Sara S.
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Ski Touring: Der große Mountain Cross Country Ski Trip bei Hovden

Veröffentlicht: 24.04.2021

Plötzlich wieder große Schneemassen und Schneehühner

In der Woche vom 22. März bis zum 26. März steht unser große Mountain Cross Country Ski Trip bei Hovden an.

Dafür treffen wir uns am Montagmorgen, den 22. März, mit all unserem Gepäck vor dem Unihauptgebäude und fahren alle gemeinsam mit dem Reisebus ca. vier Stunden in den Ort Bjåen, der nördlich von Hovden liegt. Wir befinden uns hier direkt unterhalb des Nationalparks Hardangervidda, welcher ein Bergplateau und sogar die größte Hochebene Europas ist. Für die ersten beiden Nächte übernachten wir in einer großen Hütte. Wir beziehen nur schnell unsere Unterkunft und treffen uns dann auch schon draußen, um wieder in das Cross Country Skiing rein zu finden und um die Gegend etwas zu erkunden. Da es in den letzten Wochen und Tagen doch recht stark angestiegen sind, ist der Schnee nass und schwer und die Seen beginnen langsam zu tauen. Dennoch sind die Seen dick genug gefroren, sodass wir sie problemlos überqueren können. Als wir am Ufer eines Sees entlang fahren, fliegt vor uns plötzlich ein weißes Moorschneehuhn (auf englisch: "ptarmigan", norwegisch: "rype") auf. Wir sehen noch ein paar von ihnen und Len erklärt uns einige Dinge zu ihren Nestern. Wir fahren noch ein Weilchen weiter und müssen uns dann am Ende selbst zurück navigieren, was in der fast ausschließlich weißen Landschaft gar nicht immer so einfach ist. Zurück an der Unterkunft angekommen, nutzen wir noch den daneben liegenden Berg und bauen kleine Sprungschanzen und eine Buckelpiste, auf denen wir uns noch endgültig austoben. Erst als die Sonne untergegangen ist, gehen wir rein und essen zu Abend. Danach treffen wir uns noch alle gemeinsam in einem Aufenthaltsraum und spielen ein paar Spiele. Die meisten sind jedoch damit beschäftigt, sich Mützen zu stricken.

Gipfel besteigen und Rentierherden!

Am zweiten Tag, dem Dienstag, laufen wir zunächst ca. zwei km an einer Straße entlang, um dann die Hauptstraße zu überqueren und ab dort hoch in den Nationalpark zu fahren. Das Tragen von Ski, Rucksack & Co. war tatsächlich ziemlich anstrengend. Wir wachsen unsere Ski noch und dann geht es los. Zunächst ein Aufstieg. Immer im Zickzack den Berg hoch kämpfen.

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Es ist blauer Himmel und die Sonne knallt. Es ist so warm, dass ich sogar meine Jacken ausziehe und zeitweise nur im Langarmshirt unterwegs bin. Bei herrlichem Wetter suchen wir uns unseren Weg durch einige Täler und über einige Berge bis hin zu einer Holzhütte, wo wir Mittagspause machen.

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Wir relaxen in der Sonne und sind am Essen als Tim, unser zweiter Coach, plötzlich meint in der Ferne Rentiere zu sehen. Sofort sind wir mucksmäuschenstill und bewegen uns keinen Zentimeter mehr. Tatsächlich sieht man in weiter Ferne Tiere den Berg herunterlaufen. Sie laufen immer weiter herunter in unsere Richtung. Ab und zu verschwinden sie hinter Hügeln, tauchen aber immer wieder auf und kommen immer näher. Wir verhalten uns so still und ruhig, sodass wir das Riesenglück haben und tatsächlich nicht von ihnen bemerkt werden. Die Tiere sind nun unten am Fuß des Berges angekommen und werden langsamer. Sie sind jetzt nur noch höchstens 100 m von uns entfernt und laufen ganz entspannt vor uns lang. Ich kann sie jetzt aus näherer Entfernung betrachten. Es ist eine Herde, bestehend aus sechs Tieren. Der Wahnsinn!

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Mein Wunsch, in Norwegen Rentieren zu sehen, ist hiermit in Erfüllung gegangen - und wie!Nachdem sie in der anderen Richtung wieder hinter Hügeln verschwunden sind, machen wir uns wieder fertig, um weiter zu fahren. Doch da taucht plötzlich wieder eine Rentierherde vor den Hügeln auf. Dieses mal werden wir aber bemerkt und die Tiere beobachten uns skeptisch, drehen dann ab und setzen ihren Weg in eine Richtung fort.

Nach diesem tollen Erlebnis setzen auch wir unseren Weg fort und es geht weiter den Berg hoch, von dem die erste Rentierherde herunter gerannt kam.

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Wir erklimmen den Gipfel namens Bukkenuten (1184 mNN). Von dort haben wir eine tolle Aussicht in Teile des Nationalparks Hardangervidda.

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Da dort oben aber ordentlich der Wind fegt, bleiben wir nur ein paar Minuten und fahren dann weiter. Beim Abstieg müssen wir einen Hang herunter, der potenzielles Lawinengefahrgebiet ist. Daher fahren wir diesen nicht direkt hintereinander herunter, sondern immer nur einer nach dem anderen, um den Schnee so wenig wie möglich zu triggern und sodass, falls eine Lawine los geht, nicht noch andere mitgerissen oder gesucht werden müssen.

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Jedoch geht alles gut. Als es wieder etwas flacher, aber dennoch bergab geht, bleiben wir stehen und Tim erzählt uns etwas über die aktuellen Wettergeschehnisse in Norwegen. Die Berge sind unser Klassenzimmer und der Schnee unsere Tafel.

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Das letzte Stück der Tour ist ein zwei km breiter See, den wir für mind. 200 Schritte mit geschlossenen Augen überqueren sollen.

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Damit will Tim uns zeigen, wie schnell man bei schlechter Sicht die Orientierung verlieren und vom eigentlichen Weg abkommen kann. Dieses Spiel habe ich übrigens auch oft mit den Touristen oder Schulklassen auf meinen Wattführungen gespielt. Am Abend packe ich von meinem kleinen in den großen Rucksack um, denn die nächsten beiden Nächte werden wir draußen bleiben.

Iglu bauen

Am Mittwochmorgen fahren wir mit samt unserem Equipment ein Stück hoch in die Berge.

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Weit fahren wir jedoch nicht an diesem Tag, nach nur einer Stunde halten wir an einem Hang an und messen die Tiefe des Schnees. Ca. drei Meter Schnee liegen hier! Ausreichend Schnee, um unser Iglu zu bauen. Wir teilen uns in sechser Gruppen auf.

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In einem Radius von einem Meter fange ich an, den Schnee um mich herum weg zu schaufeln und tief zu graben. Dabei wechsele ich mich mit zwei anderen immer ab. Währenddessen beginnen die anderen drei einen waagerechten Tunnel zum Loch hin zu graben. Nach einiger Zeit existiert eine Verbindung zwischen dem Loch und dem Tunnel nach draußen. Dann fangen wir an, das Dach zu bauen. Das Dach kann man auf zwei verschiedene Weisen bauen. Bei der ersten Version stellen sich fünf Leute in das Loch und bekommen einen Sack übergeworfen. Dann wird von unten nach oben Schnee auf die Leute geschaufelt. Die Schneeschicht muss überall mindestens einen halben Meter dick sein, damit sich die Schneemassen selbst komprimieren und hart und stabil werden.

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Bei der zweiten Version sägt man Blöcke aus dem Schnee aus und stapelt sie dann.

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Nachdem das Dach fertig ist, kommt der anstrengendste und zeitaufwändigste Teil, denn nun muss das kleine Loch von innen so vergrößert werden, dass sechs Leute darin schlafen können. Gerade am Anfang, als es noch sehr eng und dunkel in dem Loch ist und ich der Decke noch nicht so ganz traue, ist das etwas unangenehm. Auch hier wechseln wir uns beim Schaufeln ständig ab. Am Ende stecken wir noch einen Skistock durch die Decke, um die Luftzirkulation zu gewährleisten. Wir markieren auch den Eingang unseres Iglus mit all unseren Skiern und legen sowohl innen als auch außen Schaufeln bereit, sodass wir - falls unser Iglu in der Nach kollabieren sollte - gefunden werden können versuchen können, uns auszugraben. Insgesamt sechs Stunden Arbeit ist die Schneehöhle dann endlich fertig - und ich auch.

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Wir kalkulieren etwas knapp mit dem Platz in unserem Iglu, weshalb es etwas eng ist in der Nacht. Aber wenigstens ist es schön warm in der Schneehöhle, und anstatt zu frieren, schwitze ich hier.

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Gipfel besteigen, Lawinengefahr und Notfallunterkunft bauen

Am nächsten Morgen packen wir alles zusammen und fahren mit den großen Rucksäcken das Tal ein Stück entlang. Am Fuße eines Berges lassen wir unsere Rucksäcke liegen und besteigen in zwei zwölfer Gruppen aufgeteilt den Berg. Im Zickzack geht es langsam den Berg Stück für Stück hoch und wir kämpfen gegen ziemlich starken Wind und Schneeverwehungen, die einem die Sicht erschweren, an.

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Wir befinden uns hier wieder in einem potenziellen Lawinengebiet. Als Tim an einer Stelle anhält, um mit uns allen abzusprechen, ob wir noch weiter hoch wollen, macht es plötzlich "woump" und der Schnee unter uns setzt sich. Das ist der Moment in dem normalerweise Lawinen losgehen können. Doch zum Glück passiert nichts. Tim erklärt uns warum gerade hier Lawinengefahr besteht, an welchen Anzeichen wir das sehen können und wie wir den Schnee eben zuvor getriggert haben. Er erklärt uns aber auch, warum er sich sicher war, dass es hier nicht zu einem Schneerutsch kommen würde. Unheimlich, aufregend und cool zugleich. Da wir uns alle einig waren, es bis zum Gipfel zu versuchen, gehen wir weiter. Auf dem Weg nach oben peitscht uns ein eisiger Wind mit Schneeverwehungen ins Gesicht.

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Für das letzte Stück zum Gipfel schnallen wir unsere Ski ab und gehen zu Fuß, da der Schnee hier oben zu gefroren, also zu eisig, für die Ski ist. Oben auf dem Gipfel angekommen, genießen wir kurz die Aussicht.

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Da es stürmt und einem der Schnee ins Gesicht gepeitscht wird, machen wir uns zügig wieder auf den Weg nach unten. Das macht richtig Spaß. Trotz vieler Stürze kommt jeder gut unten an. Unten angekommen, machen wir eine kleine Pause und warten auf die letzten.

Wir nehmen unsere Rucksäcke wieder auf und fahren zurück zu unserer Unterkunft. Dort haben wir zwei Stunden Zeit, um unsere Sachen zu trocknen, uns zu waschen und wieder alles einzupacken. Dann geht es auch schon wieder raus. Wir fahren nur ein paar hundert Meter in eine waldiges Gebiet hinein. Hier sollen wir nun "Notfallshelter" für die Nacht bauen. Alles was wir dafür mitbringen durften, sind Seile und das Tarp, also eine Plane. Mithilfe der Bäume und des Schnees kann sich aber jeder eine Übernachtungsmöglichkeit bauen. Wieder einmal stelle ich fest, dass meine Stärke nun wirklich nicht im Shelterbau liegt. Aber auch wenn mein Shelter nicht schön ist, erfüllt er alle Zwecke für diese eine Nacht.

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Am Abend sitzen wir alle zusammen am Feuer und erzählen lustige Geschichten. Es wird viel gelacht.

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Sogar auf dem Weg vom Feuer zurück in meinen Shelter muss ich noch lachen, da ich ein paar mal bis zur Hüfte in den Schnee einkrache und einmal jemand sogar mein rechtes Bein befreien muss.

Wieder zuhause - zumindest für zwei Tage

Am nächsten Morgen, dem Freitagmorgen, bauen wir unsere Shelter wieder ab und fahren zurück zur Unterkunft. Dort packen wir alle unseren Kram zusammen, gehen duschen, essen etwas und sitzen dann am frühen Nachmittag wieder im Bus zurück nach Kristiansand. Das Wochenende werden wir wohl damit verbringen, unsere Sachen zu waschen und einkaufen zu gehen, denn nächste Woche sind Osterferien und Maike und ich wollen mit dem Auto nach Bergen und an den Sognefjord, den tiefsten und längsten Fjord Norwegens, fahren.

Mehr über meinen Osterferien-Trip nach Bergen erfahrt Ihr im nächsten Beitrag!

Bis dahin,                                                                                                  Sara

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