Veröffentlicht: 03.02.2023
03.02.23 Aït Ben Haddou – Ouarzazate Für mich ist die Weiterreise von Aït Ben Haddou nach Quarzazate vor allem unter einem Aspekt besonders erfreulich: Hier gibt es wieder Strom! Wie ihr vielleicht noch aus einem der früheren Beiträge wisst, ist das für mich deshalb wichtig, weil ich mit Gas sparen muss. Meine beiden fest eingebauten Alugasflaschen können nicht betankt werden, weil es in Marokko kein LPG-Gas gibt. Darum spare ich, wo ich nur kann. Auch zum Kochen – hauptsächlich Kaffee – verwende ich eine Elektroheizplatte – falls wir Strom haben. Alle elektrischen Geräte, die Hitze erzeugen, brauchen soviel Strom, dass die Bordbatterie überfordert wäre.
In Aït Ben Haddou standen wir bei einem Hotel, das keine Stromanschlüsse bot. Ich musste mit Gas heizen. Für mich besonders schade, weil ich seit zwei Tagen der stolze Besitzer eines Elektroofens bin. Da ich mir der Problematik mit meinem Gas schon vor der Reise bewusst war, habe ich mich natürlich vorbereitet und zwei Heizlüfter eingepackt, einen großen mit 2000 Watt und einen kleinen mit 500 Watt. Denn ihr müsst wissen, dass auf Camping- und Stellplätzen hier in Marokko die Sicherung rausfällt, wenn Geräte über 1.000 Watt ans Netz gehen. Auch das habe ich gewusst, aber trotzdem auf einem der Campingplätze ausprobiert. Ich kann von Glück sagen, dass ich mit dem Leben davongekommen bis, als so gegen 22 Uhr rings um mich herum die Lichter ausgingen …
Also kämpfte ich mich mit dem 500-Watt-Strahler, der pustete, als ginge es um sein Leben, durch Marokkos kalte Winternächte. Dabei ging es um mein’s: Ich kann Euch sagen, das war grenzwertig. Als Ricci, unser Reiseleiter, mein Dilemma mitbekam, zeigte er mir stolz seinen Heizstrahler, den er vor drei Jahren in Marokko gekauft hatte und der seitdem erstklassige Dienste leistete. Na bravo! In meinen Bibber-Nächten konnte ich mir jetzt hervorragend vorstellen, wie wunderbar der gute Ricci und seine Irmi in ihrem wohlig warmen Wohnmobil die ganze Nacht hindurch friedlich vor sich hin schlummerten.
Zwei Tage später kamen wir in einem französischen Supermarkt an der Elektroabteilung vorbei und da stand Riccis Heizstrahler. Genau der gleiche. Aber daneben sah ich ein Gerät mit drei Heizröhren je 400 Watt, die auch noch größer waren. Jede einzeln schaltbar. Das waren insgesamt 1.200 Watt. Ich sah Riccis Augen vor mir, wenn ich ihm mein Schnäppchen präsentierte, das kaum mehr kostete als sein kleines Ding, sein Möchte-gern-Heizstrahler mit den zwei mickrigen Röhren.
Ich brachte meinen Schatz nach Hause und stellte ihn so auf, dass seine Leistung bei der Präsentation voll zur Wirkung kommen würde. Nur noch schnell die sechs 1,5-Liter-Wasserflaschen wegräumen und dann konnte sich Ricci davon überzeugen, was moderne Geräte heutzutage zu Leisten im Stande sind. Ich wollte die Flaschen mit Schwung auf den Tisch heben, als der Henkel riss, sich eine Flasche aus der Halterung löste und zu fliegen begann. Sie flog und flog und flog und würde wohl heute noch fliegen, wenn mein Heizstrahler nicht im Weg gestanden hätte. Es gab keinen großen Knall, nur ein leises Klirr. Zwei Leuchtröhren gingen zu Bruch. Auch in mir klirrte etwas, beim Gedanken an die bevorstehende kalte Nacht. Ich hätte heulen können. Ich hatte mich schon sooo auf ein warmes Bett gefreut.
Am nächsten Tag kam Ricci trotzdem zur Präsentation – meines Trümmerhaufens. Er lachte und meinte, wir würden bestimmt einen Elektroladen finden, bei dem wir Ersatzstäbe kaufen könnten. Er nahm das Gerät mit und baute es schon mal auseinander. Wir nahmen eine der kaputten Röhren als Muster mit, doch wo wir auch anfragten, es gab keine von diesen Röhren. Da sah ich durch Zufall in einem örtlichen Kaufhaus Riccis Heizstrahler stehen. Ich ging hin und kaufte das Ding. Ohne zu überlegen, und ich muss sagen: Mein neues Schätzchen macht wunderbar warm. Und was ist die Moral von der Geschicht’: Moderne Heizstrahler vertragen keine Wasserflaschen nicht – nein, das wäre zu billig ... Hochmut kommt vor dem Fall – ohhh, das tut weh ... Machen wir's uns einfach: Warum nicht gleich auf Ricci hören. Das ist das Einfachste.