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Eine einzigartige Kasbah

Veröffentlicht: 04.02.2023

04.02.23 Ouarzazate Diese Stadt, in der wir hier auf einem schönen kleinen kommunalen Campingplatz stehen, passt nicht so recht ins Bild, das ich bisher von Marokko habe. Alles wirkt hier sehr aufgeräumt, mehr städtisch, es gibt kaum Bauruinen und fast alle Häuser sind gut in Schuss. Das mag daran liegen, dass es eine junge Stadt ist. Sie wurde 1928 von der französischen. Kolonialverwaltung – damals hatten sich Spanien und Frankreich Marokko aufgeteilt – als Garnisonsstadt für die Fremdenlegion gegründet. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass diese Stadt, in der 80.000 Einwohner leben, von den Atlas Studios profitiert, die in guten Zeiten mehr als 3.000 Arbeitsplätze für die Einheimischen bietet.

Älter ist die Kasbah Taourirt in Quarzatate, die wir uns nachmittags ansahen. Eine Kasbah ist ein befestigtes Wohnhaus, doch diese Anlage gleicht eher einer ausgewachsenen Burg. Nach einer mündlichen Überlieferung soll eine der mächtigsten marokkanischen Familien den Komplex mit zahllosen Türmen und Wehrmauern schon um 1700 erbaut haben. Historisch belegt ist, dass die einflussreiche Familie Glaoui die Kasbah im 18. Jahrhundert an dieser strategisch bedeutenden Stelle errichtete. Hier fließen mehrere Flusstäler zusammen, und es kreuzen sich die drei wichtigsten Handelsrouten durch die Sahara.

Die Kasbah wurde in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr bewirtschaftet und immer wieder von Hausbesetzern in Beschlag genommen, so dass sie mehr und mehr zerfiel. In der Jahren nach 1990 geriet sie aber ins Blickfeld der UNESCO, die sich schließlich dazu entschloss, diesen historisch so wertvollen Gebäudekomplex aufwendig zu restaurieren und so der Nachwelt zu erhalten. Die Kasbah Taourirt ist heute die besterhaltene Anlage dieser Art in ganz Marokko.

Wir hatten das Glück, einen ausgesprochen gut informierten und deutsch sprechenden Guide zu erwischen, der viele Jahre in Deutschland verbracht hatte. Er erklärte uns, wie schwierig es sei, ein Haus zu erhalten, das ausschließlich aus Lehm und Stroh erbaut worden ist. „Das ist wie mit Kindern. Als Eltern hast Du immer Sorgen und musst Dich ständig kümmern. Das ist mit solchen Häusern nicht anders.“

Gegenüber der Kasbah lagen die ersten Filmstudios, die in Quarzazate 1964 erbaut worden waren. Zwei Jahre zuvor war hier einer der Drehorte für den britischen Kinofilm Lawrence of Arabia, in dem neben Peter O'Toole, Alec Guinness und Anthony Quinn mit einem gewissen Omar Sharif erstmals ein Araber eine Hauptrolle spielte.

Für mich war die Führung durch die Kasbah ein Erlebnis. Die vielen Räume, Gänge, Decken aus verschiedenen Materialien, die zum Teil meterdicken Mauern und das alles aus Lehm und Stroh zusammengemischt und gestampft – ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das all die Jahrzehnte hatte überdauern können. Ich klopfte immer wieder gegen die Mauern, da klang nichts hohl, das war alles bombenfest. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Auswirkungen das Klima auf die verschiedenen Baustoffe haben kann. Durch die große Hitze wird jede Feuchtigkeit ausgetrocknet und sorgt so für das Aushärten dieser Mixtur aus Lehm und Stroh.

Das Klima hier ist übrigens auch der Grund dafür, dass in den vielen kleinen Fleischläden an den Straßen oft wochenlang Ziegen- oder Schafshälften hängen können ohne zu verfaulen. Die Luft hier ist einfach so trocken, dass sie dem Fleisch jede Feuchtigkeit entzieht. Nur Schweinefleisch würde verderben, aber das wird nicht verzehrt, da es unrein ist, weil – wie uns unser Guide erklärte –, Schweine die Ausscheidungen von anderen Tieren fressen würden. Alles reine Glaubenssache. Als Bayer weiß ich: Es geht nichts über eine Schweinshaxe kross gebraten.

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