Sara S.
Sara S.
vakantio.de/sara-spangenberg

Mehrtägige Fahrradtour zum Südkap

Veröffentlicht: 25.05.2021

Planung 

Vom 18. bis 20. April sind wir mit den Fahrrädern zum Südkap unterwegs. Wir haben im Vorfeld eine Route mit der App "komoot" geplant. Diese App war bei der Planung sehr hilfreich, weil man dort von Entfernungen, über Höhenprofile bis hin zu der Art und dem Terrain der Straße alles sehen kann. Die Route, die wir geplant haben, ist 220 km lang. Es geht an der Küste entlang bis zum Südkap und dann in einem Bogen durch das Inland wieder zurück. Wir wollen am ersten Tag versuchen von Kristiansand bis zum Südkap bzw. dem Leuchtturm "Lindesnes Fyr" (südlichster Punkt) durchzufahren und dort zu übernachten. Das sind knapp 100 km. An den nächste beiden Tagen wollen wir dann den etwas längeren und hügeligeren Rückweg machen und irgendwo auf der Hälfte übernachten.

Route
Erste Etappe: Wunderschöne Küstenstraße, Hügel über Hügel und Norwegens Südkap.

Ich treffe mich am Sonntag, dem 18. April, mit meiner Vierergruppe auf dem Campus, um den Fahrradtrip zu starten. Wir haben total gutes Wetter, die Sonne scheint bei strahlend blauem Himmel und es ist warm, sodass ich sogar in kurzer Radlerhose fahre. Der Weg an der Küste entlang ist super schön. Viele kleine, süße Dörfer mit Häusern direkt am Wasser oder auf kleinen Inseln vor der Küstenlinie.

Dorf an der Südküste

Das idyllische kleine Fischerdorf Ålo ist mir besonders im Gedächtnis hängen geblieben. Hier sieht es aus wie im Paradies. Ich möchte unbedingt noch einmal hier her zurückkommen. Bei all den tollen Ausblicken von dieser Küstenstraße fällt einem das Fahrradfahren sicherlich einfacher. Dennoch ist die Straße sehr hügelig. Die Straße ist so gut wie nie flach; die gesamte Zeit geht es rauf und runter. Nach wenigen Stunden bin ich von den ganzen Bergen schon ziemlich platt und spüre sowohl Beine als auch Hintern. Jedes mal, wenn ich denke, dass das vielleicht der letzte Hügel ist, taucht schon wieder der nächste auf. Um uns zu motivieren, beschließen wir eine Eis-Pause in Mandal zu machen. Mandal liegt ein kleines bisschen hinter der Hälfte. Gegen 17 Uhr kommen wir in Mandal an und genießen erst einmal unser Eis, füllen unsere Trinkflaschen auf und schauen an dem 800 m langen Strand in Mandal vorbei, der für norwegische Verhältnisse echt groß ist und auch mehrfach zum besten Strand Norwegens gewählt wurde.

Strand "Sjøsanden" Strand in Mandal

Wir dürfen aber nicht zu viel Zeit hier vertrödeln, da wir noch etwas weniger als die Hälfte der Strecke vor uns haben und ankommen sollten, bevor es dunkel wird. Also schwingen wir uns wieder rauf auf die Räder und weiter geht's. Das Stück nach Mandal ist tatsächlich flach und das tut gut. Das hält allerdings nicht allzu lange an und schon bald wird es wieder bergig.

Die letzten zwei Stunden ziehen sich wirklich wie Kaugummi. Die Berge werden zum Südkap hin, vorallem auf der Halbinsel Lindesnes, auch immer höher und länger. An jedem Berg denke ich, dass ich keinen weiteren mehr hoch komme und ich hoffe jedes Mal, dass es der letzte ist. Doch hat man sich den einen Berg gerade hochgekämpft, sieht man schon wieder den nächsten. So geht das die letzten zwei Stunden nur und das ist auch mental eine kleine Herausforderung.

Nach neun Stunden und 100 km kommen wir dann endlich am Südkap an! 

Südkap

Die Beine brennen, der Hintern tut weh und wir sind müde. Wir haben unterwegs kaum Pausen gemacht, und wenn, dann nur relativ kurze, um zu essen und zu trinken. Wir haben heute ca. 5000 kcal verbrannt und ich habe gemerkt, wie ich in jeder kleinen Pause ziemlich viel in mich hinein geschaufelt habe. 

Den Sonnenuntergang am Südkap verpassen wir leider um nur zwei Minuten, aber dennoch genießen wir das Abendrot und die Dämmerung. Wir setzen uns auf die Felsen über dem Meer und kochen auf unserem Campingkocher. Anschließend kramen wir unsere Schlafmatten und Schlafsäcke aus den Fahrradtaschen. Das Zelt bauen wir nicht auf - wir haben es nicht einmal mitgenommen - da das Wetter für diese Tage warm und trocken vorausgesagt ist. Und tatsächlich haben wir mit 10° C eine angenehm warme Nacht erwischt. Wir sind super müde und machen es uns direkt neben dem Leuchtturm gemütlich. Der Leuchtturm ist der allersüdlichste Punkt des Festlandes und heißt "Lindesnes Fyr". Er ist gleichzeitig auch das älteste Leuchtfeuer (1656) Norwegens.

Südkap - "Lindesnes Fyr"

Das Licht des Leuchttums stört mich in der Nacht überhaupt nicht, im Gegenteil. Neben dem Lichtkegel des Leuchtturms haben wir auch einen super klaren Sternenhimmel. Weil es so ein cooler Ort zum Übernachten ist, will ich gar nicht die Augen zu machen und schlafen. Dafür werde ich mit zwei Sternschnuppen belohnt!

Wir sind stolz auf uns, dass wir das überhaupt ohne großes Training im Vorfeld geschafft haben. Außerdem habe ich heute viel über meinen Körper gelernt: Wenn ich denke, ich kann nicht mehr, ist das noch lange nicht die Grenze. Schon nach wenigen Stunden Fahrradfahren, dachte ich, dass ich keinen einzigen Hügel mehr schaffen würde, aber sechs Stunden später saß ich ja immer noch auf dem Rad und bin zahlreiche weitere Berge hinauf gefahren. Dieser Tag ist also auf jeden Fall eine Erfahrung wert gewesen. Aber ob ich noch einmal eine so hügelige Strecke mit so vielen km für nur einen Tag planen würde...Vermutlich eher nicht.

Zweite Etappe: Monsterberge und persönliches Limit!?

Als ich am nächsten Morgen, am 19. April, aufwache, scheint mir die Sonne direkt ins Gesicht und es ist relativ warm.

Südkap

Zunächst frühstücken wir. Wie immer wenn wir auf Trips sind, gibt es Porridge, da das beim Transport am wenigsten Platz weg nimmt und leicht ist und schnell auf dem Campingkocher gemacht ist. Danach packen wir unsere Schlafsachen zusammen und werfen einen Blick auf die heutige Strecke. Wir sind etwas skeptisch als wir uns das Höhenprofil genauer anschauen und sehen, dass heute neben den vielen Hügeln auch zwei sehr lange und steile Berge auf uns warten.


Steigungen der zweiten Etappe

Da wir vom Vortag immer noch ziemlich fertig sind und hinsichtlich der zwei großen Berge, beschließen wir die Route etwas abzukürzen. Unser erstes Ziel heute ist Vigeland, wo wir unsere Trinkflaschen auffüllen und unsere Mittagspause machen wollen. Doch zunächst müssen wir wieder die bergige Halbinsel Lindesnes zurückfahren. Um 12:30 Uhr kommen wir nach ungefähr 30 km in Vigeland an. Nachdem wir unsere Trinkflaschen aufgefüllt haben, setzen wir uns auf einen Holzsteg an einem Fluss und essen Mittag. Dort mache ich auch ein kleines Nickerchen in der Sonne. Energie tanken ist angesagt, denn schon kurz nach Vigeland wartet der lange, steile Berg auf uns. Nach der schönen, sonnigen Mittagspause ist das Weiterfahren eine kleine Überwindung, aber es hilft ja nichts. Am ersten großen Berg angekommen, bin ich etwas skeptisch. Es ist ein Schotterweg, der ziemlich steil durch einen Wald hinauf führt. Nach kurzer Zeit steigen wir ab. Da Fahrräder aber durch die Fahrradtaschen mit all unserem Gepäck ziemlich schwer sind und auf dem steilen Schotterweg rutschen, ist das Schieben nicht gerade einfacher. Also steigen wir wieder auf und fahren im niedrigsten Gang den Berg hoch. Ich bin erstaunt, wie lange man im niedrigsten Gang trotz der starken Steigung doch durchhalten kann. Es dauert eine ganze Weile, fast drei Stunden, bis wir endlich oben ankommen. Die Steigung zieht sich nämlich über ca. zehn Kilometer. Anschließend geht es glücklicherweise eine ganze Zeit lang wieder bergab. Das Bergab endet in einem kleinen Dorf. Dort machen wir in der frühen Abendsonne - es ist 18 Uhr - noch eine kleine Snackpause. Da wir hier in dem Dorf schlecht übernachten können, fahren wir weiter. Es geht wieder in den Wald hinein und ehe wir uns versehen, befinden wir uns schon am Fuße des zweiten großen Berges. Da wir zwischen den beiden Bergen keinen wirklich geeigneten Platz zum Schlafen gefunden haben, entscheiden wir uns, den zweiten Berg auch noch heute zu machen. Mittlerweile fühlt es sich so an als wäre man in einer Art Flow, denn obwohl man eigentlich angestrengt ist, spürt man das langsam nicht mehr und fährt einfach weiter und weiter. Der zweite Berg ist nicht ganz so steil und wir fahren auch auf einer asphaltierten Straße, was es leichter macht. Wir brauchen weitaus kürzer für diesen zweiten Berg. Als wir uns wieder herunterrollen lassen, halten wir die Augen nach einem Schlafplatz offen. Doch hier im Wald sehen wir keine ebene Fläche und es ist kalt und dunkel. Wir fahren weiter bis wir um 21 Uhr endlich einen Platz an einem See finden. 90 km waren es heute. Es wird nur gekocht und dann geht es in den Schlafsack.

Zweite Nacht

Dritte Etappe: Zurück in Kristiansand und ein bisschen Geburtstag feiern

Ich wache auf und wieder scheint die Sonne. Norwegen schenkt mir also tolles Wetter an meinem Geburtstag.

Zweite Nacht

Da wir gestern Abend noch so weit gefahren sind, haben wir heute nur noch ca. 20 km bis nach Kritsiansand zu fahren. Es wartet auch heute kein großer Berg mehr auf uns, weshalb es heute sprichwörtlich läuft. Schon am Mittag kommen wir zuhause an.

Erst einmal wird ausgepackt und geduscht. Danach bestellen wir uns eine leckere Pizza, genießen einen Lillet und die Sonne auf dem Balkon. 

Geburtstagspizza

Am Abend, als auch die anderen Gruppen alle wieder eingetrudelt sind, sitzen wir noch alle zusammen.

In meinem folgenden Beitrag erfahrt Ihr über meinen nächsten Trip an die Westküste, auf den ich mich ganz spontan begebe. Ich fahre nach Stavanger, wandere auf den Preikestolen (eine berühmte Felsformation), fahre an der Wetsküste entlang und wandere zu den Brufjell Höhlen (norweg.: "Brufjellhålene"). Es wird spannend!

Bis dahin,                                                                                                  Sara

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