Salam Alekum!
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Sauber wie noch nie!

Veröffentlicht: 20.02.2023

20.02.23 Foum Zguid Neben mir auf dem Campingplatz Khama Park stehen Jan und Jeanette aus Holland mit ihrem Wohnmobil. Die beiden sind mir sofort aufgefallen, zum einen wegen ihrer Dogge und zum anderen wegen ihres Anhängers, in dem eine große Enduro auf ihren Einsatz wartet. Und wegen Jeannettes buntem Outfit, das die Lebensfreude signalisiert, die das seit über 50 Jahren verheiratete Ehepaar ausstrahlt.

Jan ist 73, Jeanette 72, und im Winter zieht es sie in die Sonne, weg von ihrer Heimat Nieuw-Vennep unweit von Amsterdam. Und wie sooft ging es auch dieses Jahr nach Marokko, wo Jan mit seiner Enduro über die Dünen flitzen kann, am liebsten allein. „Ja, zu Hause sagen sie, ‚der ist verrückt‘, aber ich liebe es. Und wenn ich nicht mehr tun kann, was ich liebe, was wäre das für ein Leben?“, sagt der Maler, der einen Sohn und eine Tochter zusammen mit Jeannette hat.

Die ist Geschäftsfrau und betreibt einen Laden mit Holzspielzeug für Kinder und Dekorationsmaterial. Sie hat mich heute morgen eingeladen, mit ihr ins örtliche Hamam zu gehen. Ein Hamam ist ein Dampfbad, in dem eine spezielle Badezeremonie abgehalten wird. Im Fokus steht dabei die Entspannung durch Wasserdampf und eine anschließende Massage mit Seifenschaum, erfahre ich im Internet. Jeannette schwört darauf und nützt jede Möglichkeit für ein solches Bad. Also gut, auf ins Hamam!

Wir kaufen auf dem Weg in einem kleinen Laden, eine Handvoll Seife, die mit einem Holzschaber aus einer Schüssel in ein Stück Folie gestreift wird, einen Topf mit Henkel, einen kleinen Hocker und einen Massage-Handschuh – alles aus Plastik. Schon bevor es ins Bad geht, werden Frauen und Männer getrennt. Das habe ich nicht so recht bedacht. Jetzt bin ich allein auf mich gestellt …

Ein älterer Herr bringt mich zu einer Tür, und als ich diese öffne, schlägt mir ein Schwall heißer Dampf ins Gesicht. Ich stehe in einem Raum, in dem sich ein Dutzend Männer an- und umkleiden oder ausziehen bis zur Unterhose. Die behalten sie an. Ich mache es genauso. Dann geht die Tür in einen Nebenraum auf, aus dem ich Lachen und Gemurmel höre. Als ein Mann auf mich zukommt, der der große Bruder von Arnold Schwarzenegger sein muss, schwant mir Böses. Er nimmt mir meine Utensilien aus der Hand und wirft sie in einen schwarzen Eimer. Mit einem Kopfnicken deutet er mir an, den Eimer zu nehmen und mitzukommen.

Wir gehen in den Nebenraum. Es ist heiß und durch den dichten Wasserdampf ist fast nichts zu erkennen. Er führt mich in eine Ecke, platziert mich auf meinem Hocker und klatscht mir die Seife auf den Rücken und den Bauch. Er deutet auf die fünf, sechs Männer in dem Raum und geht. Die Männer, alle in Unterhosen, seifen sich ein. Sie haben einen mit Wasser gefüllten Eimer neben sich, also stehe ich auf und fülle meinen Eimer auch mit Wasser aus einem der vielen Wasserhähne. Ich seife mich ein. Zehn Minuten, 15 Minuten, 20 Minuten. Alle seifen, also seife ich auch. Ab und zu schöpfen die Männer mit ihren Töpfen aus den Eimern etwas Wasser über ihren Körper. Also schöpfe ich auch.

Endlich kommt Arnold I. zurück. Wortlos zieht er mich von meinem Hocker und schleppt mich eine Tür weiter. Ich fürchte, Geduld gehört nicht zu den Stärken dieses Mannes ... Er deutet mir an, dass ich mich auf den Boden legen und Arme und Beine von mir strecken soll. Dann wird es ernst: Er zieht sich den Massage-Handschuh über, kniet sich neben mich auf den Boden und beginnt mich abzuschrubben. Ich beiße auf die Zähne – nein, ich verbeiße mir ein Schreien. Es tut höllisch weh! Mein Blick sucht die Stellen, die er schon bearbeitet hat … Da muss Blut sein! Aber ich finde keines. Er schrubbt und rubbelt und läßt keine – fast keine Stelle aus. Ich wusste, dass der Kerl Kraft hat, aber dass er so zudrücken kann ...

Ich muss mich umdrehen, dann hinsetzen. Schließlich kommt das Gesicht dran. Das erinnert mich an die Situation als Kind, wenn mir meine Mutter mit dem Waschlappen auf den Pelz gerückt ist. Furchtbar! Nach gut einer Stunde ist das Hamam für mich beendet. Arnold verlangt von mir 130 Dirham – das doppelte vom üblichen Preis. Ich bezahle es gerne. Nur raus hier!

Auf dem Nachhauseweg suche ich nach positiven Aspekten dieser Erfahrung. Ich finde nur einen: Ich bin sauber wie noch nie, so sauber, dass ich die restlichen drei Wochen auf dieser Reise nicht mehr Duschen muss.  

Antworten (3)

Tina
🤣🤣🤣🤣🤣 wie gerne hätte ich das gesehen 😆 und wer weiß, ob Arnold I. im Vorfeld nicht ein bisschen Geld zugesteckt wurde 😉.

Kerstin
Ich kriege mich gar nicht mehr ein vor Lachen .... Mensch Willi, was lässt Du auch alles mit Dir machen??? Wahrscheinlich bist Du vom ganzen Schrubben jetzt 3 cm kleiner :-)

Willi
Ich wäre froh, wenn's nur 3 cm wären ... 🤣 Ja, Schwesterherz, wenn Du auf dieser Reise dabei wärst, hätte ich dem Masseur vorher gesagt: Egal, was Du von meiner Schwester gekriegt hast, ich gebe Dir das Dreifache! Doppelt habe ich ja schon bezahlt. 😉

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