Veröffentlicht: 12.02.2023
12.02.23 Sidi Ifni Wochenmarkt – die letzte Möglichkeit für einen Großeinkauf bevor es die nächsten 14 Tage Richtung Wüste geht. Wir waren ja nun schon auf mehreren Wochenmärkten, doch ich muss sagen, keiner gleicht dem anderen. Die Händler in Sidi Ifni stehen recht weit auseinander, was sich bei dem großen Platz hier natürlich auch anbietet. Es herrscht an fast allen Ständen reger Betrieb.
Ich stehe bei einem der Gemüsehändler an der Kasse an, weil ich mich an ein Gemüse-Omlette wagen will. Ich warte mit meiner Plastikschüssel voller Zwiebeln, Karotten, Tomaten, Paprika und viel Petersilie. Wie ein Roboter wiegt der Verkäufer ab und kassiert. Er lächelt, aber wohl in erster Linie, weil der Rubel rollt. Es ist nicht zu übersehen, dass er im Stress ist. Plötzlich schaut er mich an, drückt mir einen 50-Dirham-Schein und ein paar Münzen in die Hand und nimmt dem nächsten Kunden die Plastikschüssel voller Kartoffeln aus der Hand. Ich stehe mit großen Augen da und weiß nicht so recht, was ich tun soll. Ich schaue mich um, aber niemand von unserer Crew ist da. Plötzlich höre ich lautes Lachen und drehe mich um. Der Händler nimmt das Geld aus meiner offenen Hand und gibt es dem Mann neben mir. Ich muss auch lachen.
Ich sehe eine dunkelhäutige Frau in meinem Alter, die mit bunten Schals geschmückt ist. Das wäre ein super Foto, schießt es mir durch den Kopf. Ich frage die Frau auf Englisch, ob ich sie fotografieren darf. Sie schaut mich an und dreht sich plötzlich um. Da ist auch schon ihr Mann zur Stelle und kommt mit stolzgeschwellter Brust und die Hände zu Fäusten geballt auf mich zu. Birgit eilt mir zu Hilfe und redet auf den Mann ein, der in einer mir fremden Sprache wild gestikulierend mit mir schimpft. Er droht mir Prügel an, aber er versteht zum Glück auch ein paar Brocken Englisch, denn als ich ihm erkläre, dass ich kein Foto von seiner Frau geschossen habe, wird er ruhiger. Ich will ihm zeigen, dass auf meinem Handy kein Foto von seiner Frau ist, aber er winkt ab, packt seine Frau am Arm und geht. Nochmal mit heiler Haut davon gekommen …
Ich brauche Nervennahrung. Zum Glück bin ich heute bei Maria und Wilhelm zum Mittagessen eingeladen. Es gibt Rouladen. Mit Spätzle. In Marokko. Ich kann es kaum fassen. Rouladen sind mein Leibgericht und schon beim Essen weiß ich, dass das mein Leben lang so bleiben wird. Es schmeckt einfach großartig!
Essen ist auch für Hanne und Bernd ein zentrales Thema in ihrem Leben. Die beiden betreiben zusammen mit ihrem Sohn Florian in der Nähe von Traunstein einen Catering-Service und eine mobile Hendl-Braterei. Bernd, der das Unternehmen aufgebaut hat, ist die Arbeit in vielen Jahren ans Herz gewachsen. Er darf organisieren, tüfteln, an neuen Ideen basteln. Er würde auf der einen Seite gerne mehr und länger reisen, aber auf der anderen Seite ist das Geschäft, mit dem er seinen Sohnemann nicht alleine lassen will und die Arbeit, die er liebt.
Auch Hanne reist gerne, „aber bitte nicht so lange“, sagt sie. Nicht wegen dem Geschäft, bei ihr ist es die Familie, die sie nur schweren Herzens alleine lassen kann. Die Angebote der Reisemobilfreunde Europa machen es den beiden leichter, immer wieder mal über ihren Schatten zu springen und einfach loszulassen. Seit 2019 gehen sie mit RMF auf Tour, waren schon in Sardinien, Spanien, in der Lausitz oder im Ammerland an der Nordsee und jetzt eben in Marokko. „Wir waren Anfänger und fühlten uns in der Gemeinschaft einfach gut aufgehoben“, sagt Bernd. „Ich kann die Reisemobilfreunde nur jedem empfehlen.“ Auch in Vorbereitung auf das Älterwerden. „Ich sage Ricci immer wieder, dass seine Reisen einen guten Vorgeschmack bieten auf das betreute Wohnen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Ricci darf es als Kompliment auffassen.