Veröffentlicht: 09.04.2021
Die Wanderung beginnt
Am Montagnachmittag erreichen wir unsere Unterkunft in Ramberg bei Fredvang. Es ist ein süßes, rotes Holzhaus, das direkt am Fjord liegt und über dem Wasser auf Stelzen gebaut ist. Wir treffen die letzten Vorbereitungen für unseren Wandertrip, beispielsweise müssen wir noch das Essen vorbereiten. Der Vermieter des Hauses wohnt direkt nebenan und wir kommen mit ihm ins Gespräch. Wir erzählen ihm von unserer geplanten Route. Wir hatten vor, drei Tage im Gebirge bei Fredvang zu wandern und unter anderem zu dem berühmten Kvalvika- Beach und dem hohen Berg Ryten zu wandern. Pål, unser Vermieter, ist etwas skeptisch und macht sich Sorgen aufgrund des schlechten Wetters. Da es in den letzten Tagen fast durchgehend geregnet hatte, hatten sich die Schneebedingungen geändert und die Lawinengefahr war auf Stufe 2 gestiegen. Pål kontaktiert eine Freundin von sich, die direkt in Fredvang wohnt und sich gut in der Gegend auskennt. Auch sie findet, dass unser Vorhaben aufgrund des schlechten Wetters gefährlich werden könnte und empfiehlt uns daher eine andere, kürzere Tour, bei der man nicht die Berge überquert, sondern auf der Vorderseite der Berge in Küstennähe bleibt. Wir entscheiden uns dazu, den Rat der Locals zu befolgen, auch wenn ich es sehr schade finde, dass ich den Kvalvika-Strand nun nicht sehen werde und die großartige Aussicht vom Ryten nicht genießen kann. Aber Sicherheit geht nun mal vor.
Es ist Dienstagmittag und wir packen unsere Rucksäcke. Die erste Nacht unserer Wanderung werden wir also an einem Strand campen, der nur wenige Kilometer entfernt ist. Daher wandern wir erst am frühen Nachmittag los. Es regnet und regnet. Schon direkt zu Beginn des Wanderwegs ist der Schnee super tief, sodass wir regelmäßig bis zur Hüfte einsinken. Sich dann mit dem großen und schweren Rucksack wieder aus dem Loch zu befreien ist manchmal gar nicht mal so einfach. Da das Laufen im Tiefschnee super anstrengend ist, laufe ich nach einiger Zeit unten am Wasser auf den rutschigen Steinen und Felsen entlang. Nach einiger Zeit wird der Schnee aber Gott sei Dank weniger und es lässt sich wieder besser laufen.
Der Strand an dem wir übernachten wollen, Mulstøa-Beach, liegt jetzt hinter der nächsten Kurve. Da wir an der Küste nicht mehr weiter laufen können, weil es zu felsig und zu steil wird, müssen wir den Berghang nun ein Stückchen hoch laufen. Der ist aber ebenfalls sehr steil und nass und rutschig.
Selbst ich bin froh, dass wir nach dieser Passage schon am Strand ankommen. Die Umgebung in der Mulstøa-Bucht ist großartig! Wir befinden uns an einem kleinen Strand mit vielen Muscheln und mit türkisblauem Wasser und hinter uns ragen die halb im Nebel verschwundenen hohen Berge über uns hervor. Eine mystische Stimmung! Wir legen die Rucksäcke ab und laufen ein bisschen herum.
Dann bauen wir aber auch schon unsere Zelte auf, denn es wird ja schon gegen 16/17 Uhr dunkel. Den restlichen Abend verbringen wir eigentlich nur noch im Zelt, da der Regen nicht aufhört.
Es läuft nicht nach Plan
Da es auf den Lofoten relativ mild ist und es nur an die 0° C geht in der Nacht, friere ich überhaupt nicht. Doch leider weckt uns um 7 Uhr am Mittwochmorgen etwas anderes auf. Wir hören unser Campingkocherzubehör im Vorzelt klappern und das Zelt raschelt laut. Es stürmt ziemlich stark. Maike schlüpft als Erste aus ihrem Schlafsack und sammelt unser Campingkocherzubehör, welches der Sturm schon im Vorzelt und draußen verteilt hat, wieder ein und klopft die Heringe, die der Wind alle herausgeblasen hatte, wieder zurück in den Boden. Würde ich nicht mehr im Zelt liegen, wäre das vermutlich schon weggeweht worden. Leider dauert es nicht lange bis alle Seile wieder lose sind und wir merken, dass wir das Zelt bei dem Sturm wahrscheinlich nicht mehr lange halten können. Mit den anderen besprechen wir jetzt, was wir machen, denn weiter Wandern zu gehen ist keine Option mehr. Die Entscheidung fällt eher zwischen noch eine Nacht hier im Sturm und Regen ausharren und auf besseres Wetter hoffen oder die steile Passage oberhalb der Felsküste im starken Sturm zurücklaufen. Nachdem dann auch noch eine Stange des Zelts durchbricht wird uns die Entscheidung sowieso abgenommen und wir packen alles zusammen.
Nachdem wir die steile Passage zuerst ohne Rucksack probiert haben und es da oben Gott sei Dank nicht noch stürmischer ist als unten, holen wir unsere Rucksäcke und laufen vorsichtig zurück Richtung Parkplatz.
Ich glaube wir sind alle froh als wir wieder bei den Autos ankommen. Durch den vielen Regen und den Schnee auf dem Boden ist alles klatschnass. Meine Handschuhe und mein Stirnband kann ich auswringen und meine Füße schwimmen gefühlt in meinen Schuhen. Da hilft wohl auch kein Gore-Tex mehr. Leider können wir jetzt nicht mehr weiter wandern gehen und auch die zweite Nacht draußen fällt buchstäblich ins Wasser. Das erste, was wir jetzt machen, ist in ein Café fahren und eine heiße Schokolade trinken.
Wir fahren nach Å
Während wir im Café sitzen, rufen wir den Vermieter von unserer nächsten Unterkunft, die wir über booking.com gebucht haben, an und fragen, ob wir eine Nacht früher als geplant kommen können. Da das kein Problem ist, machen wir uns schon kurze Zeit später auf den Weg nach Å, dem Ort mit dem kürzesten Namen. Å ist ein kleines, niedliches Fischerdorf und es liegt fast ganz im Süden der Lofoten. Da wir schon am frühen Nachmittag an unserer Unterkunft in Å ankommen - übrigens wieder ein super gemütliches, rotes Häuschen auf Stelzen direkt am Meer - verbringen wir den Nachmittag trotz Regen draußen. Wir laufen ein bisschen durch das Dorf mit den roten Holzhäuschen, die alle auf Stelzen oder Stapeln aus Steinen gebaut sind.
Auch halten wir uns einige Zeit am südlichsten Aussichtspunkt der Lofoten auf. Beim Aussichtspunkt "Utsiktspunkt Å i Lofoten" endet die Straße E10 und ich vermute, dass der "richtige" Südzipfel der Lofoten-Inseln wegen der Berge nur zu Fuß und nur im Sommer begehbar ist. Wir machen noch ein paar Fotos am "Ende der Lofoten" und sind dann am späten Nachmittag endlich im Trockenen.
In den nächsten Tagen wollen wir Stück für Stück die Lofoten wieder hoch fahren und uns unterwegs einige Dörfer, Strände, Fjorde etc. anschauen. Morgen, am Donnerstag, haben wir beispielsweise das Fischerdorf Reine, Flakstad-Beach und Nusfjord geplant. Über unsere Reise von Å zurück nach Tromsø erfahrt Ihr also im nächsten Beitrag!
Bis dahin, Sara