Salam Alekum!
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Nur Steine, Sand und Sonne

Veröffentlicht: 05.02.2023

05.02.23 Quarzazate – Taliouine Nur 175 Kilometer liegen zwischen Quarzazate und Taliouine und doch ist es eine ganze Welt, die die beiden Städte voneinander trennt. Auf der größtenteils gut ausgebauten Strecke konnten wir zeitweise sogar 100 Stundenkilometer schnell fahren, weil auch kein Verkehr unterwegs war. Ricci zeigte sich großzügig und genehmigte uns zum ersten Mal eine einstündige Mittagspause!

Der Weg führte uns bald in eine ganz andere Landschaft. Von einem Kilometer auf den anderen waren da plötzlich nur noch Steinwüste, ein paar kleine Sträucher und mickrige Gräser, alles eingerahmt von Hügeln und Bergen mit zum Teil steil abfallenden Felswänden. Alles. Schien plötzlich in ein dunkles, oft fast schwarzes Rotbraun getaucht, nur ab und an von hellem Beige unterbrochen. Ich weiß nicht warum, aber auch mich wirkt die Landschaft in diesem Farbton enorm beruhigend. Keine Musik, nur das Dahingleiten in dieser homogenen braunen, steinigen und sandigen Welt, in der sich nichts bewegt, alles so ist, wie es immer schon war.

Vielleicht ist das der Grund ihre beruhigende Wirkung auf mich. Hier gibt es kein Planen, Bauen, Verbessern. Kein Wollen oder Müssen. Hier gibt es nur Sonne, Stein und Sand. Und zwischendurch ein zwei, drei hagere Gestalten, die mit ihren Hacken unermüdlich diese Steinwüste einhacken, um dem Boden irgendwann vielleicht doch noch ein klein wenig Grün zu entlocken.

Kurz vor Taliouine wird es wieder Grün. Treibhäuser wachsen aus dem Sand. Kein Wunder, wir sind jetzt in der Provinz des Safrans. Gerd wird’s freuen. Er will sich eindecken für künftige, Expeditionen ins Reich von Genuss und Geschmack. Der 74-Jährige hat einfach ein Händchen fürs Kochen. Er und seine Frau Ute sind mir schon am ersten Tag aufgefallen, weil sie so lieb miteinander umgingen. Da Händchen halten, dort eine Umarmung, ein Küsschen oder einfach nur ein liebevoller Blick – es ist, als wären die beiden frisch verliebt. Dabei sind sie seit 51 Jahren verheiratet. Ein Paar sind sie noch viel länger. Ich war 15 und Gerd 17 als wir uns kennen gelernt haben“, erzählt Ute fast ein wenig verlegen. „Er war meine erste große Liebe, und meine große Liebe, das ist er bis heute geblieben.“

Bei Gerd ist das sicher nicht anders. Der gelernte Gießerei-Techniker war viele Jahre Leiter einer großen Gießerei in der Nähe von Schwäbisch Gmünd. Das Reisen lieben die beiden. „Wir sind 1967 zum ersten Mal zum Zelten nach Italien gefahren“, erinnert sich Ute. Mit dabei Gerds Bruder Volker, der damals zwölf Jahre alt war. Vielleicht weil ihre Mutter schon sehr früh starb, sind die beiden Schwaben auch heute noch kaum zu trennen. Gerd mit Ute und Volker mit seiner Renate bilden in unserer Karawane stets das Schlusslicht, sie stehen mit ihren Wohnmobilen praktisch immer nebeneinander und verbringen auch die Abende oft gemeinsam – bei gutem Essen und einem Gläschen Wein.

„Wir sind eben Familienmenschen“, sagt Ute, für die es eine Selbstverständlichkeit war, dass sie als gelernte Näherin bald nur noch Hausfrau, zweifache Mutter und jetzt vierfache Oma ist. Bis 2013 kümmerte sie sich auch liebevoll um ihre Eltern und den Vater von Gerd, bis zu dessen Heimgang. Das war einerseits ein schwerer Schlag, andererseits fiel eine große Belastung weg. Schließlich packte sie das Reisefieber wieder, und Gerd kaufte sich ein Wohnmobil, übrigens das gleiche wie Volker und das auch noch gleichzeitig.

Seit 2019 fahren sie mit den Reisemobilfreunden Europa, waren schon auf vielen kürzeren Trips mit dabei und auch auf größeren wie Sardinien oder jetzt Marokko. Alleine zu verreisen, das wäre für Ute unvorstellbar. „Wir machen alles gemeinsam“, sagt sie und sucht mit den Augen ihren Gerd, der hinter der Bratpfanne steht. Die Gefühle der beiden füreinander sind fast mit Händen zu greifen. Liebe geht durch den Magen, sagt eine alte Binsenweisheit. Das mag schon ein Grund sein, warum Ute ihren Gerd so liebt, aber ich bin mir sicher, es ist nicht der einzige. Bei Gerd und Ute ist sie in ihren Herzen zu Hause.

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