Veröffentlicht: 26.02.2023
26.02.23 Alnif – Merzouga Kinder sind ein großer Reichtum. In jeder Hinsicht. Ich habe schon viel von dem fröhlichen Lachen der Kleinen hier in geschwärmt, von ihrem unbeschwerten, freundlichen Wesen. Doch wie alles auf unserer Welt haben auch sie zwei Seiten – das hat sich heute bei unserer Durchfahrt durch Rissani gezeigt.
Die 20.000 Einwohner zählende Wüstenstadt liegt etwa 40 Kilometer vor unserem Ziel Merzouga. Ricci wollte Halt machen, weil einige noch Gasflaschen brauchten und einige der Frauen – ich kann hier keine Namen nennen, weil ansonsten dieser Blog mit diesem Beitrag heute enden würde – unbedingt auf dem Markt einkaufen wollten.
Mit zehn Wohnmobilen fuhren wir ins Zentrum der kleinen Stadt, durch enge Gassen, vorbei an drängelnden, lärmenden Lastwägen und Mopedfahrern, die mit ihrem Leben spielten. Wir fanden keinen Parkplatz und fuhren aus der Stadt hinaus, wo wir neben einem großen Feld anhielten, auf dem viele Kinder spielten. Wir standen noch nicht richtig, da waren wir schon von den Kleinen umringt. Sie klopften an die Scheibe, bettelten und deuteten an, dass sie Hunger hätten. Aber es waren einfach zu viele. Einige von uns stiegen schnell aus, aber noch schneller wieder ein.
Wir mussten weiter, aber wie sich bald herausstellte, waren wir in einer Sackgasse. Wir mussten wenden. Auf einer vier, fünf Meter breiten Straße für viele unserer Wohnmobil-Schiffer nicht zu schaffen. Wir fuhren weiter und fanden zum Glück einen Seitenweg, auf dem wir umdrehten. Ricci war geradeaus weiter gefahren, um vielleicht doch einen anderen Weg zu finden, wir anderen fuhren zurück – jetzt in einer gemischten Reihenfolge, nicht mehr nach Nummern geordnet. Das konnte ein Problem werden, denn nun wusste keiner genau, ob nicht vielleicht ein Fahrzeug fehlt.
Wir fuhren zurück und wieder durch die Nadelöhre dieser Stadt. Wir mussten stoppen, und plötzlich waren die Kinder wieder da. Sie kletterten auf die Stoßstangen trommelten an die Wägen. Aber jetzt bettelten und flehten sie nicht mehr, jetzt wurden sie mehr und mehr wütend. „Sie haben unsere Tür aufgerissen“, erzählt Birgit, „und wir hatten unsere Wertsachen offen auf dem Tisch.“ Mit deutlichen Worten und Gesten brachte Udo die Tür wieder zu. Die Situation verschärfte sich, als einige der Zwerge Steine aufhoben und zu werfen drohten. Was konnten wir tun? Wir kamen keinen Meter vor und keinen Meter zurück.
Es war unser Glück, dass unweit der Straße, in der wir standen, ein Polizist in einem Café saß und den Trubel mitbekam. Als er kam, verschwanden die Kinder in Windeseile. Der Mann zeigte uns, wie wir am schnellsten auf die Straße nach Merzouga fanden, und keine zehn Minuten später waren wir wieder auf der RN17A.
Wir hatten nach unserem Aufbruch in Rissani noch nicht viele Kilometer hinter uns, als sich das Landschaftsbild änderte. Am Horizont zeichnete sich zwischen der dunkelbraunen Steinwüste und dem dunkelblauen Himmel immer deutlicher ein beiges Band ab, das zunehmend dicker wurde. War das schon die Wüste. Ja, das war sie, die ersten Bilder der Sahara, Merzouga-Wüste mit den höchsten Dünen der Welt. Sie erreichen eine Höhe von bis zu 150 Metern. Und die werden wir in den nächsten Tagen erkunden.