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Stadtbummel durch Sidi Ifni

Veröffentlicht: 11.02.2023

11.02.23 Sidi Ifni Am Samstag morgen geht es in die Stadt – das war schon immer so. Ich kann mich noch erinnern, als ich ein kleiner Bub war, durfte ich mit meiner Uroma samstags immer in die Stadt. Und da bekam ich dann am Ende der Einkaufstour eine kleine Belohnung. Das war für mich das Größte! Irgendwann ging es dann nur noch in die Stadt, belohnen musste auch mich dann selbst, zum Beispiel mit einem Espresso am Kaffeestand oder einer frischen Rostwurst.

Heute bin ich in Marokko, am Atlantik, fast 4.000 Kilometer von zu Hause weg. Aber Samstage gibt es auch hier, ich muss in die Stadt, und ich würde Euch gerne mitnehmen auf eine kleine Bummeltour durch Sidi Ifni.

Es ist eine besondere kleine Stadt, dieses Sidi Ifni mit seinen 21.000 Einwohnern. Das hat mehrere Gründe. Zweimal regierten hier die Spanier für längere Zeit und noch heute sind deren Kolonialbauten an vielen Stellen erhalten. Außerdem wird hier neben Arabisch nicht Französisch, sondern Spanisch gesprochen. Die breiten Straßen sind von Palmen eingesäumt, und es gibt einige kleine, hübsche Parkanlagen. Die für Marokko typischen Straßenhändler fehlen komplett. Einzig hinter der Stadt, auf einem riesigen Sandplatz, verlieren sich ein paar Gemüsehändler. Der Wind macht an diesem Tag auch ihnen zu schaffen. Sie haben alle Hände voll zu tun, ihre Sachen zusammenzuhalten.

Mit dem Wind kommt der Sand, der Staub. Die westliche Sahara reicht hier in Sidi Ifni schon fast bis ans Meer hinunter. Daher ist die Landschaft eher karg und rauh, aber dafür umso ursprünglicher und wilder. Einige Strände sind hier flach, und man sieht vor allem Windsurfer die ihre Bretter weit ins Meer hinein tragen, immer auf der Suche nach einer Welle, die sie reiten können. Weiter nördlich, in Legzira, sind die Wellen schon so hoch, dass Schwimmen gefährlich werden kann.

Für mich ist ein Spaziergang durch die Stadt Abenteuer genug. Ich muss mir keine Gedanken machen, wie ich zurückfinde. Bergab komme ich irgendwann ans Meer und da geht es nur links oder rechts … Das kann dann nicht so schwer sein. Mein erster Stopp soll der Supermarkt sein, in dem ich mir ein Glas Orangenmarmalade kaufen will – so wie gestern schon. Doch dieses Glas ist verschwunden. Ich habe das ganze Wohnmobil auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Halt! Nichts, das stimmt nicht. Ich habe ein halb volles Glas spanische Nutella entdeckt. Im Abfalleimer. Wie es dahin gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Ich habe es dann leer gemacht, bevor auch das auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Im Supermarkt habe ich Irmi und Maria entdeckt. Ich war nicht überrascht. Wo auch immer es irgendetwas einzukaufen gibt, können die beiden nicht weit sein.

Bevor Maria und Irmi auf den Gedanken kommen, ich könnte ihnen beim Tragen ihrer sicher unzähligen Einkaufstüten zur Hand gehen, suche ich mit meinem Glas Marmelade das Weite. Es macht Spaß, Fotos zu sammeln von den kleinen Geschäften, von denen viele erst gegen Mittag öffnen. Die Cafés empfangen schon länger ihre Gäste. Wie immer sind das ausschließlich Männer. Ich hole mir einen Cappuccino und setze mich ihnen gegenüber unter einen riesigen, modernen Flachbild-Fernseher, auf den die meisten ganz gebannt starren. Ich riskiere einen Blick, was da im TV läuft und bin überrascht: Eine Ziege wird an den Vorderhufen operiert. Als ich nach etwa einer halben Stunde gehe, ist die Operation noch immer im Gange.

Einige Männer sitzen bei ihrem Kaffee oder Tee und hören mit Kopfhörer irgendetwas auf ihrem Handy, andere machen Notizen in ihren Heften oder verhandeln mit Geschäftspartnern. Das Café ist ein Treffpunkt für Männer. Dabei spielen Alter und Herkunft keine Rolle. Was fehlt, sind die Frauen. Auch beim Einkaufen sind sie gegenüber den Männern in der Unterzahl, egal, um welche Geschäfte es sich handelt. Aber das wird sich im Laufe der Jahre ändern. Es gibt einige junge, selbstbewusste Frauen, die schon keinen Schleier mehr tragen. Und sie werden mehr.

Auf dem Rückweg wird mir klar, warum die Männer hier einkaufen. Ich brauche Trinkwasser. Das gibt es hier nur in Plastikflaschen. Ich kaufe 12 Stück a 1,5 Liter für umgerechnet 6 Euro. Als mir der Verkäufer die beiden großen Sixpacks über die Ladentheke reicht, weiß ich, dass ich einen Fehler gemacht habe. Der Kilometer zurück zum Stellplatz wird lang. Aber vielleicht laufen mir auf dem Rückweg ja Irmi und Maria über den Weg …

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