Autos um 10:00 Uhr abzuholen, die wir gemietet haben. Wir bekommen wirklich tolle Autos, ich fahre einen BMW X1 XDrive20 und Maikes Mietauto ist ein Suzuki S-Cross SX4. Da wir zu sechst sind und jeder einen großen Backpacker-Rucksack mit dem vielen Camping-Equipment dabei hat, kommen uns die großen Autos sehr entgegen. Auch wegen der extremen Wetterbedingungen, die uns erwarten, werden wir die Autos noch zu schätzen wissen. Sie sind unter anderem - wie eigentlich jedes Auto in Nordnorwegen - mit Spikes an den Reifen ausgerüstet. Maike und ich fahren mit den Autos zurück zum Hostel, wo wir die anderen abholen und unser aller Gepäck einladen.

Wir wollen nun in Richtung Lofoten fahren, aber ein paar Stopps und Nächte auf dem Weg dorthin einlegen. Unsere erste Nacht wollen wir auf der Insel Senja verbringen. Senja liegt unterhalb, bzw. südwestlich von Tromsø. Sie ist die zweitgrößte Insel Norwegens und ein Naturparadies. Man sagt, dass ganz Norwegen im Miniaturformat auf dieser Insel zusammengefasst sei („Norway in a nutshell“). Auf dem Weg nach Senja halten wir jedoch nach einer guten Stunde Fahrt gegen Mittag noch an einer Huskyfarm an, da wir geplant hatten dort eine Huskytour zu machen. Wir steigen aus den Autos und werden bereits von vielen, vielen aufgeregten und freudigen Schlittenhunden begrüßt. Es ist sehr windig und auch leicht regnerisch und daher entscheiden wir gemeinsam mit dem Huskyguide, die Tour nicht zu machen und am nächsten Wochenende, also quasi auf unserem Rückweg von den Lofoten, noch einmal vorbei zu kommen und es dann zu probieren. Statt der Schlittenhundetour wird also nur ausgiebig mit den vielen Hunden gekuschelt und wir unterhalten uns viel mit dem Huskyfarmbesitzer. 

Huskyfarm


Huskyfarm

Der Mann war schon mit seinen Hunden in Grönland unterwegs und erzählt uns ein paar Geschichten aus seiner Vergangenheit und auch von seinem abgeschiedenen Leben auf der Huskyfarm. Nach dem spannenden Gespräch und ausgiebigen Kuscheleinheiten setzen wir unseren Weg weiter fort.

Es ist bereits dunkel als wir auf Senja ankommen. Wir übernachten in Gryllefjord, einem Fischerdorf, direkt an sehr steilen Abhängen des Fjords gelegen, und haben dort ein Haus über Airbnb gebucht.

Für den Sonntag, den 21. Februar hatten wir geplant, uns die Insel Senja genauer anzuschauen. Wir hatten uns bereits Spots wie Aussichtspunkte, Strände u. Ä. rausgesucht. Wir fahren am Morgen los und unser erster Halt ist Finnsæter. Es ist ein kleines Dorf mit einem Trollpark. Wir machen ein paar Fotos von den Trollen, die dort stehen.

Senja - Finnsæter


Senja - Finnsæter

Weil es unglaublich windig und eiskalt ist, sitzen wir aber schnell wieder im Auto und wollen weiter fahren zu unserem nächsten Stopp. Es geht eine Serpentinenstraße hinauf und die Sicht wird schnell sehr schlecht. Es ist stürmisch und hier sind starke Schneeverwehungen. Plötzlich ist alles weiß und man kann so gut wie nicht mehr sehen. Selbst die roten, langen Leitpfosten an den Seiten sucht man vergeblich. Wir kommen die Serpentinenstraße noch hoch, wo unser nächster Aussichtspunkt, Bergsbotn, mit Blick auf einen Fjord ist.

Senja - Bergsbotn

Da es aber so sehr stürmt, dass wir draußen stürzen und teilweise von den anderen an das Auto zurückgezogen werden müssen und die Autos schon Warnmeldungen anzeigen aufgrund des Sturms, entscheiden wir uns umzudrehen. Leider müssen wir jetzt die ganzen Aussichtspunkte im Norden der Insel, zu denen wir noch fahren wollten, ausfallen lassen. Wir fahren die Serpentinenstraße wieder herunter und der Sturm und die Schneeverwehungen hören auf. Wir fahren nun in den Süden der Insel, um im Ånderdalen-Nationalpark noch etwas wandern zu gehen. 


Senja - Ånderdalen-Nationalpark
Senja - Ånderdalen-Nationalpark

Einer der Gründe für die Errichtung dieses Nationalparks sind die großen und alten Küsten-Kiefernwälder. Das Wandern im relativ tiefen Schnee ist nicht so einfach, aber die schöne Landschaft ist es wert.

Am späten Nachmittag dann fahren wir weiter nach Harstad, wo wir noch einmal übernachten wollen. Statt drei bis vier Stunden brauchen wir jedoch sieben! Zunächst verfahren wir uns, da es von der einen Insel auf die nächste keine Brücke gibt und es nur mit einer Fähre weiter geht und dann wird das Wetter wieder schlechter. Es schneit und der Schnee kommt von überall, von oben, von vorne... Die Straßen sind super glatt, sodass die Bremse ein paar mal überhaupt nicht greift und wir mehrere Meter rutschen. Dazu kommt, dass es mittlerweile schon dunkel ist. Dann ist eine Straße wegen der Glätte gesperrt und wir müssen 45 Minuten auf das Räumfahrzeug warten. Als das Räumfahrzeug endlich da ist, fahren alle Autos, die gewartet haben, in einer Kolonne hinter dem Räumfahrzeug her. Um 23 Uhr kommen wir dann schließlich an unserer Unterkunft an. Wir verbringen die Nacht in einer Hütte des DNT (Den Norske Turistforening - Norwegische Touristenorganisation). Den Weg von der Straße zu der Cabin, die einige Meter von der Straße entfernt zwischen vielen Bäumen liegt, müssen wir durch kniehohen Schnee stapfen. In der Hütte gibt es kein fließendes Wasser, weshalb wir Schnee in Eimer füllen, um diesen am nächsten Morgen zu schmelzen, kein Bad und es ist nicht geheizt. Wir mummeln uns nur noch in unsere Schlafsäcke ein und schlafen.

Es geht auf die Lofoten (nach Fredvang)!

Am nächsten Morgen, dem Montag, verlassen wir die Cabin recht früh und fahren direkt weiter. Es ist nicht mehr weit bis auf die Lofoten, allerdings wollen wir heute schon ziemlich weit in den Süden der Lofoten-Inseln, nämlich nach Fredvang, fahren. In Fredvang steht dann zunächst unser Wandertrip, den wir für die Uni machen müssen, an. Die Wetterbedingungen zum Fahren sind wieder besser geworden, denn auf den Lofoten ist es wärmer und milder aufgrund des Golfstroms; es regnet anstatt zu schneien, es liegt viel weniger Schnee als noch auf dem Festland um Tromsø herum, und die Straßen sind auch nicht mehr glatt.

Wir erreichen die Lofoten

Wir sind eigentlich die ganze Zeit auf der E10 unterwegs , der einzigen größeren Straße auf den Lofoten. Je weiter wir in den Süden fahren und dieser Straße folgen, desto schöner wird es landschaftlich! Hohe, schroffe Berge erheben sich seitens der Straße, die teilweise noch mit Schnee bedeckt sind. Auf der anderen Seite der Straße blickt man auf türkisblaues Wasser, schöne Strände, felsige Küsten und steinige Inseln im Wasser. Die Straße verbindet die vielen Inseln über Brücken und durch einige Tunnel kann man die Bergwelt unterfahren. Auch sehen wir unterwegs das erste Mal den berühmten Stockfisch der Lofoten. Stockfisch ist Fisch (meist Kabeljau, Seelachs, Schellfisch und Leng), der in der zweiten Winterhälfte (ca. von Februar bis Mai) auf Holzgestellen aufgehängt und luftgetrocknet wird. So wird er für viele Jahre haltbar gemacht. Mit dem Stockfisch wurde früher schon in Europa gehandelt, mittlerweile wird er in die ganze Welt verkauft.

Lofoten-Stockfisch

Kurz vor unserer Unterkunft in der Nähe von Fredvang werden die Straßen immer schmaler und man muss noch vorausschauender fahren als sowieso schon. Manchmal warten wir in Haltebuchten, um den entgegenkommenden Verkehr vorbei fahren zu lassen, denn die Straßen sind einfach zu schmal. Glücklicherweise ist aber kaum etwas los auf den Straßen der Lofoten.

Wie es in Fredvang weiter geht und ob und wie unser geplanter Wandertrip dort funktioniert, erfahrt ihr im nächsten Beitrag!

Bis dahin,                                                                                                  Sara

Antworten

Norwegen
Reiseberichte Norwegen