Salam Alekum!
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Von Häuptlingen und Indianern

Veröffentlicht: 19.02.2023

19.02.23 Tata – Foum Zguid Kurz vor unserem Aufbruch heute morgen um 9 Uhr plant Ricci noch einmal um. Wir fahren nun doch nicht zurück nach Taliouine, sondern wagen uns auf die ursprüngliche Strecke Richtung Zagora. Den letzten Stups für ein Umdenken gab vielleicht eine Französin, die samt Mann, Quad und Wohnmobil neben mir stand und die berichtete, dass die Straße wieder frei sei. Das Risiko mussten wir eingehen, auch weil der andere Weg uns wieder in die Berge geführt hätte, wo die Straßen unter dem Regen mehr gelitten hatten.

Die ersten Kilometer laufen fast wie am Fließband. Freie Straßen, kaum ein Auto unterwegs, alles trocken, als wäre in den vergangenen Tagen nie auch nur ein Tropfen Regen gefallen. Wie auf einer Autobahn gleiten wir dahin. Die Sonne scheint, aber irgendwie ist da ein kleiner Wolkenschleier, der alles in ein milchiges Licht taucht. Und in eine seltsame Stimmung: Vorsichtig sein … Den Tag nicht vor dem Abend loben …

Wir kommen an zwei kritischen Stellen vorbei. Das Wasser überspült noch immer die Straße, doch es ist klar zu erkennen, dass es nicht mehr tief ist. Wir können gefahrlos durchfahren. Vier, fünf Stunden früher hätte es vielleicht noch anders ausgesehen. Im Nachhinein bleibt festzuhalten, dass unsere Reiseleitung alles richtig gemacht hat. Wir haben den Regen und die kritischen Tage in Tata auf dem Campingplatz vorüber ziehen lassen und dann den besten Zeitpunkt für unseren Aufbruch erwischt. Und es war richtig, den Weg nach Foum Zguid einzuschlagen, wo wir nach 140 Kilometern und einer Rekordzeit von zweieinhalb Stunden ankommen und zwei Nächte bleiben werden.

Dabei haben wir uns an die Richtgeschwindigkeit von 80 km/h gehalten. Das war zuletzt – gerade unter Zeitdruck – nicht immer so, und deshalb gab es Diskussionen. Nicht zum ersten Mal. Da wurde aus dem einen Blickwinkel auf einem Campingplatz zu viel Wasser fürs Autowaschen verbraucht, aus der anderen Sicht war es viel weniger. Oder die Abstände in der Karawane waren dem einen zu groß, für den anderen genau richtig, die Pausen fürs Fotoschießen dem einen zu kurz, dem anderen zu lang. In der Argumentation fielen dann auch die ein oder anderen lauten Worte, aber dann war es auch schnell wieder vorbei. Ein tiefes Grollen hallte beim ein oder anderen vielleicht noch nach, aber irgendwann war es dann auch vergessen.

Das überrascht mich ein wenig. Unsere Reisegruppe bilden 18 Personen, Individualisten, von denen die Mehrzahl in ihren Berufen Häuptlinge waren, gewohnt, die Richtung vorzugeben und – wenn sie alleine fahren – sich nur nach Wind und Wetter zu richten. Im Team muss das anders sein. Hier steht das Wohl der Gemeinschaft an oberster Stelle. Dazu gehört das Funktionieren als Gruppe, was nur gelingt, wenn jeder sich mit seinen Eigeninteressen unterordnet, wenn jeder zum Indianer wird. Das kann für Häuptlinge manchmal schwierig sein. Zugegeben, ich hatte da vor der Reise meine Bedenken. Aber es klappt besser als gedacht, was vor allem auch daran liegt, dass Ricci und Brigitte in der Reiseleitung sich sehr konsequent an ihren Marschplan halten.

So sind wir jetzt trotz aller Probleme, Fragen und Zweifel wieder voll im Plan. Wir sind auf unserer Route und steuern Etappe für Etappe unserem Ziel entgegen: der Wüste. Und wie es aussieht, kann uns auf dem Weg dorthin nichts mehr aufhalten – auch kein Wind und Regen.

Antworten (1)

Richard
Im großen und ganzen muß ich aber schon festhalten, dass wir eine gut funktionierende Gruppe sind.. Eine solche Abenteuer Reise in Marokko durchzuziehen und das bei dieser Wetterlage verbirgt auch so manche Stress Situation.. aber wie Willi auch schreibt…man spricht darüber und alles ist wieder im Lot…👍👍

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