Salam ya Amman
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Walking Jerusalem

Veröffentlicht: 28.12.2019

Montag, 23. Dezember

7:30 am. Ich lasse mir mit Hanni wieder das große Frühstücksbuffet schmecken und setze mich dann für eine Weile mit meinem Laptop in die gemütlichen Hängesessel im Hostel. Hier lässt es sich wirklich sehr gut aushalten. Wir treffen uns danach mit Radek, Ian ist in der Frühe schon wieder abgereist, und schlendern mit ihm bei traumhaft schönem Wetter wieder zum Markt, um uns dort ein paar Snacks zu besorgen. 

Zum ersten Mal, seitdem wir in Jerusalem sind, fällt mir heute die Militärpräsenz auf. Und zwar extrem. Immer wieder laufen ganze Gruppen junger Soldat*innen an uns vorbei. Extrem jung, was wohl daran liegt, dass junge Männer und Frauen in Israel nach der Schule mit erst 18 Jahren den Wehrdienst antreten müssen – Männer drei Jahre, Frauen zwei. Es ist wirklich befremdlich, so junge Menschen schwerbewaffnet zu sehen. So befremdlich, dass ich es gar nicht als Realität begreifen kann, was vielleicht auch ganz gut ist.

Wir laufen danach weiter zum Garden Tomb, das Gartengrab, das sich direkt neben dem Damascus Gate außerhalb der Altstadt befindet. Auch wenn Archäologen es als eher unwahrscheinlich erachten (die meisten vermuten die Jerusalemer Grabeskirche als „wahren“ Begräbnisort), glauben manche Christen daran, dass es sich bei dem antiken Grab um das Grab Jesu handelt. Wir werden am Eingang von zwei netten Damen begrüßt und gehen dann durch den Garten, der hübsch angelegt ist. Auf der einen Seite des Gartens hat man einen Blick auf den Felsen, der von manchen Christen wegen der schädelartigen Form für den Berg Golgotha gehalten wird. An einigen Reisegruppen vorbei, die teilweise Messen an verschiedenen kleinen Plätzen im Garten halten, laufen wir dann zur anderen Seite, wo wir dann durch eine Öffnung das kleine Felsengrab betreten können. Wer hier nun tatsächlich vor geraumer Zeit begraben war, werden wir wohl nie erfahren.

Nachdem wir alles gesehen haben, machen wir uns dann wieder auf den Weg zur Western Wall. Laut Radek gibt es dort unterhalb des Platzes ein Katakombensystem, das er sich gerne anschauen würden. Als wir am Eingang der Katakomben angelangt sind, stellen wir jedoch fest, dass wir dafür eine Reservierung gebraucht hätten. Plan B: die Davidsstadt.

Die Davidsstadt ist die wichtigste archäologische Fundstelle des biblischen Jerusalems, die sich direkt neben dem Dung Gate außerhalb der Altstadt befindet. In diesem Gelände gibt es archäologische Ausgrabungen zu sehen vom Jerusalem der letzten Jahrhunderte. Ein besonderer Fund: das unterirdische Wasserversorgungssystem, das hier immer noch zu sehen ist. Man kann sogar durch den noch mit Wasser gefüllten Tunnel laufen, was ich heute jedoch lieber auslasse – immerhin ist das Wasser an den tiefsten Stellen 70 cm tief, und ich möchte mit trockener Hose wieder zurückkommen. Hanni und Radek sind da schon abenteuerlustiger, und wählen im Gegensatz zu mir die nasse Variante. Der trockene Tunnel der Kanaaniter, für den ich mich entscheide, ist aber auch sehr nett.

Wir treffen uns später wieder am Jaffa Gate, wo wir uns von Radek verabschieden, der jetzt weiterreist nach Betlehem, und machen uns noch einmal auf den Weg zur Western Wall. Durch Zufall sehen wir, dass dort heute eine Chanukka-Feier stattfindet: vor der Western Wall steht ein großer Chanukka-Leuchter, an dem jetzt schon 2 der 8 Kerzen brennen, und vor dem orthodoxe Juden auf hebräisch Gebete sprechen. Dazwischen gibt es Musik und Tanz auf dem Platz vor der Wall. Hanni und ich schauen dem lustigen Treiben so lange zu, bis sich der Platz langsam leert, und erklimmen dann noch schnell die äußere Stadtmauer der Altstadt. Gestern haben wir einen Ort entdeckt, von dem man über Treppen auf einen Pfad auf der Stadtmauer gelangt, den wir jetzt aufsuchen, und Jerusalem & Umgebung noch einmal bei Nacht bestaunen. Diese Stadt sieht einfach zu jeder Uhrzeit hübsch aus.

Wir gehen danach noch Falafel in einem gemütlichen Lokal in der Altstadt essen und machen uns dann wieder auf den Weg zurück zum Hostel. Heute Nacht haben wir zum ersten Mal noch eine andere Mitbewohnerin. Sonja aus Berlin.

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