Salam Alekum!
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Nichts für schwache Nerven!

Veröffentlicht: 21.01.2023

21.01.23 Algeciras – Asilah: Ich war auf vieles vorbereitet, doch dieser erste Eindruck von Marokko hat mich überrascht: Das Auftreten der Grenzbeamten und der Polizei war nichts für schwache Nerven und erinnerte mich an Szenen aus alten Spielfilmen – selbst erlebt hatte ich so etwas noch nicht – bis heute. Doch dazu später mehr.

Um 6 Uhr war die Nacht für mich zu Ende. Ich war putzmunter. Ich hatte gut geschlafen, zum ersten Mal auf dieser Reise ohne Heizung. Kein Problem. Wir machten uns kurz vor 9 Uhr auf den Weg in den nahegelegenen Hafen. Kurz vor 9.30 Uhr waren wir da. Die Tickets hatte Carlos für uns optimal vorbereitet, und so verlief das Einschiffen ohne große Probleme. Ich freute mich auf die Überfahrt an Deck mit Blick auf die Wasserstraße von Gibraltar, aber daraus wurde nichts. Da wir die Passformalitäten an Bord erledigen wollten, mussten wir uns am entsprechenden Schalter anstellen. Doch der war leider nicht besetzt. Nach fast einer Stunde Wartezeit kam dann ein Angestellter, der einen Computer unter den Arm geklemmt hatte, unter dem Applaus der Passagiere herangewackelt. Die Formalitäten gingen dann unerwartet schnell, so dass wir doch noch das Deck entern konnten. Aber das hätten wir uns sparen können, denn der Wind war so stark, dass wir fürchten mussten, von Bord geblasen zu werden.

Nach der Ankunft und dem Ausschiffen mit unseren Wohnmobilen wartete die Grenzkontrolle auf uns. Wir mussten Pässe und Kfz-Zulassung abgeben. Dann wurden wir herausgewunken. Überall bis an die Zähne bewaffnete Grenzer, am Straßenrand Pkws und kleine Lastwägen, die ihre ganze Ladung ausräumen mussten. Vor mir in der Reihe hatte es einen Kombi erwischt, der bis unters Dach mit nagelneuem Kochgeschirr beladen war. Der Fahrer musste alles ausladen. Ich wollte davon ein Foto für den Blog machen, aber ein Schnappschuss durch die Windschutzscheibe war zu kompliziert und so ließ ich es. Zum Glück: Zehn Minuten später kamen zwei Grenzer auf mich zu, der eine sprach mich an, der andere sicherte mit einer Maschinenpistole. Er fragte mich in gebrochenem Englisch, ob ich ein Foto gemacht hätte. Ich wusste sofort, dass mich da jemand beobachtet haben musste. Ich sagte nein, aber er glaubte mir nicht. Ich sollte ihm mein Handy geben. Ich griff in die Hosentasche und sah, wie der Mann mit der Maschinenpistole zuckte. Ganz langsam zog ich mein Handy heraus und gab es dem Grenzer. Der kannte sich aus mit Handys, öffnete auf dem iPhone die App Fotos und kontrollierte die Aufnahmen. Es war nichts dabei. Ich dachte schon, die beiden würden mir jetzt einen Denkzettel verpassen und mich mein Wohnmobil ausräumen lassen. Aber sie gaben mir meine Papiere zurück und winkten mich weiter. Das war knapp …

Die Grenzkontrolle sprengte unsere Gruppe. Berndt und Brigitte sowie Martin und Angelika waren verschwunden. Wir warteten vielleicht 20 Minuten auf einem Seitenstreifen, aber niemand kam. Die beiden Gespanne waren auch telefonisch nicht mehr erreichbar, weil sie schon marokkanische Telefonkarten eingelegt hatten. So machten wir uns zu siebt auf den rund 70 Kilometer langen Weg nach Asilah. Schon mal vorweg: Dort trafen wir die Vier auf dem Weg zum Campingplatz. Aber die gut drei Stunden bis dahin hatten es in sich: Auf den Straßen war der Teufel los! Auf den zwei, drei, vier Spuren spielten alle verrückt. Niemand hielt sich an eine Geschwindigkeitsbegrenzung, beachtete eine Vorfahrt oder Mindestabstände. Das war ein purer Überlebenskampf, wobei hier nicht der Stärkere gewann, sondern der mit den wenigsten Hemmungen. Den Vogel schoss ein Mopedfahrer ab, der in einem Kreisel ein Taxi schnitt und dabei nur durch eine Vollbremsung einen Zusammenstoß verhindern konnte. Daraufhin verfolgte er das Taxi und bremste es aus – Mitten auf dem Kreisel. Der Taxifahrer öffnete die Tür, und ich sah schon zwei lange Messer in der Sonne blitzen. Doch nach zehn Sekunden hoben beide die Hand, lächelten sich an und fuhren weiter.

Das taten wir auch. Dass alle acht Wohnmobile diesen Hexentanz ohne Unfall überstanden haben, ist für mich ein kleines Wunder. Wir stehen jetzt auf einem Campingplatz in Asilah, wo es die vergangenen Tage geschüttet haben muss. Der Boden ist total aufgeweicht. Aber auch das kann uns nicht mehr groß stören. Wir sind in Marokko, in Afrika, auf einem anderen Kontingent. Und morgen ist Rasttag. Erst am Montag geht es weiter. Ich glaube, die Pause tut jedem gut.

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