Sara S.
Sara S.
vakantio.de/sara-spangenberg

Preikestolen, Stavanger und Brufjellhålene

Veröffentlicht: 30.05.2021

Spontanität ist Alles!

Es ist Sonntagabend, der 24. April. Ich laufe gerade vom Beachvolleyball zurück und unterhalte mich auf dem Rückweg noch mit ein paar Kommilitonen darüber, was sie für nächste Woche geplant haben, denn das Segeln von der Uni fällt leider aus. Es stellt sich heraus, dass sie wie Maike und ich den Preikestolen erwandern und sich die Stadt Stavanger anschauen wollen. Wir beschließen, am Dienstag gemeinsam dorthin zu fahren. Zuhause checken wir dann die Wettervorhersage und sehen, dass sie sich etwas verschoben hat und der Montag und der Dienstag die sonnigsten Tage am Preikestolen sein sollen. Um 22:00 Uhr treffen wir dann die Entscheidung, doch schon morgen früh, also Montagmorgen loszufahren. Also werden noch die Wanderrucksäcke und Essen für die Woche gepackt.

Eine faszinierende Felsformation: Preikestolen

Am nächsten Morgen um 10:00 Uhr treffen Maike und ich uns dann mit Debby, einer Freundin, und noch drei weiteren Kommilitonen. Maike und Debby fahren mit mir mit und die anderen drei fahren in deren Auto. Nach vier Stunden kommen wir an dem Wanderparkplatz des Preikestolen an. Die Wanderparkplätze bekannterer Wanderungen sind hier in Norwegen ganz schön teuer, 25€ kostet er. Wir machen uns für die Wanderung startklar. Wir wandern mit großem Rucksack, da wir geplant haben beim Preikestolen zu übernachten und daher das Zelt, Campingkocher etc. mit dabeihaben. Die Wanderung zum Preikestolen ist mit 4 km relativ kurz und einfach. Mit dem schweren Rucksack bergauf zu steigen, strengt trotzdem ziemlich an und geht ordentlich in die Beine. Auf der Wanderung liegt vereinzelt noch Schnee. Nach ca. zwei Stunden kommen wir am Preikestolen an.

Preikestolen
Preikestolen

Obwohl der Preikestolen die berühmteste Bergtour Norwegens und somit normalerweise eine der meist besuchtesten Touristenattraktionen Norwegens ist, ist es glücklicherweise heute menschenleer hier; außer uns begegnen wir nur zwei weiteren Personen hier oben. Der Preikestolen ragt 604 m über den Lysefjord, weshalb der Ausblick auf diesen Fjord von hier einfach grandios ist. Der Fels an sich ist auch super spektakulär wie er senkrecht mehr als 600 m tief bis in den Fjord abfällt. Das Felsplateau an sich ist ca. 25 m x 25 m groß. Wir genießen die einzigartige Aussicht noch ein bisschen und schauen uns dann nach einer geeigneten Fläche um, auf der wir unsere Zelte aufbauen können. Wir laufen noch ein paar Minütchen weiter den Berg hinter dem Preikestolen hoch, wo wir dann zwischen all den Gesteinen auch ein bisschen Grasfläche vorfinden. Hier bauen wir unsere Zelte auf. Eigentlich ist das Zelten hier oben beim Preikestolen verboten, aber pssst. Von hier aus können wir den Preikestolen von oben sehen! Während Maike und Debby unser Zelt aufbauen, mache ich ein Feuer.

Campen am Preikestolen

Abends wird es nämlich doch immer noch sehr kalt und ohne Feuer kann man es nicht lange draußen aushalten. Wir sitzen dann alle zu sechst am Feuer, kochen und quatschen noch eine Weile.

Campen am Preikestolen

Dann geht es ab in die Schlafsäcke. Wir haben uns den Wecker auf 5:40 Uhr gestellt, da wir morgen früh unbedingt den Sonnenaufgang sehen wollen.

Als der Wecker klingelt, machen wir das Zelt zunächst auf. Obwohl der Himmel verschleiert aussieht, krieche ich raus. Die Sonne geht über dem Ende des Lysefjords auf und dort sieht der Himmel schon vielversprechender aus. Ich laufe auf den Felsen bis nach vorne und nach ein paar Minuten sehe ich die Sonne aufgehen.

Preikestolen - Sonnenaufgang
Preikestolen - Sonnenaufgang

Von der Kulisse her ist dies sicherlich der spektakulärste und schönste Sonnenaufgang, den ich je gesehen habe. Auch die anderen kommen aus ihren Zelten gekrochen und gemeinsam laufen wir runter auf den Preikestolen und schauen uns den restlichen Sonnenaufgang von dort aus weiter an und machen ein paar Fotos.

Preikestolen - Sonnenaufgang
Preikestolen - Sonnenaufgang
Preikestolen - Sonnenaufgang
Eine Stunde später steht die Sonne schon ziemlich hoch und wir wollen uns nochmal zwei Stündchen schlafen legen, da es ja noch sehr früh ist. Da es durch die Sonne jetzt schon um einiges wärmer ist, lege ich mich nicht zu den anderen ins Zelt zurück, sondern hole bloß meine Schlafmatte und meinen Schlafsack aus dem Zelt und lege mich raus in die Sonne. Hoch oben in den Bergen, über dem Peikestolen, döse ich also noch zwei Stündchen in der Sonne, welche mein Gesicht wärmt.
Preikestolen - Sonnenaufgang
Gegen 9:00 Uhr stehen wir dann alle auf und machen gemeinsam Frühstück. Bei herrlicher Aussicht über den Preikestolen, den Lysefjord und die umliegenden Berge, bei strahlendem Sonnenschein und noch im Schlafsack sitzend, genießen wir unser Porridge.
Preikestolen - Frühstück

Dann packen wir langsam zusammen und machen uns fertig zum Weiterwandern. Wir wandern den 40 km langen Lysefjord ein Stück landeinwärts, also Richtung Ende, entlang und wollen eine weitere Nacht dortbleiben.

Wanderung entlang des Lysefjords
Wanderung entlang des Lysefjords

Eigentlich ist unser Ziel eine Wiese direkt am Fjord in dem Ort Bratteli, doch weil die doch viel zu weit weg ist, um es dort an einem Tag hin zu schaffen, drehen wir am späten Nachmittag um und suchen uns einen Schlafplatz. An einem See bauen wir unsere Zelte auf, machen ein Feuer, kochen und gehen dann nicht allzu spät schlafen.

zweite Nacht

Als wir am nächsten Morgen, Mittwochmorgen, aufwachen, ist es super warm im Zelt, da die Sonne darauf scheint. Ich motiviere die anderen beiden mit mir in den See zu springen. Als wir das aufgeheizte Zelt verlassen, ist es doch recht frisch draußen, aber wir ziehen es trotzdem durch. Nach der kleinen Abkühlung und einem Frühstück, wandern wir zurück zu den Autos. Gegen Mittag kommen wir am Parkplatz an. Wir essen Mittag, machen uns in den Sanitäranlagen etwas frisch und fahren dann 40 Minuten nach Stavanger.

Stavanger

Wir stellen die Autos in einem Parkhaus ab und laufen in die Stadt. In der Stadt schauen wir uns die berühmte Straße mit den bunten Häusern ("Fargegaten"/"Øvre Holmegate"), die Einkaufsstraße "Kirkegata", den Hafen, den Fischmarkt "Fisketorget", die Altstadt "Gamle Stavanger" und die Domkirche (Norwegens älteste Bischofskirche) an. Die Straße mit den bunten Häusern ist wirklich ausßergewöhnlich, am besten gefällt mir jedoch die Altstadt mit den traditionell weißen Holzhäusern und den süßen Gässchen.

Stavanger - Øvre Holmegate
Stavanger - Altstadt

Wir kaufen uns ein Eis und genießen dieses auf einem kleinen Aussichtspunkt in der Stadt.

Eiscreme in Stavanger

Anschließend fahren wir mit den Autos an den Stadtrand, um uns noch die drei Schwerter im Felsen ("Sverd i Fjell") direkt am Hafsfjord anzuschauen.

Stavanger - "Drei Schwerter im Felsen"

Nach ein paar Stunden Aufenthalt in Stavanger, fahren wir von dort aus die Westküste in Richtung Süden entlang, denn kurz hinter Stavanger sollen einige schöne Strände sein und wir wollen an einem dieser Strände übernachten. Der dritte Strand, den wir anfahren, Vigdelstranden, wird dann schließlich zu unserem Übernachtungsplatz auserkoren. Wir parken die Autos, packen unsere Rucksäcke neu und laufen durch ein paar Dünen bis vorne zum Strand vor. Wunderschön ist es hier!

Vigdelstranden
Vigdelstranden

Da es noch schön warm ist als wir hier ankommen, rennen wir erst einmal alle sechs in das glasklare Meerwasser hinein. Ein bisschen frisches Wasser tut auf solchen mehrtägigen Trips ja doch zwischendurch mal ganz gut. Das Wasser hat nur ca. 8° C, fühlt sich aber deutlich wärmer an als der See heute Morgen. Nach dieser Erfrischung packen wir uns warm ein, kochen und bauen unser Camp auf.

Vigdelstranden

Heute einmal ohne Zelt, denn hier sind wir doch deutlich geschützter als beispielsweise hoch oben auf dem Preikestolen und es ist warm genug ohne Zelt. Außerdem möchte ich die traumhaft schöne Kulisse genießen können. Wir sehen hier unverhoffterweise einen perfekten Sonnenuntergang. Die Sonne geht auf dem Wasser unter und die Farben sind herrlich intensiv.

Vigdelstranden

Vigdelstranden
Vigdelstranden

Vigdelstranden

Direkt nachdem die Sonne vollständig verschwunden ist, krieche ich meinen Schlafsack, um nicht kalt zu werden.

Vigdelstranden

Aber der Sonnenuntergang ist noch lange nicht zu Ende, denn sogar nach 23:00 Uhr ist der Himmel noch knallorange! Ich liege noch eine Weile wach und schaue in den orange-roten Himmel und auf das Wasser.

Vigdelstranden

Bei Wellenrauschen, den Geräuschen einiger Wasservögel und einem Schiff in der Ferne und natürlich dem immer noch an den Sonnenuntergang erinnernden Himmel, schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen scheint uns die Sonne ins Gesicht. Obwohl wir alle wach sind, bleiben wir noch eine Stunde in unseren Schlafsäcken liegen und genießen die Sonne in unseren Gesichtern und den Morgen am Strand.

Vigdelstranden

Nach einem entspannten Frühstück packen wir zusammen und laufen zu den Autos.

Westküste: Obrestad-Leuchtturm, Brusand-Strand, Sogndalstrand, Helleren

Heute wollen wir die Westküste weiter entlangfahren. Ich habe mir schon vor einigen Wochen alle Spots an der Küste zwischen Stavanger und Kristiansand herausgesucht, wo ich gerne hinmöchte und die anderen sind alle fein damit. Unser erster Halt ist der Leuchtturm des kleinen Bauerndorfes Obrestad. Der Ort erinnert mich stark an die deutsche Nordseeküste.

Obrestad-Leuchtturm
Obrestad-Leuchtturm
Obrestad-Leuchtturm

Den nächsten Stopp machen wir an einem großen Strand mit Dünen, dem Brusand-Strand. Hier setzen wir uns eine Stunde an den Strand und essen zu Mittag.

Brusand-Strand

Brusand-Strand

Danach fahren wir zu einem Hafendorf namens Sogndalstrand. Dort stehen alte Holzgebäude aus den 1700er und 1800er. Ansonsten ist es hier sehr unspektakulär und nicht wirklich lohnenswert.

Sogndalstrand

Ein paar Autominuten von dem Dorf entfernt, liegt eines der schönsten Kulturdenkmäler des Landes, Helleren. Das sind zwei kleine Häuser, die unter einem riesigen Felsen gebaut wurden. Weil der riesige Fels den Häusern als natürliches Dach Schutz bietet, stehen sie ohne richtiges Dach da. Menschen nutzen diesen Felsen schon seit tausenden Jahren; beide Häuser sind aus dem 19. Jahrhundert, Teile der Gebäude sind aber auch älter. Vermutlich war die Stelle seit dem 16. Jahrhundert durchgängig besiedelt. Die Häuser und die Landschaft sind ein einzigartiges Erlebnis!

Helleren
Helleren

Man kann sogar in die Häuser hinein gehen. Sofort fühlt man sich in die Vergangenheit hineinversetzt, da dort noch originale Gegenstände ausgestellt sind. Allerdings dürfen immer nur vier Personen auf einmal hinein, da die Häuser für mehr Personen nicht ausgelegt sind. Hinter dem roten Haus unter dem Felsen, stehen zwei Metalleimer, in denen man seit Jahrhunderten Wassertropfen für durstige Reisende aus einer Sickerquelle im Felsen auffängt. Wir füllen unsere Trinkflaschen hier auf, denn das Wasser soll sehr mineralhaltig sein - es schmeckt super!

Das letzte, das wir uns an der Südwestküste auf dem Weg von Stavanger zurück nach Kristiansand noch anschauen wollen, sind die Eiszeithöhlen bei dem Ort Åna-Sira in Hauge i Dalane. Da man dort aber hin wandern muss und es schon Nachmittag ist, werden wir uns jetzt einen Schlafplatz suchen und das morgen machen. Auf die Wanderung freue ich mich schon sehr!

Zunächst aber trennen Maike, Debby und ich uns von den anderen Dreien, denn die fahren heute schon zurück nach Kristiansand, da Nico Knieschmerzen hat und somit nicht mehr wandern gehen kann.

Also setzen Maike, Debby und ich unseren Weg alleine fort in Richtung Åna-Sira in Hauge i Dalane. Ich habe den Namen der Eiszeithöhle, welche Brufjellhålene heißt, in das Navi eingegeben, da ich direkt zu deren Wanderparkplatz geführt werden wollte. Leider wusste ich nicht, dass es einen weiteren Ort in der Umgebung gibt, der ähnlich geschrieben wird und so fahren wir erst einmal eine Stunde lang in die falsche Richtung. Das tut unserer Laune aber überhaupt keinen Abbruch.

Eiszeithöhlen: Brufjellhålene

Gegen 19 Uhr kommen wir dann am Wanderparkplatz in Åna-Sira in Hauge i Dalane an. Da es hier direkt im Ort eher schlecht aussieht mit potenziellen Schlafplätzen (man muss in Norwegen immer mind. 150 m Abstand zu privaten Hütten und Häusern halten u. s. w.), beschließen wir, die Wanderung schon zu beginnen, auf dem Weg den erstbesten Schlafplatz zu nehmen und morgen dann die Wanderung zu Ende zu laufen. Wir wollen nicht weit laufen, da es ja schon nach 19 Uhr ist, aber wir haben gesehen, dass nach ca. 2 km eine Bucht, Sandvika Beach, liegt, und hoffen, dass das ein guter Spot zum Übernachten ist.

Wir packen also unsere großen Wanderrucksäcke am Auto und laufen dann in der Abendsonne gemütlich los.

Brufjellhålene
Brufjellhålene
Brufjellhålene

Die Umgebung hier ist wunderschön und wir genießen die angenehm warme Abendsonne. Nach einer dreiviertel Stunde kommen wir bei der Bucht an.

Brufjellhålene - Sandvika-Bucht
Brufjellhålene - Sandvika-Bucht

Zwar ist es ein Steinstrand und somit vielleicht nicht der bequemste Untegrund, aber die Bucht liegt schön wettergeschützt und wir haben ja schließlich unsere Schlafmatten dabei. Als wir dort ankommen, gehen wir erst einmal eine Runde schwimmen, was ja schon fast unser Ritual geworden ist. Mit Schwimmen meine ich hier natürlich nicht wirklich Schwimmen, aber kurz ins Wasser gehen, einmal unterducken, eventuell ein paar Sekunden der Kälte trotzen und wieder herausrennen.

Brufjellhålene - Sandvika-Bucht

Anschließend breiten wir unser Tarp aus und legen unsere Schlafmatten und Schlafsäcke darauf und kochen unser Abendessen. Wieder entscheiden wir uns gegen ein Zelt. Es ist zwar kalt, nachdem die Sonne weg ist, aber verhältnismäßig doch relativ mild. Und da wir uns eh zeitnah in die Schlafsäcke begeben, macht uns die Temperatur nichts aus. Als ich einschlafe ist der Himmel noch zu hell als dass man Sterne oder Ähnliches sehen könnte. Aber als ich einmal in der Nacht aufwache, sehe ich einen Himmel mit lauter Sternen und sogar die Milchstraße kann man sehen.

Am Freitagmorgen weckt mich das Geschrei von Möwen und Krähen, welches in der Bucht unglaublich nachhallt. Es gibt ein Frühstück, danch packen wir zusammen und wandern los. Die Wanderung ist nicht ganz so leicht begehbar, da es teilweise sehr steil ist und die Felsen, auf denen man läuft, rund sind und man daher nicht so viel Halt hat. Der Wanderweg ist ein Rundweg und bei der Hälfte muss man dann die Felsküste herunterklettern, um zu den Höhlen zu gelangen. Da dieser Abschnitt ein schwarzer, also ein sehr schwieriger ist, und wir sowieso hier wieder hoch klettern müssen, um den Rundweg fortzusetzen, lassen wir unsere großen Wanderrucksäcke hier oben auf dem Rundweg liegen. Der Weg führt über Steigeisen und Stahlseile runter an die Küste.

Brufjellhålene
Brufjellhålene
Brufjellhålene

Dort bestaunen wir die Höhlen und machen in der schönsten und bekanntesten von ihnen einige Bilder.

Brufjellhålene
Brufjellhålene
Brufjellhålene
Dann relaxen wir noch ein bisschen auf den Felsen über dem Meer in der Sonne.
Brufjellhålene

Nachdem wir wieder zurück geklettert und bei den Rucksäcken angekommen sind, machen wir eine kurze Pause und Essen unser Mittag. Dann laufen wir den Rundweg zu Ende und zurück zum Auto. Wir laden die schweren Rucksäcke in das Auto ein, stärken uns mit ein paar Keksen, ziehen uns um und machen uns dann auf den Heimweg zurück nach Kristiansand. Nach zweieinviertel Stunden kommen wir zuhause an.

Eine spontane, aber super erlebnisreiche und wunderschöne Woche war das! Bisher tatschlich einer meiner liebsten Trips!

In drei Tagen, also kommenden Montag, gehen wir von der Uni aus auf einen Kanu-Trip. Über ihn erfahrt Ihr dann im nächsten Blogbeitrag!

Bis dahin,                                                                                            Sara

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