Veröffentlicht: 25.01.2023
25.01.23 Meknes - Khenifra: 19.30 Uhr. Wir stehen. Endlich. Gestanden sind wir heute schon öfter, aber immer wieder mussten wir weiter. Mal war der Platz geschlossen, mal war er zu klein und mal war es zu gefährlich, zu unsicher. Wir erhielten eine offizielle Warnung …
Es war gegen 17 Uhr. Wir standen bei einem Rastplatz etwas außerhalb von Khenifra. Ricci kannte den Platz, weil er bei seinem ersten Marokko-Besuch hier schon übernachtet hatte. Wir waren alle heilfroh, denn die Tagesetappe war schwierig, zog sich, auch wegen der zum Teil katastrophalen Straßenverhältnisse. Eine Verständigung war nicht möglich, weil die Drei nur arabisch sprachen. Da reichte einer der Männer Udo sein Handy. Es war ein Mann am Apparat, der Deutsch sprach. Udo signalisierte sofort, dass er nicht der verantwortliche Mann der Reisegruppe sei und brachte das Handy Ricci. In dem Gespräch machte der Mann, er gab an ein städtischer Angestellter zu sein, unmissverständlich deutlich, dass wir hier nicht stehen bleiben könnten, weil es zu gefährlich sei. Hier waren wir nicht sicher. Er riet uns, den Parkplatz bei der Polizei aufzusuchen. Zehn Wohnmobile wären kein Problem. Einer der drei Männer bot an, uns mit seinem Pkw zur Polizei zu bringen.
Na gut … Wie sicher war das? War es vielleicht ein Trick, uns in einen Hinterhalt zu locken? Wir kannten den Anrufer nicht und wir kannten den Mann nicht, der uns leiten sollte. Wir entschieden uns, es zu riskieren und dem Mann zu vertrauen. Ich googelte nach der Polizei in Khenifra und verfolgte unsere Route. Der Mann sah nicht aus wie ein Ganove. Zudem hatte er die 400 Dirham (40 Euro) Standgebühr, die wir schon bezahlt hatten, vom Parkplatzbetreiber besorgt und uns anstandslos zurück gegeben. Aber trotzdem: Er hätte uns irgendwohin bringen können.
Wir waren alle total verunsichert. Langsam lief uns die Zeit davon. Mit zehn Wohnmobilen im Dunkeln durch eine große Stadt – das war alles andere als ein Kinderspiel. Aber wir schafften es. Uns fiel ein Stein vom Herzen, als wir an der Polizeistation ankamen. Ein Beamter – er war anscheinend telefonisch über unser Kommen informiert worden – zeigte uns den Parkplatz – da passten nie und nimmer zehn Wohnmobile drauf! Die ersten vier standen, zwei weitere hätten sich noch irgendwie hineinpressen können, aber nie und nimmer die restlichen vier. Wie immer galt die Devise: alle oder keiner!
Wir rangierten mühsam wieder auf die Straße. Unterdessen fragte Irmi mit Händen und Füßen die umstehenden Polizisten Löcher in den Bauch, wo wir sicher parken könnten. Da murmelte einer der Beamten: „Carrefour.“ Ein großer Supermarkt. „An dem sind wir vorbeigekommen“, rief Ricci. „Ich weiß den Weg.“
Da ich in der Schlange ganz vorne stand, musste ich die Führung übernehmen. Ich hatte allerdings keine Ahnung, wo dieser Carrefour lag. Zum Glück war Angelika hinter mir, die den Supermarkt bei unserer Hinfahrt auch entdeckt hatte, und mich per Funk in die richtige Richtung dirigierte. Da der große Parkplatz ziemlich voll war, mussten wir erstmal improvisieren. Wir standen kreuz und quer – aber wir standen! Und heute würde uns niemand mehr von hier wegbringen!