Veröffentlicht: 27.01.2023
27.01.23 Ouzoud: Warum tut ihr Euch das an? Irmi und Ricci schauen sich kurz an. Warum tun wir uns das an? Ich will heute den Reiseleiter unseres Marokko-Trips vorstellen und seine Ehefrau, die als Beifahrerin oft seine rechte Hand ist und noch öfter sein Ruhepol. Ein solcher ist ganz wichtig. Aus zwei Gründen: Ricci ist ein Heißblut, bei dem ab und an schon mal die Sicherungen heiß laufen. Und zweitens ist es für das Nervenkostüm nicht immer ganz einfach, mit 18 Wohnmobil-Freunden in zehn Fahrzeugen über 50 Tage durch einen fremden Kontingent zu tingeln.
Warum tut ihr Euch das an? „Ich bin schon das zweite Mal in Marokko. Beim ersten Mal war es wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Mich zieht’s einfach in die Ferne“, versucht sich Irmi an einer Antwort. Sie weiß, dass das nicht die Frage war … „Mir gefällt es in einer Gruppe einfach gut, die Unterhaltung, da ist immer jemand, der eine Idee hat und man ist verhältnismäßig sicher.“
Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Da ergreift Ricci das Wort. „Wenn ich am Ende einer Reise das Leuchten in den Augen meiner Teilnehmer sehe, dann bin ich glücklich. Dann weiß ich, warum ich das mache.“
Es muss ein großes Glück sein, von dem der bald 80-jährige Oberbayer da spricht, denn die Anforderung, die Belastung ist gewaltig. Er ist als Touristik-Manager des Vereins der Reisemobilfreunde Europa und Leiter unseres Marokko-Abenteuers verantwortlich für das Wohl und Wehe von insgesamt 18 Personen, von denen einige älter sind als Ricci. Und von denen manche manchmal auch anderer Meinung sind, was die geplante Tour-Gestaltung anbelangt. Da ist es – um es mal vorsichtig zu formulieren – nicht schlecht, ein gewisses Durchsetzungsvermögen zu haben.
Davon hat Ricci eine mehr als gute Portion. „Ich war schon in der Schule der Häuptling“, sagt er mit einem Schmunzeln. Rottenführer in der Rot-Kreuz-Jugend, 1. Vorsitzender des Eishockey-Clubs TSV Peißenberg, Ligenleiter bei Deutschen Eishockey-Bund und und und. Die Liste ist lang. „Irgendwie mag ich das, die Reibung, den Reiz, andere auf ihren Glücksweg zu bringen.“ Aber, schränkt er ein und hebt den Zeigefinger: Er lasse sich auch gerne überzeugen, wenn jemand bessere Argumente hat. Aber bessere Argumente zu finden ist nicht ganz leicht …
Doch das wissen die Reisemobilfreunde Europa, die eine eingeschworene Truppe bilden. Für sie ist Ricci der Mann, der seit zwölf Jahren die Reisen plant und durchführt. Nur nebenbei: Dieser Posten musste erst geschaffen und dazu die Club-Führung umgebaut werden. Nicht schwer zu erraten, wer die treibende Kraft dahinter war. „Die damalige Vereinsspitze hat nicht gepasst. Die wollten nur die Lorbeeren für die Arbeit einfahren, die andere geleistet haben“, sagt Ricci. Was er nicht sagt: Mit „die andere“ meint er sich.
Vielleicht nicht nur … Denn da ist zum Beispiel auch noch Irmi, die Frau, die in den vergangenen 20 Jahren seine recht dünnen Geduldsfäden zu Zöpfen geflochten hat. „Ja, mittlerweile hört er schon besser auf mich“, sagt sie mit einem Augenzwinkern in Richtung ihres Ricci. Sie haben sich vor 20 Jahren kennengelernt, auf eine Anzeige hin, die Irmi aufgegeben hatte und die Ricci im Münchner Merkur gefunden hat. „Ich war Ende 40 und geschieden“, erzählt Irmi, die als Erzieherin gearbeitet hat und in der Betreuung Behinderter. Und sie hatte drei Kinder im Alter von 14, 16 und 18 Jahren. Da war es nicht leicht, einen neuen Partner zu finden. Auch nicht für Ricci, der zweimal geschieden ist und zugibt, dass er nie und nimmer nochmal heiraten wollte. Das war bevor er Irmi kennen lernte. Er antwortete auf die Anzeige, in die er sein ganzes schriftstellerisches Talent legte, und nach dem zweiten dritten Treffen war er überzeugt, dass Irmi die Richtige ist. Nachdem er auch Irmi davon überzeugt hatte, dass er der Richtige für sie ist, war die Sache gebongt, und weil Ricci keine halben Sachen macht, sind die beiden seit vier Jahren auch verheiratet. „Ja“, sagt Ricci, „Irmi ist ein absoluter Glücksfall für mich.“
Auch, weil sie seine Leidenschaft für das Reisen mit dem Wohnmobil teilt. Gerade auf den Fahrten mit den Wohnmobilfreunden blühen die beiden auf, ergänzen sich und leisten ganze Arbeit. Wobei Ricci in letzter Zeit oft an einen Abschied denkt. „Ja, irgendwann wird es Zeit, das Zepter abzugeben“, sagt er. „Ich bin auf der Suche nach einem Nachfolger.“ Irmi muss ein Schmunzeln verdrücken. Solange ihr Ricci noch ein Lenkrad halten kann, wird er auf Reisen gehen, das weiß sie. Und das weiß auch ihr Ricci. Ein echter Häuptling legt sein Tomahawk eben erst dann aus der Hand, wenn ihn die ewigen Jagdgründe rufen …